Hilpoltstein / Bayern – Seeadler, Rotmilan, Mäusebussard und Uhu: drei bestätigte und zwei Verdachtsfälle auf Vergiftung in den Landkreis Regensburg und Amberg-Sulzbach melden Tatort Natur, LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung.
Innerhalb kurzer Zeit sind im Regierungsbezirk Oberpfalz laut einer gemeinsamen Pressemitteilung von Tatort Natur, LBV und der Gregor Louisoder Umweltstiftung mehrere nachweislich vergiftete Greifvögel aufgefunden worden. Im Landkreis Amberg-Sulzbach starb nahe Hahnbach ein Seeadler am Rattengift Brodifacoum. Das bestätigten die seit kurzem vorliegenden Befunde der toxikologischen Untersuchungen der LMU in München. Ein Rotmilan und ein Mäusebussard im Raum Kallmünz (Landkreis Regenburg) verendeten nach einer Vergiftung mit dem illegalen Kontaktgift Carbofuran. Das als Insektizid eingesetzte Kontaktgift ist seit 2007 in der EU verboten und stellt auch eine Gefahr für Kinder und Hunde dar. „Zur eigenen Sicherheit rufen wir Spaziergänger und Hundehalter in der Gegend um Kallmünz dazu auf, besonders vorsichtig zu sein“, erklärt Ferdinand Baer, Leiter der LBV-Vogelstation in Regenstauf. Über diese drei Fälle hinaus wurden der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und die GLUS (Gregor Lousioder Umweltstiftung) über den Fund von zwei weiteren toten Greifvögeln im Landkreis Regensburg informiert. Der Uhu sowie ein weiterer Rotmilan werden momentan noch auf mögliche Vergiftungen untersucht.
Auch für Kinder und Hunde große Gefahr
Dass Greifvögel, wie in den beiden jüngst bestätigten Fällen ein Rotmilan und ein Mäusebussard im Raum Kallmünz (Landkreis Regensburg), mit dem illegalen Insektizid Carbofuran vergiftet werden, sei leider keine Seltenheit. „Es ist eine Straftat streng geschützte Arten illegal zu töten. Wir setzen uns deshalb intensiv dafür ein, dass diese verfolgt werden und bringen jeden Fall zur Anzeige“, erklärt Ferdinand Baer, der Leiter der LBV-Vogelstation Regenstauf. Das nachgewiesene Kontaktgift ist hochtoxisch und in der EU seit 2007 verboten. Es wirkt bereits bei Hautkontakt und stellt deshalb auch für Kinder und Hunde eine enorme Gefahr dar.
Toten Uhu in Kaltmünz gefunden
Vergangene Woche fanden Spaziergänger ebenfalls bei Kallmünz einen toten Uhu. 20 Kilometer weiter südlich, in der Region Eilsbrunn, wurde vor drei Woche außerdem ein weiterer toter Rotmilan entdeckt. Ob die beiden Funde in Zusammenhang mit den Vergiftungsfällen bei Kallmünz stehen, ist unklar. Da beide Vögel keine äußeren Verletzungen aufweisen, vermuten LBV und GLUS, dass auch diese beiden Tiere an einer Vergiftung gestorben sein könnten. „Bis die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung eintreffen, wird es aber noch eine Weile dauern. Eine sichere Aussage über die Todesursache ist erst dann möglich“, so Ferdinand Baer vom LBV.
Seeadler im Landkreis Amberg-Sulzbach stirb an Rattengift
Auch aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach erreichten den LBV und die GLUS darüber hinaus ein schockierender Fall. Dort zeigen die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung eines Seeadlers, dass dieser mit dem Rattengift Brodifacoum in Kontakt gekommen war und wohl infolgedessen starb. Ein Jäger hatte das Adlerweibchen, das bei Hahnbach seit mehreren Jahren mit ihrem Partner brütete, Anfang März tot aufgefunden. In der Gegend um den Brutort der Seeadler wird kommerzielle Teichwirtschaft betrieben. Auch der Fischotter, der immer wieder im Zentrum von Konflikten zwischen Naturschutz und Fischereiwirtschaft steht, lebt dort. LBV und GLUS halten es für wahrscheinlich, dass das Gift eigentlich nicht dem Seeadler, sondern einem anderen Tier galt. Ob der Seeadler den Giftköder selbst fraß oder ein Tier erbeutete, welches das Gift vorher aufgenommen hatte, ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Brodifacoum ist hochgiftig und darf offiziell nur noch an Personen verkauft werden, die nachweisen können, dass sie eine Schulung zum Umgang damit besucht haben. Doch auch wer einen solchen Nachweis besitzt macht sich strafbar, wenn er mit dem Gift geschützte Arten tötet. „Unsere Erfahrungen mit Rattengift bestätigen in diesem aktuellen Fall erneut, dass – selbst bei sachgemäßer Anwendung – streng geschützte Wildtiere durch Sekundärvergiftungen getötet werden. Daher ist ein generelles Verbot von chemischen Mitteln zur Bekämpfung von Nagetieren mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen längst überfällig und der einzig richtige Weg, um seltene heimische Arten – wie auch Haustiere – vor dieser vermeidbaren Gefahr zu schützen“, so die GLUS-Fachreferentin für Naturschutz Franziska Baur.
Aufklärung illegaler Tötung von Wildtieren schwierig
Die Aufklärung illegaler Tötungen von Wildtieren ist schwierig, deshalb hoffen LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Spaziergänger, die einen toten Greifvogel, oder Säugetiere wie Biber und Fischotter oder Fleischreste, Eier oder Geflügelteile auf einer Wiese oder im Feld finden, sollten dies umgehend der Polizei und zusätzlich online unter www.tatort-natur.de melden“, erklärt Franziska Baur.
(Quelle: Pressemitteilung Tatort Natur, LBV und Gregor Louisoder Umweltstiftung)
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