Hilpoltstein / Bayern – Nicht nur der Osterhase war in den vergangenen Tagen auf den Felder und Wiesen unterwegs: Wer beim Feiertagsspaziergang aufmerksam war, konnte mit etwas Glück auch in Bayern den Vogel des Jahres 2023 entdecken. Beobachtungen der ersten Braunkehlchen auf dem Heimzug aus ihren Winterquartieren in Afrika sind dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) bereits aus den südlichen Nachbarländern gemeldet worden.
Auch im Freistaat werden die Verwandten des Rotkehlchens nun erwartet. Das nur etwa zwölf bis vierzehn Zentimeter große Braunkehlchen hält sich am liebsten in offenen Landschaften, auf feuchten Wiesen oder an Feldrändern auf. „Auf ihrem Zug in die Brutgebiete sind Braunkehlchen jetzt im April und Mai in ganz Deutschland zu beobachten. Während der Nahrungssuche nutzen sie gerne hohe Stauden, Pfähle oder Schilfhalme als Ansitzwarte, um von dort ihre Jagdflüge auf kleine Insekten zu starten“, erklärt die LBV-Ornithologin Dr. Angelika Nelson. Gut zu erkennen ist das in Bayern vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen an seinem markanten hellen Streifen über dem Auge.
Braunkehlchen findet immer
weniger geeignete Lebensräume
Als Langstreckenzieher hat das Braunkehlchen den Winter mehr als 5.000 Kilometer von Deutschland entfernt in der südlichen Sahara verbracht. Zur Brut und Aufzucht seiner Jungen kehrt der Vogel des Jahres nun zurück nach Mitteleuropa. In Bayern gibt es für den kleinen Wiesenbrüter allerdings immer weniger geeignete Lebensräume. „Das Braunkehlchen braucht Blühstreifen und artenreiche Wiesen, die aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft aber immer seltener zu finden sind“, erklärt die LBV-Biologin Angelika Nelson. Um das Braunkehlchen langfristig zu schützen sind deshalb umfassende Aufwertungsmaßnahmen in der Agrarlandschaft dringend notwendig.
Bei einer Lebenserwartung von nur 1,5 Jahren ist es für den Fortbestand des Braunkehlchens von großer Bedeutung, dass die jährliche Brut erfolgreich ist. Eine frühe und häufige Mahd, die Nester zerstört und Jungvögel tötet, ist eine große Bedrohung für den Vogel des Jahres. Um die Chancen auf eine erfolgreiche Brut zu erhöhen, kann auch jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten: „Damit wir Braunkehlchen und andere Wiesenbrüter in dieser aktuell sensiblen Phase der Paarung und des Nestbaus nicht stören, sollten Naturfreund*innen beim Osterspaziergang unbedingt darauf achten, auf den Wegen zu bleiben und Hunde an der Leine zu führen“, betont die LBV-Vogelexpertin.
In Moorgebieten kann man
Braunkehlchen treffen
Die besten Chancen, den Vogel des Jahres im Freistaat auch außerhalb der Zugzeiten zu erspähen, gibt es in den Moorgebieten des Alpenvorlands, in der Agrarlandschaft Oberfrankens und im Mittelgebirge der Rhön. „Mein Beobachtungstipp zum Vogel des Jahres: Mit dem Fernglas Zaunpfähle, einzelne Büsche oder hochstehende Stauden auf extensiv bewirtschafteten Wiesen oder Brachen absuchen – sein sanfter „djü“ Ruf verrät das Braunkehlchen außerdem“, so Angelika Nelson.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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