Traunstein – Die Egerndacher Filz südlich des Chiemsees im Landkreis Traunstein zählt zu den schönsten Filzlandschaften im Chiemgau und steht seit Jahren unter Naturschützer. Nun haben LBV-Mitarbeiter auf mehreren Hektar frische Entwässerungsgräben entdeckt. Der LBV fordert di Regierung von Oberbayern auf, „umgehend den Rückbau dieser Drainagen anzuordnen“.
Die Drainagen wurden wohl von Landwirten verlegt, um die Wiesen trockenzulegen und damit landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Der LBV ist davon überzeugt, dass diese Eingriffe im ausgewiesenen europäischen FFH- und Vogel-Schutzgebiet nicht von einer guten fachlichen Praxis der Landwirtschaft gedeckt sind. Zumal laufen sie den Planungen der bayerischen Staatsregierung im Hinblick auf eine Wiedervernässung von Mooren und organischen Böden zuwider. „Das Vorgehen, Feuchtwiesen tief zu entwässern, passt nicht mehr in die heutige Zeit. Deshalb haben wir diese Maßnahmen bei der Regierung von Oberbayern angezeigt und die zuständigen Naturschutzbehörden aufgefordert, umgehend den Rückbau dieser Drainagen anzuordnen“, kommentierte Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter Naturschutz, die Eingriffe.
Drainagerohre bis an den
Moorwald gezogen
Frank Weiß, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Traunstein, ist empört: „Die Gräben zur Aufnahme der Drainagerohre wurden bis an den Moorwald gezogen.“ Alle betroffenen Flächen liegen zudem in der Kulisse des LIFE-Natur-Projekts „Südlicher Chiemgau“, dessen Ziele Förderung und Entwicklung bedrohter Lebensraumtypen, Hydrologische Sanierung und Renaturierung von Hochmooren mit 3,08 Mio. Euro aus EU- und Landesmitteln gefördert wurden. „Landstriche zu entwässern, in die man zuvor Steuergelder investiert hat, um diese wiederzuvernässen, ist ein Schildbürgerstreich erster Güte. Da auch in Südbayern in Zukunft weniger Niederschläge zu erwarten sind, muss alles dafür getan werden, das Wasser im Boden zu halten. Und wenn nach Starkregenereignissen das Wasser nicht sofort durch Drainagen und Gräben aus der Landschaft abfließt, können auch Hochwasserkatastrophen, wie zum Beispiel letztes Jahr in Westdeutschland, verhindert werden“, so Weiß.
Auch nach Veröffentlichung des „Masterplans Moore“ in Bayern und aktuellen Ankündigungen zum Moorschutz durch die bayerische Staatsregierung werden immer noch Feuchtwiesen trockengelegt. Die aktuell betroffenen Flächen im EU-Schutzgebiet sind auch Bestandteil der noch 2021 im Auftrag des bayerischen Landesamtes für Umwelt kartierten Wiesenbrüterkulisse. „Eine ausreichende Bodenfeuchte ist ein Schlüsselfaktor für den Bruterfolg der wiesenbrütenden Vogelarten, wie zum Beispiel Bekassine und Wiesenpieper. Und es wird mittlerweile landesweit offensichtlich, dass viele Wiesenbrütergebiete klimawandelbedingt unter Wassermangel leiden“, sagt Andreas von Lindeiner.
Da die betroffenen Flächen südlich des Chiemsees als Feuchtgrünland einzustufen sind, war der Eingriff aus Sicht des LBV ein Verstoß gegen das Bayerische Naturschutzgesetz. Der LBV hat deshalb die Regierung von Oberbayern dringend gebeten, in Zusammenarbeit mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde den Rückbau dieser Drainagen zu veranlassen.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Copyright Frank Weiß /LBV Traunstein)
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