Rosenheim / Landkreis Bayern – Die Igel erwachen jetzt wieder aus ihrem Winterschlaf. Das LBV bittet um Vorsicht, denn Gefahrenquellen für den bayerischen Stachelritter gibt es viele.
Es regt sich etwas im Laubhaufen: Die Igel erwachen aus ihrem Winterschlaf. Daher lädt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) bereits zum 9. Mal alle Naturfreunde, ihre Igel-Beobachtungen online zu melden. Durch das Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“ möchte der LBV mehr über den heimischen Gartenbewohner und seine Gewohnheiten erfahren. „Jährlich erhalten wir über 10.000 Beobachtungen bayernweit. Viele stammen aus dem städtischen Siedlungsgebiet, wo sich der Igel in Gärten und Parks wohlfühlt. Doch dort ist er auch vermehrt Gefahren ausgesetzt. Auf der Suche nach Futter können Igel in gelbe Säcke kriechen, aus denen sie oft nicht mehr herausfinden“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Säugetiere in Bayern. Der LBV möchte deshalb herausfinden, wo die Gefahrenquellen liegen und ob es Unterschiede zwischen dem ländlichen und städtischen Bereich gibt. „Nur eine langjährige Datensammlung kann uns zeigen, wie Igel mit all den Veränderungen in unserer modernen Landschaft zurechtkommen“, so die LBV-Biologin. Mitmachen ist ganz einfach: jeden lebendigen oder toten Igel melden unter: www.igel-in-bayern.de.
Nach einem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwachen die Igel im Frühling mit großem Hunger. „Über den Winter hat der Stachelritter täglich etwa 1 bis 2 Gramm verloren. Das sind insgesamt 20 bis 40 Prozent seines Körpergewichts“, weiß die LBV-Biologin Angelika Nelson. Für die nahende Paarungszeit muss sich der Igel rasch wieder Reserven anfressen. Insekten, vor allem Käfer und deren Larven, sind die Leibspeise des Igels, jedoch um diese Jahreszeit noch rar. Deshalb frisst er auch oft Schnecken und Regenwürmer.
Igel kriechen auch gerne in offene Müllsäcke
Gerade im Stadtgebiet machen sich Igel gerne auch über den Hausmüll her. Vor allem der Gelbe Sack duftet verlockend. Auf der Suche nach Resten in Dosen oder Aluminium-Schälchen, wie zum Beispiel Katzenfutter, zerreißen Igel die Folie oder kriechen in offene Müllsäcke. Doch das wird schnell zur Gefahr: Die stacheligen Gartenbewohner können in Behältern klemmen bleiben und sich verletzen. Finden sie dann keinen Ausweg aus der Tüte, werden sie in den Säcken von der Müllabfuhr abtransportiert. „Um die Igel zu schützen, hängt man die Müllsäcke mit etwas Abstand zum Boden am Zaun auf oder stellt sie am besten erst am frühen Morgen vor die Tür, wenn die nachtaktiven Tiere nicht mehr unterwegs sind“, rät Angelika Nelson.
Artgerechte Nahrung findet der Igel idealerweise im naturnah gestalteten Garten. „Wer nur ein paar Quadratmeter seines Gartens der Natur überlässt – ohne zu mähen oder Pestizide einzusetzen – tut nicht nur dem Igel etwas Gutes, sondern auch Insekten, Vögeln und letztendlich sich selbst. Denn Naturbeobachtungen haben nachweislich positive Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen“, so die LBV-Igelexpertin. In diesen wilden Ecken findet der Igel Nahrung und Unterschlupf. Igelweibchen können ein Nest für ihre Jungen bauen und im Herbst ziehen sich die kleinen Säuger im Äste- und Laubhaufen zum Winterschlaf zurück.
Um den Nahrungsbedarf einer ganzen Igelfamilie zu decken, reicht ein einziger naturnaher Garten aber nicht aus. „Kleine Durchgänge in Zäunen ermöglichen dem Igel den Zugang in Nachbars Garten. Es braucht außerdem mehr grüne Flächen in Städten und Gemeinden. Nur so kann der Igel ein ausreichend großes Areal durchstreifen, in dem er sowohl eine Partnerin als auch Nahrung findet“, sagt Angelika Nelson.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)