Rosenheim – Deutschland will unabhängiger werden von Kohle, Öl und Gas. Wärmepumpen sind in der Gebäudeheizung von Neubauten mittlerweile stark vertreten und haben Öl und Gas überholt. Neu ist die Wärmepumpentechnik in industrieller Größe, deren Anwendung in der Energieerzeugung in den Fokus der Versorger rückt. Aber sind sie tatsächlich eine echte Alternative? Mit dieser Frage beschäftigten sich jüngst auch Teilnehmer eine Pressefahrt, organisiert vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP). Dabei wurde auch Station gemacht bei den Stadtwerken Rosenheim. Denn dort ging vor wenigen Wochen die erste von insgesamt drei Groß-Wärmepumpen mit einer Leistung von jeweils 1,5 Megawatt in Betrieb.
Die eine Lösung für das Energieproblem gibt es nicht, das zeigte sich beim Pressetermin bei den Stadtwerken Rosenheim schnell. „Die Wärmepumpen sind ein weiterer Baustein von vielen“, brachte es Dr. Götz Brühl, Geschäftsführer der Stadtwerke, auf den Punkt.
An der Schönfeldstraße wurde im März 2021 mit dem Bau des neuen Wärmepumpengebäudes begonnen. Anfang Juni dieses Jahres ging dann die erste von insgesamt drei sogenannter iKWK-Anlagen offiziell in Betrieb. iKWK steht für innovative Kraft-Wärme-Kopplung. Eine zukunftsweisende Technologie der Energiebereitstellung, die nach Meinung von Dr. Brühl dann interessant ist, wenn Photovoltaik und Windkraft in sonnen- und windarmen Zeiten nicht ausreichend Strom erzeugen können.
Zum Einsatz kommen die Wärmepumpen in Rosenheim immer nur zu Zeiten, in denen der Strom günstig ist, oder anders ausgedrückt, wenn durch Photovoltaik und Windkraft mehr Strom zur Verfügung steht, als Bedarf vorhanden ist. „Nur dann macht die Nutzung auch Sinn, denn der „Brennstoff“ der Wärmepumpe ist der Strom. Aus einem Teil Strom können drei Teile Wärme gewonnen werden. Und das Tolle daran ist, dass wir die produzierte Wärme, wenn nötig, in unseren Wärmespeichern nochmals zwischenspeichern können. Damit leistet die Wärmepumpe einen wichtigen Beitrag zur Sektorenkopplung zwischen Strom und Wärme.“, erklärt Stadtwerke Projektingenieur Rolf Waller. Innerhalb weniger Minuten lässt sich das System hochfahren.
Und so funktioniert die erste Großwärmepumpe in Rosenheim: Dem Rosenheimer Mühlbach wird Wasser aus dem Bachlauf entnommen. Beim Durchlauf des Bachwassers durch die Wärmepumpe wird das Wasser abgekühlt und so thermische Energie als erneuerbare Umweltwärme entnommen. Danach wird das abgekühlte Wasser wieder in den Mühlbach zurückgeleitet. Die gewonnene Energie in Form von Heißwasser wird dann über das Müllheizkraftwerk dem Fernwärmenetz zugeführt und trägt so zu einer klimaneutralen Energiegewinnung bei.
Als natürliches Kältemittel kommt in der Anlage Ammoniak zum Einsatz.
„Die Inbetriebnahme der zwei weiteren Wärmepumpen ist für Ende 2022 und 2023 vorgesehen.“, so Rolf Waller. In Summe sollen die drei Großwärmepumpen dann rund 10 Prozent der Rosenheimer Fernwärmeerzeugung mit abdecken.
(Quelle: Artikel Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Josefa Staudhammer)
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