Rosenheim – Ein Problem lässt sich in der Gebäudereinigung nach Ansicht der IG Bau nicht mehr wegwischen: In Rosenheim gibt es 34 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche. „Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“, sagt Harald Wulf von der IG Bau.
Der Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Oberbayern übt heftige Kritik an den Arbeitgebern: „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die Rosenheim sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!“
Der Vorwurf der IG Bau Oberbayern: „Arbeitgeber in der Gebäudereinigung weigern sich
seit Monaten, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“, so Harald Wulf. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit. Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch: „Bei ihnen herrscht ‚Inflations-Ebbe‘ im Portemonnaie. Hier geht es nämlich um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn
Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn“, sagt der Vorsitzende der
IG Bau Oberbayern.
„Hohe Inflationsrate – hohe Kündigungsrate“
Betroffen davon seien viele: In Rosenheim arbeiten rund 380 Menschen in der
Reinigungsbranche, so die IG bau Oberbayern. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft
beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Sie halten Schulen, Büros und
Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage
ist nur: Wie lange noch?“, sagt Wulf. In der Reinigungsbranche herrsche längst ein
„eigenes Inflationsgesetz“: „Hohe Inflationsrate – hohe Kündigungsrate. Denn je größer
das Loch, das die Inflation in die private Haushaltskasse reißt, desto größer ist der
Druck, der Branche den Rücken zu kehren. Es könnten mehr und mehr bei der
Bodenwischmaschine den Stecker ziehen – für immer“, so der IG BAU-
Bezirksvorsitzende.
Vollzeitkräfte und vor allem aber auch Mini-Jobber hätten überhaupt kein Problem,
woanders unterzukommen: „Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel
händeringend Leute“, sagt Harald Wulf. Er warnt, die Arbeitgeber der Gebäudereinigung
spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern: Die
Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“
Monat für Monat wachse der finanzielle Druck auf die Beschäftigten der
Gebäudereinigung. Auch die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) für Oktober
erwartete Inflationsrate von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat könne keine
Gebäudereinigerin und kein Glasreiniger „einfach so wegstecken“. Bei Lebensmitteln
seien die Preise „geradezu explodiert“. Die Sommerstatistik bezeichnet Wulf als
„erschreckend“: „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von
nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung
arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“
An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert die IG Bau Oberbayern, den
„Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Denn dass es in einer
ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum
Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es
darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse
behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres
auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar
hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer
der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“,
sagt Harald Wulf.
(Quelle: Pressemitteilung IG Bau, Beitragsbild: Copyright IG Bau)
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