Hilpoltstein / Bayern – Dem aktuell extrem kühlen Frühling zum Trotz stimmen die Vögel in Bayern derzeit dennoch zum morgendlichen Konzert an. Gerade in dieser Jahreszeit melden sich Singvögel lautstark zu Wort, um ihr Revier abzugrenzen und einen Partner anzulocken. Der bayerische Naturschutzverband LBV gibt Tipps, wie die einzelnen Sänger an ihren Melodien und Stimmen zu unterscheiden sind und wann die beste Zeit zum Zuhören ist.
Das rhythmische Tschilpen von Haus- und Feldsperling lässt sich relativ leicht aus den anderen Stimmen heraushören. Aber wie unterscheidet man die beiden Vogelarten am Gesang? Hierfür braucht es Übung, denn das „Tschip“ und „Tschep“ von Haus- und Feldsperling ähnelt sich stark. Leichter ist dagegen das „di da, di da“ oder „zizibäh“ der Kohlmeise zu vernehmen. Ebenso macht es uns der Zilpzalp einfach, wenn er unermüdlich seinen eigenen Namen wiederholt. „Manche Vogelgesänge ähneln aus dem Alltag bekannten Geräuschen. So erinnert der Gesang des Hausrotschwanzes zum Beispiel an knirschende Steine, das hohe, klirrende Lied des Girlitzes an einen Schlüsselbund oder eine rostige Fahrradkette“, erklärt Philipp Herrmann. Melodiös und abwechslungsreich erklingen die Lieder von Amsel und Rotkehlchen. Während die Amsel wohlklingende Flötenmotive vorträgt, ertönt der Gesang des Rotkehlchens silberhell, perlend und melancholisch. Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star. Er imitiert oft andere Vogelstimmen und macht so seinem Namen alle Ehre.
Grünspecht „lacht schallend“
Wer eine Grünfläche, einen naturnahen Garten oder ein Waldstück in der Nähe hat, kann mit etwas Glück auch einen Grünspecht oder Zaunkönig vor dem Fenster oder am Balkon hören. Der Grünspecht gehört zwar nicht zu den Singvögeln, doch auch er steckt sein Revier akustisch ab. Wenn man das laut schallende „Gelächter“, ein auffallendes „kjückjückjück“, einmal als den Ruf des Grünspechts erkannt hat, wird man diesen auch bei Spaziergängen immer wieder entdecken. Der Zaunkönig ist ein wahres Stimmwunder. Wenn unser zweitkleinster heimischer Vogel zum Singen ansetzt, vibriert sein ganzer Körper und sein kurzer Schwanz wippt mit jedem rhythmischen Triller mit. „Im Verhältnis zu seiner Körpergröße hat er die lauteste Stimme unter den Singvögeln: mit bis zu 90 Dezibel singt er so laut wie ein ganzes Kammerkonzert und ist fast 500 Meter weit zu hören“, sagt der Vogelphilipp. Um sich die Melodie des Zaunkönigs einzuprägen, hilft der Merkspruch „Ich, ich, ich bin drrrrr König, bin ich, ich zizizi bin, bin drrrr König, bin ich, ich“.
Vögel brauchen morgens keinen Wecker
Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich an der Helligkeit ihrer Umgebung in Bezug auf den Sonnenaufgang. „Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stimmen anderer Vögel Einfluss auf das zeitliche Einstimmen in den Chor“, weiß der LBV-Vogelstimmenexperte. Diese Wecksignale sind aber nicht für jede Vogelart gleich, und so beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang. „Wie bei uns Menschen gibt es Frühaufsteher und Langschläfer“, meint der Vogelphilipp. Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrotschwanz und Feldlerche, die schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen stimmt dann ungefähr 20 Minuten, Amsel und Ringeltaube 30 Minuten später in das Morgenkonzert mit ein. „Und so erwachen im 5 bis 10 Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz, Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen“, erklärt Philipp Herrmann. Wer in den Morgenstunden noch gar keine Lust auf musikalische Unterhaltung hat, für den wiederholen zumindest einige Vogelarten das Konzert zu Sonnenuntergang. Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am längsten. Die Nachtigall lässt sogar in der Nacht ihre wunderbare Melodie hören.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
Hier noch ein Video mit den Stimmen bekannter Vogelarten auf YouTube:
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