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Stellenanzeigen: Fake oder echt?

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

13. Januar 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Die Stellengesuche in der Mittwochsausgabe der OVB-Heimatzeitungen sorgten für heftige Diskussionen. Denn 19 Stellengesuche kamen von ungeimpften Pflegekräften. Real? Fake? Koordinierte Aktion? Innpuls.me hat mit einer Rosenheimer Pflegekraft gesprochen, die erzählt, wie es zu den Stellengesuchen gekommen ist und demnächst eine ähnliche Anzeige aufgeben will.

Eva Meier (Name von der Redaktion geändert) arbeitet schon seit langer Zeit bei den RoMed-Kliniken. Ihren wahren Namen will sie aktuell noch nicht in der Öffentlichkeit lesen. Sie habe Angst vor Konsequenzen. „Ich muss mir eh schon jeden Tag bei der Arbeit so viel anhören. Zuletzt wurde mir sogar von jemanden gesagt, geh sterben“.
Eva Meier will sich dennoch nicht impfen lassen. Ihre Gründe: „Ich bin absolut kein Impfgegner. Aber bei dieser Impfung habe ich kein gutes Bauchgefühl. Ich kann vielleicht mich damit für einige Wochen schützen, aber ansteckend für meine Mitmenschen bleibe ich. Außerdem habe ich Corona selbst schon gehabt.“
Aktuell hofft die Rosenheimerin noch, dass es letztendlich doch keine Impfpflicht für das Pflegepersonal geben wird. Sollte es aber so weit kommen, will sie sich eine Arbeit in einer anderen Branche suchen: „Da gibt es für mich nichts mehr zu überlegen“.
Mit ihrer Meinung sei sie nicht die Einzige in der Region Rosenheim. Aus diesem Kreis heraus sei dann auch die Aktion mit den Stellengesuchen in den OVB-Heimatzeitungen und verschiedenen anderen Zeitungen in der Region entstanden. Der Wortlaut darin beispielsweise: „Ex. Kinderkrankenschwester und Rettungssanitäterin ungeimpft sucht ab 15.3.2022 eine neue Arbeitsstelle“ oder „“Fachkrankenschwester Intensiv, ungeimpft, su. ab 15. März neue Arbeitsstelle.“

„Da ist nichts gefälscht
worden“

„Allesamt reale Anzeigen“, betont Eva Meier.  „Da ist nichts gefälscht worden. Dahinter stehen tatsächlich Pflegekräfte, einige kenne ich persönlich“, erzählt sie. Auch sie habe jetzt bereits ein Stellengesuch mit ähnlichem Wortlaut verfasst. Und dieses soll dann zusammen mit dem nächsten Schwung derartiger Stellengesuche in Kürze erneut in verschiedenen Zeitungen abgedruckt werden.
Möglich sei außerdem, dass ungeimpfte Pflegekräfte in der Region sich in naher Zukunft zeitgleich krankmelden: „Wir müssen jetzt einfach immer wieder in die Öffentlichkeit gehen, Zeichen setzen, um zu zeigen, was passiert, wenn wir alle gleichzeitig ausfallen.“

Offener Brief an
die Regierung

Aktuell werden Unterschriften von Pflegekräften und Mitarbeitern von Kliniken und Einrichtungen in der Region gesammelt, denen ab dem 15. März die Freistellung oder Kündigung droht. Weit über 100 habe man bereits zusammen, erzählt Eva Meier, die dann auch bei der Übergabe an Politikern aus unserer Region dabei sein will. Die Mitglieder des Bundestages werden in dem Schreiben aufgefordert, das entsprechende Gesetz zurückzunehmen.

Hier der ganze Wortlaut:

„Nachdem noch vor wenigen Monaten für uns Pflegende geklatscht wurde, gibt es nun ab dem 15.03.2022 die Impfpflicht-Klatsche. Am 10.12.2021 beschloss der Bundestag und Bundesrat das Gesetz zur „Stärkung der Impfprävention gegen Covid 19“. Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs müssen künftig nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind oder aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Es ist ein schwarzer Tag für die Menschenrechte in Deutschland. Vor allem aber ist es ein schwarzer Tag für diejenigen, die dieses Gesetz zu schützen vorgibt, nämlich die Kranken, die Alten, die Betreuten. Patientenschützer warnen vor zu erwartenden massenhaften Kündigungen genau in dem Bereich, der von der Politik ohnehin nie wertgeschätzt, sondern kaputtgespart und systematisch ausgedünnt wurde.
Wir sind engagierte und motivierte, ungeimpfte oder bereits länger genesene Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Fachkräfte für Intensiv und Anästhesie, Ärzte, Arzthelferinnen, Hebammen, Altenpfleger*innen, Heilerziehungspfleger*innen, Physiotherapeut*innen und Ergotherapeuten, Verwaltungsangestellte aber auch Handwerker, Küchen- und Reinigungspersonal, ohne die eine Pflegeeinrichtung nicht funktionieren würde und die nun auch durch das Gesetz betroffen sind. Für uns stellt das Gesetz ein Berufsverbot dar.
Wir sind uns sicher: Mit diesem Gesetz wird kein pflegebedürftiger Mensch und kein Intensivpatient besser oder sicherer betreut werden, aber viele Fachkräfte werden sich gezwungen sehen, zu gehen. Wir sind getestet und gesund und wir verrichten unsere Arbeit genauso verantwortungsvoll wie unsere geimpften Mitarbeiter, welche das Virus auch haben und übertragen können. Denn leider vermitteln die Covid-19- Impfstoffe keinen nachhaltigen und zuverlässigen Fremdschutz.
Viele von uns haben sich bereits zum 15.03.2022 bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend
gemeldet. Welche Auswirkungen der „Rausschmiss“ von uns Ungeimpften auf die verbleibenden und bereits stark belasteten (noch) geimpften Mitarbeiter haben wird, ist noch nicht absehbar. Wir befürchten, dass diese Impfpflicht katastrophale Folgen für unsere Patienten haben wird und sich die Versorgungssituation durch das Gesetz zusätzlich verschlechtert. Jedes abgebaute Intensivbett ist fehlendem Personal geschuldet.

Wir fordern die Mitglieder des Bundestages auf, dieses unsägliche Gesetz zurückzunehmen.

Wir fordern den Erhalt einer freien, individuellen und verantwortungsvollen Impfentscheidung nach differenzierter, umfassender und ergebnisoffener Beratung. Impfungen, die gegen den ausdrücklichen Willen eines Menschen verabreicht werden, greifen tief und nachhaltig in das Selbstbestimmungsrecht ein und somit auch in die Würde des Menschen. Die Einführung einer Impfpflicht stellt einen schweren Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und nun auch in die Freiheit der Berufsausübung dar.
Wir wollen unseren Beruf, der für uns eine Berufung darstellt, nicht freiwillig aufgeben und werden gegen diese Entrechtung klagen. Sollte dies nichts ändern, sehen wir uns gezwungen unseren Beruf schweren Herzens niederzulegen.“

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