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Von wegen Gleichberechtigung

Die Frauen des Aktionsbündnis Internationaler Frauentag Rosenheim beim Fototermin für den Weltfrauentag am 8. März.

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

9. Februar 2023

Lesezeit: 4 Minute(n)

Rosenheim – Von wegen Gleichberechtigung! Rente, Medizin, Job, Kinderbetreuung, mediale Berichterstattung, ja sogar Crashtest-Dummys – Christine Mayer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rosenheim, sieht noch viele Bereiche, bei denen Frauen benachteiligt werden. Deshalb beteiligt sie sich zusammen mit dem „Aktionsbündnis Internationaler Frauentag Rosenheim“ am Weltfrauentag am 8. März mit einem breitgefächertes Programm. Vorgestellt wurde dieses jetzt bei einer Pressekonferenz.

„Gerade von jungen Frauen werde ich oft gefragt, was ich denn als Gleichstellungsbeauftrage der Stadt den ganzen Tag lang so mache. Schließlich sei die Gleichberechtigung von Frauen längst eine Selbstverständlichkeit, erzählte Christine Mayer bei dem Pressetermin im Rathaussaal der Stadt. Mit dabei waren Vertreterinnen des „Aktionsbündnis Internationaler Frauentag  Rosenheim“. Dieses wurde 1994 gegründet und setzt sich aktuell aus fast 30 Rosenheimer Gruppierungen zusammen.
Auf den ersten Blick scheint es dann auch tatsächlich so, als sei für Frauen nichts mehr unmöglich. Mittlerweile machen mehr Frauen als Männer einen Uni-Abschluss. Auch sie können Manager von großen Firmen werden und sogar Bundeskanzlerin. Aber für Christine Mayer und ihre Mitstreiterinnen reicht das alles noch lange nicht, um von völliger Gleichberechtigung zu sprechen. Bereiche, in denen Frauen, nach wie vor benachteiligt werden, fallen der Rosenheimer Gleichstellungsbeauftragten auf Anhieb viele ein: Frauen erhalten 53 Prozent weniger gesetzliche Rente, verdienen immer noch durchschnittlich schlechter und übernehmen nach wie vor die Hauptlast bei Kindererziehung und Haushalt.

„Frau zu sein ist lebensgefährlich“

Christine Mayer geht bei ihren Ausführungen sogar noch weiter und meint: „Frau zu sein ist lebensgefährlich“. Medizinische Ergebnisse würden nur für Männer gelten und selbst neueste medizinische Gerätschaften seien nach wie vor auf den männlichen Körper zugeschnitten. Christine Mayer hat damit erst kürzlich wieder ihre ganz eigenen Erfahrungen bei einem Langzeit-EKG gemacht: „Das berücksichtigt nicht, dass wir Frauen im Brustbereich besonders empfindlich sind“.
Immerhin gibt es seit Oktober vergangenen Jahres endlich auch einen weiblichen Crashtest-Dummy namens Eva. Doch auch bei dieser Neuheit sieht Christine Mayer ein Problem: „Die Puppe ist nur leichter und wiegt weniger als die männliche Variante. Nicht berücksichtigt wird beispielsweise, dass Frauen im Halswirbelbereich viel empfindlicher sind als Männer.“
Nach wie vor deutliches Verbesserungspotential sieht die Gleichstellungsbeauftragte auch bei der medialen Berichterstattung. Eine Studie habe ergeben, dass Männer wesentlich häufiger zitiert werden als Frauen und es über Frauen generell viel weniger Artikel gäbe.

Gleichberechtigung bleibe also ein wichtiges Thema und damit auch der Weltfrauentag am 8. März. „Das Aktionsbündnis Internationaler Frauentag Rosenheim“ hat dazu zusammen mit Christine Mayer ein breitgefächertes Programm zusammengestellt. Das diesjährige Motto dafür lautet: „Gleichberechtigt. Tatsächlich?“

Überblick über das diesjährige Programm zum Weltfrauentag

Auftakt ist am 1. März, um 18 Uhr mit einem Vortrag und Gespräch zum Thema „Finanziell Fit im Alter“ im Bildungszentrum St. Nikolaus (Pettenkoferstraße 5). Veranstalter ist das Bildungswerk in Kooperation mit Pro Senioren Rosenheim. Silvia Morelle vom Beratungsdienst Geld und Haushalt gibt Tipps, wie man Schuldenfallen vermeiden, Einsparpotenziale erkennen und Marketingtricks umgehen kann.

Wie sich die Geschlechterrollen durch Covid 19 entwickelt haben, beleuchtet der Vortrag „Frauen in der Pandemie“ am 6. März, 20 Uhr im Stellwerk 18 (Eduard-Rüber-Straße 7). Veranstalter sind die Grünen. Im Fokus der Veranstaltung steht die Studie von Professorin Dr. Zoe Lefkofridi und Dr. Nadine Zwiener-Collins, die zeigt, dass die Umstellung für Frauen besonders gravierend war. Die beiden Forscherinnen stellen die Ergebnisse im Detail vor.

Die Informationsmesse für Frauen findet am 8. März, von 9 bis 12 Uhr in der Agentur für Arbeit BIZ – Raum 263 (Wittelsbacherstraße 57) statt. Veranstalter ist die Agentur für Arbeit. Verschiedene Institutionen beantworten den Besucherinnen Fragen rund um Themen wie Wiedereinstieg, Kinderbetreuung, Migration, Weiterbildung und Schwangerschaft.

„Female Pleasure – Fünf Kulturen, fünf Frauen, eine Geschichte“ ist der Titel des Dokumentarfilms von Barbara Miller, der am 8. März, 17 Uhr im Frauenbüro, Sozialdienst katholischer Frauen Südostbayern SkF (Prinzregentenstraße 53 – dritte Etage) gezeigt wird. Darin schildern fünf mutige und selbstbestimmte Frauen, wie universell und alle kulturellen und religiösen Grenzen überschreitend die Mechanismen sind, die die Situation der Frauen bis heute bestimmen und wie sie mit Mut, Kraft und Lebensfreude eingefahrene Strukturen verändern können.

Ebenfalls am 8. März findet ein Online-Vortrag mit Dr. Margot D. Kreuzer, Koordinatorin der Städtegruppe Rosenheim von „Terre des Femmes“ statt. Beginn ist um 17 Uhr. Dem Zoom-Link gibt es unter www.terre.des-femmes-rosenheim.de (wird erst noch freigeschaltet) Der Titel des Vortrags lautet: „Überlebensstrategie Prostitution“. Aus Sicht der Traumapsychotherapie wird über eine Fallgeschichte referiert.

Die Hauptveranstaltung der diesjährigen Veranstaltungsreihe anlässlich des Weltfrauentags findet am 10. März, auf der Bühne im Lokschuppen (Rathausstraße 26)  statt. Kabarettistin Sara Brandhuber zeigt ihr aktuelles Programm „Gschneizt und kampelt“. Beginn um 20 Uhr. Veranstalter ist das „Aktionsbündnis Internationaler Frauentag Rosenheim.“

Weiter geht es am 11. März mit dem Internationalen Frauenfrühstück mit internationalen kulinarischen Speisen im Bürgerhaus Miteinander (Lessingstraße 77) in Rosenheim. Veranstalter ist die DIA-Donna Wohngemeinschaft für Frauen der Diakonie – Soziale Dienste Oberbayern. Beginn der Veranstaltung ist um 10 Uhr.

Ebenfalls am 11. März organsiert Terres des Femmes einen Informationstand zum Weltfrauentag auf dem Max-Josefs-Platz von 11 bis ca. 16 Uhr.

Kreativ wird es am 17. März mit dem kunsttherapeutischen Workshop mit Elke Mayer Ruhl. Die Teilnehmerinnen können mit selbst gemalten Bildern ausdrücken, was ihnen zum Thema „Gleichberechtigt! Tatsächlich?“ einfällt und anschließend in der Gruppe erörtern. Start ist um 15 Uhr, künstlerische Vorerfahrung ist nicht nötig. Der Ort wird noch bekanntgegeben auf www.frauennotruf-ro.de.

Abschluss der Aktionen und Angebote zum Weltfrauentag in Rosenheim ist am 30. März mit einer interaktiven Business-Show zum Mitmachen in der Technischen Hochschule Rosenheim. Bühnenkünstler und Zauberer Gaston Florian alias Jacqueline D ´ arc schlüpft dafür in die Rolle von beiden Geschlechtern. Beginn ist um 18 Uhr.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Karin Wunsam)

 

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