Trostberg / Heiligkreuz / Landkreis Traunstein – Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen der Feuerwehr sowie den anderen Hilfsorganisationen stellt einen wesentlichen Faktor für ein erfolgreiches Tätigwerden der Retter dar. Deshalb gibt es „Übungssamstage“ bei denen die heimischen Retter zusammen unterschiedliche Aufgabenstellungen bewältigen und somit die Abläufe trainieren können.
In Heiligkreuz wurde kürzlich einer dieser Übungstage mit etwa 100 Rettern durchgeführt. 50 Helfer und Beobachter kümmerten sich unterdessen für einen reibungslosen Ablauf.
Viele Wochen Vorbereitung liegen hinter den Verantwortlichen der Feuerwehr sowie des Kreisfeuerwehrverbandes. Den Schwerpunkt der Besprechungen bildet dabei die Ausarbeitung und die Organisation der einzelnen Übungsstellen. „Gefordert sind dabei kleinere und mittlere Schadensszenarien, die die Helfer in etwa einer halben Stunde bewerkstelligen können“, erklärt die stellvertretende Heiligkreuzer Kommandantin Anita Mußner.
Somit haben die Teilnehmer die Möglichkeit, an einem Nachmittag drei bis vier unterschiedliche Übungen zu machen. An jeder Station sind Beobachter positioniert, die die Abläufe notieren und nach Abschluss der Übung direkt vor Ort mit den Beteiligten reflektieren. „Dadurch lernt man extrem viel und kann dieses Wissen dann auch bei echten Einsätzen zur Anwendung bringen“, betont Rupert Kink, der sich im Kreisfeuerwehrverband Traunstein für die Durchführung verantwortlich zeigt. Rund 50 Helfer waren in die Durchführung eingebunden. Darunter befanden sich auch die Feuerwehren Altenmarkt und Truchtlaching, die mit ihren Mannschaftstransportern „Shuttle Fahrten“ mit Zuschauern durchgeführt haben.
„Wir haben bewusst Themen gewählt wie sie das Leben schreibt“, so Kommandant Stefan Kellner und schmunzelt, „aus meiner eigenen Erfahrung heraus weiß ich, dass es nichts gibt was es nicht gibt“. Entstanden sind sieben „Drehbücher“, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Es wurde auch darauf geachtet, dass jede beteiligte Organisation ihre Expertise einbringen konnte.
Die Übungsszenarien
Bei Waldarbeiten mit einem Rückewagen wurde eine Person unter mehreren Baumstämmen eingeklemmt. Eine zweite Person, die als Begleitung dabei war erlitt einen Schock. Zusätzlich ist ein Kind, das ebenfalls bei den Waldarbeiten dabei war, davongelaufen und musste gesucht werden. Eine misslungene Grillparty stellte die Helfer hingegen vor ganz anderen Herausforderungen. Eine Gruppe von drei Jugendlichen feierten in einer Hütte. Dabei füllte sich der Raum mit Kohlenstoffmonoxid wodurch zwei Burschen bewusstlos wurden. Der Dritte im Bunde war kurzzeitig außerhalb der Hütte und konnte den Notruf absetzen, was die Rettungskräfte auf den Plan rief.
Beim Versuch ein Auto in einer Garage fremd zu starten geriet dieses in Brand. Der Besitzer versuchte noch vergeblich, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Durch die starke Rauchentwicklung verlor dieser das Bewusstsein und brach kurz vor dem Ausgang zusammen. Seine Frau wurde auf die Rauchentwicklung aufmerksam und verständigte die Feuerwehr. Bei dem Versuch ihren Mann zu retten verletzte sich die Frau ebenfalls und konnte sich noch ins Freie retten. Etwas anders gelagert war eine weitere Übung. Ein Motorradfahrer mit Sozius prallte an eine Betonwand. Der Fahrer blieb auf der Fahrbahn verletzt liegen. Der Beifahrer wurde durch den Aufprall in das angrenzende Grundstück geschleudert und war nicht mehr ansprechbar.
Brandmeldeanlagen sind mittlerweile in vielen größeren Gebäuden verbaut und rufen die Retter „fast täglich auf den Plan“. Ein ausgelöster Rauchmelder musste in der Grundschule Heiligkreuz mittels Laufkarten gefunden werden und die Brandmeldeanlage wieder zurückgesetzt werden. Beim Rasenmähen zog sich die Hausmeisterin des Kindergartens eine schwere Verletzung zu. Sie hat mit der Hand in den laufenden Rasenmäher gefasst und schnitt sich zwei Fingerkuppen ab.
Bei Lagerarbeiten in einem Landschaftsgartenbaubetrieb kam es zu einem Betriebsunfall. Es trat hochkonzentriertes Pflanzenschutzmittel aus. Der Betreiber alarmierte daraufhin die Feuerwehr. Bei Eintreffen der Helfer war dieser zwar ansprechbar, erlitt jedoch schwere Verätzungen. Somit hatten es die Übenden nicht nur mit einem Gefahrgutunfall zu tun, sondern mussten auch noch Erste Hilfe leisten.
100 Übende waren dabei
Neben den Aktiven der Feuerwehr Heiligkreuz waren Fahrzeugbesatzungen aus Trostberg, Tacherting, Engelsberg, Maisenberg, des Chemiepark Trostberg, Peterskirchen, Oberfeldkirchen, sowie Gäste des Landkreises Altötting aus Feichten und Kirchweidach beteiligt. Beteiligt hatte sich auch das Technische Hilfswerk aus Traunreut und Ehrenamtliche des Bayerischen Roten Kreuzes, die mit drei Fahrzeugbesatzungen mitgewirkt haben. „Etwa 100 Frauen und Männer waren als Übende zusammengekommen und sausten drei Stunden lang von Einsatz zu Einsatz“, informiert der zuständige Kreisbrandmeister Alexander Heide.
Zusätzlich wurde die Feuerwehr-Führungsstelle „Alz“ als Übungs-Leitstelle im Feuerwehrhaus Trostberg aufgebaut, damit die Einsatzkräfte auch den Funkverkehr trainieren konnten. Koordiniert wurden die Einheiten von einem Team rund um Stefan Kellner am Feuerwehrhaus Heiligkreuz. Die Verletztendarsteller wurden vom Heiligkreuzer Theaterverein und der Jugendfeuerwehr Trostberg gestellt. Die entsprechenden Verletzungen wurden vom Team der Realistischen Unfalldarstellung der Traunsteiner Malteser „aufgeschminkt“. Anita Mußner sagt im Nachgang, „das war schon ziemlich gruselig wie realistisch die das gespielt haben. Es war kaum von echten Unfällen zu unterscheiden“.
Die Feuerwehren Chemiepark Trostberg und Trostberg mussten zwischenzeitlich zu einem echten Alarm ausrücken. Sie konnten jedoch kurze Zeit später wieder am Übungsbetrieb teilnehmen. Die Verpflegungskosten wurden durch die Stadt Trostberg übernommen und die Schlossbrauerei Stein spendierte die Getränke. Trostbergs 1. Bürgermeister Karl Schleid machte sich am Nachmittag ein Bild vom Übungsablauf und lobte beim Ende des Übungstages alle Beteiligten für ihr Engagement und ihren ehrenamtlichen Einsatz. Ein Sonderlob erhielten die Heiligkreuzer Feuerwehrleute, „die den Tag sehr gut organisiert und professionelle Übungen ausgearbeitet haben“.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein / Beitragsbild: Copyright Anita Mußner, Kreisfeuerwehrverband Traunstein)
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