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Vom Schaum auf den Straßen: Einem herbstlichen Phänomen auf der Spur

Im Herbst bilden sich in der Nähe von Kastanienbäumen bei Regen Schaum auf den Straßen. Foto: Dr. Korbinian Freier, LfU

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

20. Oktober 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim / Landkreis / Bayern – Es ist ein typischer Tag im Herbst: Bis vor kurzem war das Wetter schön und auf dem Asphalt liegen buntes Laub und Kastanien. Jetzt aber ist der Regen da, das Wasser spritzt von vorbeifahrenden Autos und an den Straßenrändern bilden sich Rinnsale mit großen Schaumkronen. Doch woher kommt dieser Schaum?

Rosskastanien, die bei uns häufigste Kastanienart, enthalten ein Sammelsurium von Stoffen, die Saponine genannten werden. Der Begriff leitet sich nicht zufällig vom lateinischen Wort für Seife ab. Saponine sind Tenside, die in Verbindung mit Wasser wie Seife schäumen. Fahren Autos über die Kastanien und zerquetschen diese, treten die Saponine aus. Mit dem spritzenden Regenwasser entsteht Schaum.

Basteln Kinder Kastanienmännchen, so muss man sich keine Sorgen machen. Jedoch: Wenn die enthaltenen Saponine in großen Mengen in Gewässer gelangen, können sie sogar ein Fischsterben auslösen. Belegt ist das beispielsweise für einen Fall aus dem Jahr 2012 im Unterallgäu, in dem das Schadensfalllabor des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) Saponine als Ursache für ein Fischsterben festgestellt hat. Die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher, da Fälle unentdeckt bleiben oder die nicht gemeldet werden. Außerdem können geringe Einträge von Saponinen, die noch nicht zum Tod der Fische führen und so unbemerkt bleiben, die Fische gleichwohl schwächen. Der Grund hierfür ist, dass die oberflächenaktive Wirkung der Saponine die Kiemenatmung von Fischen beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall kann das zu einem kompletten Versagen der Sauerstoffaufnahme führen.

Nicht mit Kastanienmehl waschen

Rosskastanien und anderen saponinbildenden Pflanzen, beispielsweise Efeu, dienen die Saponine als Abwehrstoffe gegen Pilzbefall und Insektenfraß. Obwohl die Saponine natürlich sind, sollte man Kastanienmehl dennoch nicht zum Waschen der eigenen Wäsche einsetzen: Ein relevanter Teil der Saponine fällt unter die Klasse der schwer abbaubaren Tenside, da sie selbst nach 28 Tagen nicht einmal zu einem Drittel abgebaut sind. Aus Sicht des Gewässerschutzes bieten saponinhaltige Alternativen daher keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Waschmitteln mit synthetischen Tensiden, die gemäß den gesetzlichen Anforderungen leicht biologisch abbaubar sein müssen. Die Langlebigkeit der Saponine erklärt auch, warum sie in seltenen Fällen die Passage durch Kläranlagen hindurch überstehen.
Kastanien von den Straßen und Wegen zu sammeln ist also kein Ersatz für den Kauf von Waschmittel. Der Umwelt hilft es aber trotzdem, weil man damit verhindert, dass große Mengen der für Fische giftigen Stoffe an herbstlichen Regentagen in unsere Gewässer gelangen.

Rehe und Hirsche freuen sich über Kastanien

Sollten nicht alle gesammelten Kastanien zum Basteln benötigt werden, so kann man damit den Rehen und Hirschen in den Wäldern etwas Gutes tun: Für das heimische Wild sind Kastanien im Winter ein Leckerbissen. Einige örtliche Jäger und Forstbetriebe nehmen zur Fütterung der Tiere Kastanien an. Infos zur Kastanienabgabe hier.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Umwelt / Beitragsbild: Dr. Korbinian Freier, LfU)

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