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Weihnachts-Grußwort von Hannelore Maurer

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

24. Dezember 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Weihnachtsgrußwort der Rosenheimer Gemeindereferentin Hannelore Maurer für innpuls.me Titel: Damit die Hoffnung auf die Welt kommen kann…

Foto-Impressionen aus der Kirche St. Nikolaus in Rosenheim: Hannelore Maurer / Beitragsfoto: re

Vielleicht kennen Sie das aus eigener Erfahrung: Man wird in der eigenen Umgebung einfach nicht verstanden. Völlig verkannt und ungerecht beurteilt, auch wenn man wirklich nur die besten Absichten hat und sich noch so sehr bemüht. Schon Kinder erzählen davon. Bei Jugendlichen, die sich den eigenen Standpunkt im Leben oft mühsam erkämpfen müssen, ist das ohnehin so. Als Erwachsener ist man auch nicht frei, weil man im Beruf funktionieren und sich unterordnen muss. Die Älteren vermissen dann, dass ihre Lebenserfahrung nicht mehr ernst genommen wird. Oft haben wir dieses lähmende Gefühl, es einfach niemand recht machen zu können!                                                                                              

Da war vermutlich immer so. Jetzt erleben wir aber im Besonderen, dass die ganzen Corona-Maßnahmen und die Impfdebatten nicht nur die Gesellschaft spalten, sondern auch manche Freundeskreise und Familien. Für mich eine der traurigsten Auswirkungen der ganzen Pandemie.       

Wenn wir jetzt einen Blick in die Weihnachtskrippe werden, ist das nicht neu und damals, als Jesus geboren wurde, nicht anders gewesen: Im Zentrum stehen Maria und Josef, deren Beziehungskiste nicht gerade einfach ist. Es ist wie im richtigen Leben. Da spürt man zwischen den Zeilen der Bibel zwischen den beiden echte Zuneigung und Liebe, aber auch die Auseinandersetzung und das Ringen um den gemeinsamen Weg. Dann kommt in der Weihnachtskrippe eine meiner Lieblingsfiguren dazu, die im biblischen Text gar nicht genannt wird: Es ist der böse Wirt, der im Krippenspiel der Kinder oft hartherzig daherkommt, weil er der schwangeren Maria keine Unterkunft gewährt. Aber tut man ihm da nicht unrecht? Das Haus des Wirts ist eben voll und schließlich er ist es dann auch, der sein Herz berühren lässt und kreativ noch einen Platz im Stall organisiert, auch wenn er sich mit der gebärenden Maria den vorprogrammierten Ärger und eine ganze Menge Unannehmlichkeiten einhandelt. Dann treffen an der Krippe auch noch die armen Hirten und die mächtigen Könige zusammen. Da prallen Welten aufeinander und auch diese Begegnung wird damals sozial nicht spannungsfrei gewesen sein.               

Weihnachten sind Festtage, an denen die Menschen immer eine ganz besondere Sehnsucht nach Frieden und Harmonie für ihr Leben haben. Die Weihnachtsgeschichte erzählt uns aber etwas anderes.                                                                                                                

Mittendrin kommt Gott auf die Welt. Es stimmt mich nachdenklich, dass ihm der Ort dafür durch das Problem mit der Steuerliste des Kaisers zugewiesen wird. Man könnte fast sagen, an dem ganzen Schlamassel rund um Gottes Geburt ist die Bürokratie Schuld. Also genau da, wo bürokratischen Vorgaben die Menschlichkeit durcheinanderbringen, kommt Gott trotzdem zur Welt. Er muss dann mit dem Platz vorliebnehmen, der ihm noch bleibt: Gott kommt auf die Erde und liegt der Verletzlichkeit eines neugeborenen Kindes in einer hölzernen Futterkrippe. Der wie wir oft verkannte Gott, der sich nicht beirren lässt. Er wird Mensch, weil es seine große Sehnsucht ist, an der Seite von Menschen zu sein. Weil er um unser Leben weiß. Näher, als wir uns selbst, sieht er die Zwänge, die unser Leben bestimmen. Wenn wir es wieder einmal niemand recht machen können, wenn niemand uns mehr versteht: Dann ist ER da. Er ist ein Gott an unserer Seite.                                     

Für mich ist das dann aber nicht nur ein kraftgebender Zuspruch, sondern auch eine Anfrage. Ein Sprichwort sagt: Wir können den Wind nicht ändern. Aber wir können die Segel anders setzen.“ Manche Probleme unseres Lebens können wir nicht allein lösen, aber vielleicht manchmal gnädiger miteinander umgehen.  Vielleicht sehen wir dann die Menschen in unserer Umgebung anders. Weihnachten heißt: Gott macht mit uns Menschen einen neuen Anfang, damit die Hoffnung geboren wird.  Dann dürfen wir das auch.

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