Rosenheim / Bad Nauheim – 3.402 Zuschauern im Colonel-Knight-Stadion beim Keller-Kracher der DEL2. Die Gastgeber spielen erstmals unter dem erst tags zuvor zum Team gestoßenen Rich Chernomaz, der Harry Lange als Headcoach abllöste. Unerklärliche Defensivmängel, drei frühe unglückliche Gegentreffer binnen dreieinhalb Minuten, keine eigenen Tore trotz Chancenplus und trotz spielerisch überzeugendem Powerplay spiegeln sich in einem 0:4- bzw. 1:5-Rückstand des Rosenheimer Eishockeyteams Mitte des zweiten Drittels wider. Dass Chris Dodero danach ein Hattrick gelingt und die Starbulls noch auf 5:6 herankommen, bleibt angesichts des finalen Bad Nauheimer Empty-Net-Goals zum 7:5 eine Randnotiz.
Starbulls-Cheftrainer Jari Pasanen setzte im Tor auf Tomas Pöpperle, der nach drei Spielen den finnischen Neuzugang Oskar Autio ablöste. Dafür kehrte Chris Dodero in die Aufstellung als Sturmreihenpartner von Reid Duke und Sebastian Streu zurück.
Nach nicht einmal sieben Spielminuten und drei Gegentreffern binnen dreieinhalb Minuten verließ Pöpperle das Eis und machte Platz für Christopher Kolarz. Beim Bad Nauheimer Führungstreffer ließ der Rosenheimer Torhüter einen Schuss von Jordan Hickmott abprallen und Tim Coffman staubte ab (3.). Deutlich schlechter als Pöpperle sahen aber seine Vorderleute aus, die sich in der Entstehung der Situation übertölpen ließen – und auch in den Folgeminuten im Defensivverhalten grob fahrlässig auftraten. Brent Raedeke tippte eine Vorlage von Pascal Steck zum 2:0 ein und eine Minute danach segelte der Puck als Bogenlampe über Mann und Maus in die Rosenheimer Maschen – der kuriose Treffer zum 3:0 wurde Markus Lillich gutgeschrieben (7.).
Handvoll guter Torchancen nicht genutzt
Die Starbulls hatten kräftig mitgeholfen, dass die in den vergangenen Spielen so uninspiriert, glücklos und verunsichert aufgetreten Kurstädter dank einfachen Toren neues Selbstvertrauen tanken konnten. Ganze sechs Schüssen kamen im ersten Spielabschnitt auf das Rosenheimer Tor, die Hälfte davon war drin. Auf der anderen Seite spielten die Starbulls fünf Minuten Überzahl überaus ansehnlich, aber nicht effektiv und ließen eine Handvoll guter Torchancen ungenutzt.
Ins zweite Drittel starteten die Grün-Weißem klar überlegen und druckvoll, aber Schüsse von Dodero, Shane Hanna und Reid Duke rauschten am Bad Nauheimer Gehäuse vorbei. Im Rosenheimer Kasten klingelte es dagegen aus heiterem Himmel. Marc El-Sayed legte per Rückhand zurück und Patrick Seifert drückte zum 4:0 ein – vier Rosenheimer Akteure hatten gegen zwei Gegenspieler keinen Zugriff bekommen (27.).
Nur 17 Sekunden später konnten die Starbulls auf 4:1 verkürzen. Manuel Strodel war nach einem doppelten Abpraller trotz Behinderung durch einen Gegenspieler per Abstauber erfolgreich (28.). Einem erneut spielerisch gutem Rosenheimer Powerplay entsprang einmal mehr kein Treffer – und der erste schnelle Konterangriff der gerade wieder kompletten Gastgeber führte zum 5:1. Tim Coffman drücke frei vor Kolarz den Querpass von Hickmott ein (31.).
Gegen von nun an bis zur zweiten Pause sattelfeste und in allen Zonen überlegene Hausherren fanden die Starbulls zunächst kein Mittel mehr, um zu nennenswerten Torchancen zu kommen. In der Anfangsphase des letzten Spielabschnitts konnte Chris Dodero aber mit einem Handgelenkschuss auf 5:2 verkürzen (43.). Einer sich anschließenden Rosenheimer Druckphase entsprang trotz guter Einschussmöglichkeiten von Stefan Reiter, Reid Duke, Chris Dodero, Maximilian Vollmayer und Stephan Tramm kein weiterer Treffer.
Erst exakt zehn Minuten vor der Schlusssirene haute Vollmayer die Scheibe aus der Halbdistanz zum 5:3 ins kurze Eck – aber 22 Sekunden später stand es 6:3. Dass dem Bad Nauheimer Pass von der Bande der Weg an zwei Rosenheimer Spielern vorbei durch den Slot gewährt wurde war unerklärlich. Und dass der Abschluss von Hickmott aus extrem spitzen Winkel den Weg ins kurze Eck fand passte zum aus Starbulls-Sicht verhexten Charakter des Spiels (51.).
Kurz vor Schluss verließ Christopher Kolarz das Eis
In der Schlussphase verkürzte Chris Dodero nach feiner Finte auf 6:4 (57.). Zweieinhalb Minuten vor Drittelende verließ Christopher Kolarz das Eis zugunsten eines sechsten Rosenheimer Feldspielers. Und mit einem tollen Handgelenkschuss versenkte Dodero mit seinem dritten Streich die Scheibe Mitte der 59. Spielminute sogar noch zum 6:5-Anschlusstreffer im rechten oberen Eck. Zum Ausgleich aber reichte es nicht mehr, vielmehr setzte Hickmott acht Sekunden vor der Schlusssirene das Spielgerät zum 7:5-Endstand ins leere Tor.
„Ich bin unheimlich stolz darauf, wie die Mannschaft zurückgekommen ist. Leider hat es nicht mehr gereicht“, sagte Jari Pasanen nach dem Spiel. Der Rosenheimer Cheftrainer sparte aber nicht mit Kritik: „Wir wussten, dass wir hellwach sein müssen in den ersten Minuten, dass wir einfach spielen müssen, die Scheibe herausbringen müssen. Aber wir haben die Scheibe vertändelt. Raum und Zeit waren da, um die Situationen zu klären, aber wir haben es nicht gemacht, das ist ärgerlich. Pöpperle kann ich keinerlei Schuld geben, sondern vielleicht war der Trainer schuld, dass die Mannschaft nicht wach war. Einen Teil der Misere muss ich auf meine Kappe nehmen.“
Die Starbulls Rosenheim sind damit aus den „Top-Ten“ der DEL2-Tabelle wieder herausgefallen – und aus zwei Punkten Vorsprung auf Bad Nauheim ist ein Zähler Rückstand geworden. Trotzdem haben die Grün-Weißen nach wie vor gute Chancen, sich für die Pre-Playoffs zu qualifizieren und damit den Klassenerhalt bereits mit Ende der Hauptrunde zu fixieren. Auf dem Weg zu diesem Ziel sollte aber ein Heimsieg am Sonntag gegen den ESV Kaufbeuren herausspringen, der seinerseits Punkte für die direkte Playoff-Qualifikation ergattern will.
Eröffnungsbully bei diesem eminent wichtigen oberbayrisch-allgäuischen Traditionsduell im ROFA-Stadion ist am Sonntag um 17 Uhr, Stadioneinlass ist um 16 Uhr, die Tageskasse öffnet um 15 Uhr. Eintrittskarten sind aber auch online buchbar auf www.starbulls.de/tickets.
(Quelle: Pressemitteilung Starbulls Rosenheim / Beitragsbild: Archiv Copyright Ludwig Schirmer)