Hilpoltstein / Bayern – Die Wiesenweihen machen sich momentan auf den weiten Weg von ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zurück in den Freistaat. Der extrem seltene Greifvogel sucht in der bayerischen Agrarlandschaft – insbesondere in Franken – geeignete Felder, um dort zu brüten. Hierbei ist die Wiesenweihe nach wie vor auf die tatkräftige Unterstützung der Ehrenamtlichen des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) angewiesen. „Die Wiesenweihe braucht vor allem eine umsichtige Landwirtschaft. Deshalb kooperieren wir mit engagierten Landwirt*innen, die bereit sind, auf ihren Feldern für die Artenvielfalt aktiv zu werden“, sagt Julia Ott, LBV-Projektleiterin im Artenhilfsprogramm Wiesenweihe. Nachdem die Population der bayerischen Wiesenweihe im Jahr 2022 eingebrochen war, erhoffen sich die Naturschützer*innen wieder einen besseren Bruterfolg in diesem Jahr.
Ab jetzt kehren die Wiesenweihen bis in den Mai in ihre bayerischen Brutgebiete zurück. Wegen dem vielen Regen im März sind die Getreidepflanzen auf den Feldern hoch gewachsen. Damit stehen den Weihen bereits ab Anfang Mai attraktive Flächen für ihre Bruten zur Verfügung. Im vergangenen Jahr hatten die Vögel besonders mit Nahrungsknappheit zu kämpfen, weil es zu wenig Feldmäuse, ihre wichtigste Futterquelle, gab. 2022 konnte der LBV nur 156 Wiesenweihen-Brutpaare mit 246 flüggen Jungvögeln erfassen. „Unsere ehrenamtlichen Wiesenweihen-Schützer*innen beobachten in einigen Brutgebieten aktuell etwas mehr Feldmäuse als im Vorjahr. Wir hoffen, dass die Greifvögel dadurch mehr Eier legen und ihre Jungvögel besser großziehen können“, sagt Julia Ott. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Brutpaare in Bayern bei etwa 200 eingependelt.
Jährliche Schwankungen in den Brutzahlen
Jährliche Schwankungen in den Brutzahlen sind allerdings normal. Das absolute Rekordjahr war 2020, als 679 Jungvögel von 257 Brutpaaren flügge wurden. Die Schutzmaßnahmen des LBV sind für den Erhalt der Wiesenweihen in Bayern trotzdem unerlässlich. „Seit 2016 legen wir in enger Zusammenarbeit mit Landwirten spezielle Nahrungsflächen für die Wiesenweihe an, bestehend aus Blühflächen in Kombination mit Luzernestreifen oder Feldwegen. Blühflächen sind dauerhafte Lebensräume für die Beutetiere der Wiesenweihe. Auf den angrenzenden, gemähten Luzernestreifen und Feldwegen kann der Greifvogel Feldmäuse optimal jagen. Von diesen Nahrungsflächen profitieren auch Insekten und andere Vogelarten, wie zum Beispiel die Feldlerche“, sagt Julia Ott.
Wiesenweihen-Schutz liegt zum großen Teil in ehrenamtlicher Hand. Engagierte Aktive suchen und sichern die Bruten des Vogels. Seit 2022 erhalten sie in Unter- und Mainfranken technische Unterstützung aus der Luft: Eine Drohne konnte dort einige Nester aufspüren. Da diese auf dem Weg zum Nest keine Spuren hinterlässt, sinkt die Gefahr, dass Fressfeinde die Eier und Jungvögel finden. In anderen Brutgebieten, wie zum Beispiel dem Nördlinger Ries, werden Drohnen bereits seit vielen Jahren für die Kontrolle von Wiesenweihen erfolgreich eingesetzt. „Ohne ehrenamtliches Engagement würde es der Wiesenweihe sehr viel schlechter gehen. Darum suchen wir aktuell dringend weitere Helfer, vor allem in der Umgebung von Würzburg, Uffenheim, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, die unser wichtiges Artenschutzprojekt unterstützen möchten“, sagt Julia Ott.
Aktiv werden für die Wiesenweihe
Mitmachen können alle, die sich von Ende April bis Anfang August mindestens einen Tag in der Woche engagieren möchten. Dafür sollten ein eigenes Auto und bestenfalls auch ein eigenes Fernglas vorhanden sein. Alle Interessierten können sich unverbindlich melden unter ahp-wiesenweihe@lbv.de. Das LBV-Wiesenweihen-Team erklärt den Teilnehmenden die Schutzarbeiten ausführlich und steht ihnen auch während der laufenden Saison unterstützend zur Seite. Weitere Informationen zur ehrenamtlichen Tätigkeit für die Wiesenweihe finden sich unter www.lbv.de/wiesenweihe-aktiv-werden.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Günther Ziegler – LBV Bildarchiv)
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