Rosenheim / München – Die Stimmung in der südostoberbayerischen Wirtschaft ist nach dem Tief im vergangenen Herbst wieder angestiegen. Wegen des Kriegs in der Ukraine, der weltwirtschaftlichen Lage, geopolitischer Unsicherheiten und der noch immer nicht wettbewerbsfähigen Energiepreise bewegt sich die regionale Wirtschaft aber auf dünnem Eis, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern zum Jahresbeginn zeigt.
Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlich. Diesmal wurde er von Anfang Januar bis Mitte Januar 2023 durchgeführt. Befragt wurden zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim.
Hatte der regionale Konjunkturindex im Herbst noch bei 91 Punkten gelegen, kletterte er im neuen Jahr auf 110 Punkte und liegt damit wieder beim selben Wert wie im Frühjahr 2022. Gründe für diese Entwicklung sind laut IHK, dass sich Lieferschwierigkeiten verringert haben, eine Gasmangellage unwahrscheinlich geworden ist und die Energiepreise gesunken
sind.
Die Betriebe in Südostoberbayern sind im Vergleich zur vergangenen Befragung im Herbst weitgehend zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage: Fast jedes zweite Unternehmen bewertet seine Lage als gut, nur 13 Prozent sind unzufrieden. Trotz zufriedenstellender Lage bereiten vor allem die Preissteigerungen der regionalen Wirtschaft große Probleme: 78 Prozent der Betriebe melden starke Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren und 74 Prozent bei der Energie.
Diese Zahlen sind im Vergleich zum Herbst nur um wenige Punkte gesunken. Die Material- und Rohstoffknappheit ließ als aktuelles Problem hingegen spürbar nach: Hatten im Herbst noch 72 Prozent damit zu kämpfen, sind es zum Jahresbeginn 56 Prozent der Betriebe.
Jeder vierte Betrieb rechnet mit
einer Verschlechterung der Lage
Die Geschäftserwartungen ziehen wieder sehr deutlich an. Noch immer überwiegen allerdings die pessimistischen gegenüber den optimistischen Stimmen: Nur etwa jedes siebte Unternehmen rechnet mit einer Belebung seiner Geschäfte, dafür jedes vierte mit einer Verschlechterung. Der Rest geht von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Das größte Geschäftsrisiko sehen die Betriebe mit 69 Prozent im Arbeitskräftemangel. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise stellen mit 66 Prozent nach wie vor ebenfalls ein sehr großes Risiko darstellen. Nach einer stark verlangsamten Investitionsdynamik im Herbst nimmt diese nun wieder Fahrt auf, wenn auch nur zögerlich.
Etwa jedes fünfte Unternehmen möchte seine Investitionen ausbauen, ebenso viele jedoch Investitionen zurückfahren. Der Anteil der Unternehmen, die gar keine Investitionen planen, ist von 18 Prozent auf 15 Prozent leicht gesunken. Wollten die Unternehmen im Herbst noch eher Stellen abbauen, so planen die Betriebe in Südostoberbayern nun einen leichten Stellenaufbau: 19 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen und 13 Prozent Stellen streichen. „Die Ergebnisse der regionalen Konjunkturumfrage zeigen, dass sich die Wirtschaft in Südostoberbayern auf dünnem Eis befindet. Wir haben die Corona-Zeit und den ersten Schock nach dem russischen Einmarsch gut überstanden. Außerdem ist eine Gasmangellage unwahrscheinlich geworden, die Energiepreise sind gesunken und die Lieferschwierigkeiten sind weniger geworden, aber die Unternehmen schauen angesichts der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hierzulande und global mit Verunsicherung in die Zukunft – jeder neuerliche Schock kann das dünne Eis zum Brechen bringen“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-
Regionalausschusses Rosenheim.
Bensegger fordert von der Politik, alles zu unternehmen, damit das Eis nicht zu Brechen droht und die Wirtschaft wieder optimistischer in die Zukunft schauen kann. „Es braucht vor allem Tatendrang beim Erstellen eines zukunftsgerichteten Energiekonzepts, beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hierzulande, pragmatische Lösungen beim Kampf gegen den Arbeitskräftemangel sowie eine Entlastung von der Flut an Bürokratien, Regularien und Vorschriften.“
(Quelle: Pressemitteilung IHK für München und Oberbayern / Beitragsbild: Symbolfoto re)