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20 Millionen Jahre alte Baumpollen konserviert: Damals kein Fichtenwald im Fichtelgebirge

Sporen und Pollen der Pionierpflanzen nach der Vulkanexplosion: Kletterfarn und Tüpfelfarn (oben); Ulme und Hickory (unten). Foto: Dr. Olaf Lenz, TU Darmstadt

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

9. April 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Selb / Oberfranken- Ein Oberfränkischer Vulkankrater konservierte 20 Millionen Jahre alte Baumpollen. Damit steht fest: Damals gab es keinen Fichtenwald im Fichtelgebirge.

In einem Vulkankrater bei der oberfränkischen Stadt Selb wurden rund 20 Millionen Jahre alte Baumpollen entdeckt, wodurch der damalige „Ur-Wald“ im Fichtelgebirge rekonstruiert werden kann. Dies erklärte Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt (LfU) nach Abschluss der Pollen-Untersuchungen. Eichhorn: „Vor Jahrmillionen sprengte ein Vulkanausbruch ein über 70 Meter tiefes Loch in den Untergrund des Fichtelgebirges. Die Naturkatastrophe von damals entpuppt sich als Glücksfall für die Forschung von heute.“ Denn der Wind wehte Pollen der dort wachsenden Bäume ins Loch, die später von schützender Erde überdeckt und so bis heute konserviert blieben.

Zuerst besiedelten Farne die kahlen Kraterhänge

Vom LfU beauftragten Geowissenschaftlern der TU Darmstadt gelang es, fossilen Pollen aus den Proben der Vulkankrater zu extrahieren. So war es möglich, dem Paläo-Wald im Fichtelgebirge auf die Spur zu kommen. Nach der Vulkanexplosion besiedelten die kahlen Kraterhänge zuerst Farne als typische Pionierpflanzen, gefolgt von Ulmen und heute exotischen Hickorybäumen. Erst allmählich kam der ursprüngliche Mischwald aus Kiefern, Fichten, Rotbuchen, Kastanien und Walnussgewächsen zurück. Direkt am feuchten Ufer des wassergefüllten Lochs breitete sich ein Sumpfwald mit Zypressen und Gagelsträuchern aus.

Das Fichtelgebirge und die nordöstliche Oberpfalz erlebten in der jüngeren Vergangenheit gleich zweimal eine explosive vulkanische Phase – vor rund 20 Millionen und vor 300.000 Jahren. Die Hinterlassenschaften dieser Vulkanausbrüche – wassergefüllte Maare – wurden erst in den letzten Jahren durch Auswertung hochauflösender Geländefotos, geophysikalische Methoden und Bohrungen entdeckt. Die Erkundungen dauern an.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Umwelt / Beitragsbild: Dr. Olaf Lenz, TU Darmstadt, zeigt Sporen und Pollen der Pionierpflanzen nach der Vulkanexplosion: Kletterfarn und Tüpfelfarn (oben); Ulme und Hickory (unten).)

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