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Stirbt die Rosenheimer Innenstadt aus?

von links Christian Hörmann, Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Professor Dr. Alain Thierstein. Fotos: Innpuls.me

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

26. Januar 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – „Stirbt die Rosenheimer Innenstadt aus?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion am gestrigen Donnerstagabend (25.1.2024) im „Affekt“ in Rosenheim. Das Interesse an dieser Veranstaltung war groß, aber konkrete Lösungen für den Wandel wusste niemand. 

Blick in die Besucherreihen. Fotos: Innpuls.me

Die Sitzplätze im „Affekt“ reichten bei weitem nicht aus. Viele Besucher lauschten den Ausführungen stehend. Fotos: Josefa Staudhammer

Veranstalter war das Rosenheimer Forums für  Städtebau und Umweltfragen im Rahmen der Reihe (Reden über Rosenheim). Als Moderator fungierte Christian Poitsch.

Neben Christian Hörmann, Mitautor des Einzelhandelsentwicklungskonzepts der Stadt Rosenheim und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März nahm auch Professor Dr. Alain Thierstein an der Veranstaltung teil. Er hat den Lehrstuhl für Raumentwicklung an der Technischen Universität München inne.
Zuerst präsentierte Professor Dr. Thierstein einige Grafiken, die dokumentierten, wie sich die Passantenfrequenz in einigen größeren Städten in den vergangenen Jahren verändert hat. Da gab es natürlich den massiven Einbruch während der Corona-Pandemie – aber danach ging es wieder aufwärts und die Zahl pendelte sich wieder auf die Vor-Corona-Zeit ein. Also alles in Ordnung? Nein, meint Professor Thierstein. „Nix ist gut“; steht für ihn fest. Die Grafiken würden derzeit noch nicht widerspiegeln, wohin die Reise geht. Die Innenstadt als alleiniges Shoppingparadies – das war einmal, ist er sich sicher: „Was bisher war, wird nie mehr so sein“.

„Es ist alles möglich“

Darum sei es für die Städte nun dringend an der Zeit, neue Wege zu beschreiten, um die Innenstädte weiter mit Leben zu füllen.
Nur wohin diese Wege führen – das weiß aktuell noch niemand. „Es ist alles möglich“, meint zumindest Professor Thierstein. Für ihn vorstellbar ist beispielsweise, dass ein Shopping-Center in Zukunft weit mehr bietet als Waren. Dort untergebracht werden könnten auch Möglichkeiten für Sport und Unterhaltung.
Sicher ist er sich, dass es zukünftig in den Städten sowohl kommerzielle als auch nicht kommerzielle Angebote geben muss und der Weg weg geht vom Eigentum hin zu „Sharing is Caring“ (zu Deutsch: Teilen heißt, sich zu kümmern). Mit ins Boot holen müsste man dafür alle – also Politik, Stadtverwaltung, City-Management, Vermieter und Mieter, sprich damit auch Einzelhandel und Gastronomie. Und diese müssten dafür auch mal aus ihrer Komfortzone herauskommen.

Auch für Christian Hörmann steht fest, dass es einen Wandel der Innenstadt geben wird und muss. Den Visionen von Professor Dr. Thierstein stimmt er im Großen und Ganzen auch zu, aber eines steht für ihn dabei auch fest: „Ohne Rentabilität wird sich eine neue Idee kaum durchsetzen lassen.“
Seit 24 Jahren begleitet Hörmann nun bereits die Stadt Rosenheim. Die „Alles geht den Bach hinunter“- Mentalität will er nicht teilen. „Wir haben Chancen“, ist er sich sicher. Die Passantenfrequenz in der Innenstadt sei ja da, nur so viel gekauft wir früher werde halt aktuell aus verschiedenen Gründen heraus nicht mehr.

„Da werden Flächen frei für Neues“

Dass es sehr viele Leerstände in Rosenheim gibt, fällt jeden auf, der derzeit einmal mit offenen Augen durch die Innenstadt geht. „Das kann man sicher negativ sehen, aber man kann positiv denken: da werden Flächen frei für Neues“, so Hörmann.
Und damit war man dann wieder bei dem Punkt, was dieses Neues alles sein könnte…

Für Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März steht fest, um die Innenstadt auch zukünftig lebendig zu halten, muss man dafür sorgen, dass sich die Menschen „draußen wohler fühlen als Zuhause“.

Professor Dr. Alain Thierstein bei seinem Vortrag zum Einstieg in das Thema. Foto: Innpuls.me

Professor Dr. Alain Thierstein bei seinem Vortrag zum Einstieg in das Thema.

Wie man das erreichen könnte, darüber diskutierten dann auch die Besucher der Veranstaltung mit, darunter auch einige Einzelhändler und Immobilienbesitzer. Ein Vorschlag lautete beispielsweise, ein Cafè in der Münchener Straße zwischen Atrium und Galeria Kaufhof Karstadt aufzumachen. „Es gibt Mieter, die sich dafür interessieren, aber leider sind die Auflagen sehr hoch, insbesondere bei der Stellplatzablöse“, meinte eine Immobilienbesitzerin.
Ein anderer Besucher sprach sich dafür aus, dass Autos zukünftig drei Stunden kostenlos in der Innenstadt parken dürfen. Dafür erntete er aber umgehend Kritik aus den Reihen derer, die sich für ein Umdenken in Sachen Mobilität hin zu ÖPNV und Rad aussprechen. Für Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März nichts Neues. „Das Thema mit Parken und Verkehr ist auch in Stadtrat am schwierigsten“: 
Eines wurde auch da wieder klar – die eine Lösung, die alle mittragen können und wollen, wird es sicher auch beim Wandel der Innenstadt nicht geben.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Josefa Staudhammer)

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