Hilpoltstein / München / Bayern – Vom vergifteten Seeadler bis hin zum beschossenen Weißstorch: Zahlreiche Fälle von Naturschutzkriminalität konnten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und die Gregor-Louisoder Umweltstiftung (GLUS) im Rahmen ihres gemeinsamen Projekts „Tatort Natur“ im Jahr 2023 dokumentieren. Die traurige Jahresbilanz beinhaltet neben 19 nachweislich vergifteten Eulen- und Greifvögeln auch sechs Fälle, in denen geschützte Vogelarten beschossen wurden. LBV und GLUS gehen darüber hinaus von einer hohen Dunkelziffer an Naturschutzdelikten aus. „Besonders betroffen macht uns, dass alle diese Fälle bisher folgenlos für die Täter blieben“, erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter für Naturschutz. Die Projektpartner setzen sich deshalb auch im kommenden Jahr weiterhin für die Strafverfolgung ein und bringen jeden Fall zur Anzeige.
Insgesamt 86 tote Vögel wurden im Laufe des Jahres 2023 vom LBV dokumentiert. Ist die Todesursache des Vogels bei einer Obduktion nicht ersichtlich, leitet der LBV für gewöhnlich eine toxikologische Untersuchung ein. In 19 Fällen ergab diese, dass der tote Vogel an einer Vergiftung verstorben war. Besonders häufig kam dabei das Nervengift Carbofuran zum Einsatz. „Dieses Nervengift ist bereits seit 2007 in der EU verboten und kann bereits bei Hautkontakt ernste gesundheitliche Folgen haben – besonders für Kinder und Haustiere“, so Andreas von Lindeiner. Die meisten vergifteten Greifvögel stammten aus der Oberpfalz, insbesondere aus dem Landkreis Regensburg. Auch in Niederbayern, Oberbayern, Mittel- und Oberfranken konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer Vergiftungsfälle nachweisen.
Darüber hinaus kamen im Jahr 2023 mindestens sechs Mal Schusswaffen gegen streng geschützte Vogelarten zum Einsatz. Ein Weißstorch, ein Graureiher und ein Turmfalke konnten glücklicherweise rechtzeitig gefunden werden und überlebten deshalb. „Auch beim Beschuss auf Vögel ist die Oberpfalz trauriger Spitzenreiter, gefolgt von Oberbayern und Niederbayern“, erklärt von Lindeiner.
Uhu war am häufigsten betroffen
Am häufigsten von Naturschutzdelikten betroffen waren Uhu (sechs), Rotmilan (vier) und Mäusebussard (vier). Für Aufsehen hatte darüber hinaus im Sommer der Fall eines toten Seeadlers im Landkreis Amberg-Sulzbach gesorgt. Er starb an einer Vergiftung mit dem Rattengift Brodifacoum. Ob es sich dabei um eine vorsätzliche Vergiftung des Greifvogels handelt oder der Seeadler möglicherweise ein anderes Tier fraß, welches das Gift vorher aufgenommen hatte, ist schwer nachzuvollziehen. In anderen Fällen, wie beispielsweise dem eines toten Rotmilans im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, gehen die Naturschützerinnen und Naturschützen allerdings von einer gezielten Tötung aus: Dort fanden LBV-Aktive neben dem vergifteten Vogel auch eine vergiftete Hauskatze und mehrere präparierte Giftköder.
Im Rahmen des Projekts wurde auch 2023 eine Vielzahl an Schulungen rund um Naturschutzkriminalität, zum Beispiel an Landratsämtern, sowie eine Fachtagung, bei der auch Mitarbeitende der Polizei referierten, durchgeführt. Durch die wertvolle Aufklärungsarbeit ist das Thema in vielen Behörden mittlerweile bekannt und die nötigen Abläufe zur Meldung und Dokumentation haben sich etabliert. Zudem gibt es inzwischen einen Handlungsleitfaden für alle Polizeibehörden in Bayern. „Die Sensibilisierung von Gesellschaft, Polizei und Behörden ist entscheidend, um bei der Strafverfolgung tatsächlich Erfolge zu erzielen. Wir hoffen, dass so zukünftig viele der Delikte aufgeklärt werden können. Bisher konnten leider nur in wenigen Fällen Tatverdächtige ausfindig gemacht werden“, erklärt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz,
(Quelle: Pressemitteilung LBV-Tatort Natur / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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