Rosenheim – Eine kontroverse und zum Teil auch sehr hitzige Diskussion löste bei der jüngsten Ausschusssitzung für Verkehrsfragen und ÖPNV die geplante Neugestaltung des Rosenheimer Hammerwegs aus, denn dabei ging es auch um die Änderung der Radverkehrsführung.
Der Hammerweg soll im Zuge der Baumaßnahmen der Stadtwerke im Abschnitt Kufsteiner Straße bis Reichenbachstraße neugestaltet werden. Paul Bickelbacher, Diplom-Geograf aus München, wurde mit seinem Büro „stadt+plan“ im Jahr 2021 von der Stadt beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, dass Vorschläge macht, wie der Radentscheid in Rosenheim umgesetzt werden könnte. Ein Punkt betraf dabei den Hammerweg. Der Änderungsvorschlag von Bickelbacher dazu: ein Kfz-Fahrstreifen weg und dafür ein Radfahrstreifen auch entgegen der Einbahnrichtung. Vom Rosenheimer Fahrradbeirat kam Zustimmung.
Lange Warteschlangen vor Parkhaus P1 befürchtet
Aber die Stadtverwaltung äußerte nun erhebliche Bedenken, insbesondere wegen der Zufahrt zum Parkhaus P1. „Dort wird sich immer wieder eine Warteschlange bilden. Durch den Wegfall des zweiten Kfz-Fahrsteifens müssen Kfz-Lenker, die nicht ins Parkhaus fahren wollen, dann eigentlich hinter dieser Warteschlange waren. Das wäre durchaus zumutbar. In der Praxis wird dies aber nicht passieren. Stattdessen wird die Warteschlange durch die Nutzung des Radfahrstreifens umfahren werden“, heißt es dazu in der Beschlussvorlage. Die Stadtverwaltung befürchtet dadurch also eine Gefährdung der Radfahrer. Zudem werde die Situation am Knoten Kufsteiner Straße / Hammerweg durch die Umgestaltung unübersichtlicher.
Die Stadtverwaltung unterbreite darum bei der jüngsten Sitzung, bei einer Umgestaltung des Hammerwegs lediglich den bestehenden Gehweg auf der Nordseite zu verbreitern und den baulichen Radweg durch einen Radfahrstreifen zu ersetzen. Ansonsten soll die Verkehrsanlage unverändert bleiben. Herbert Borrmann, CSU-Fraktionsvorsitzender schloss sich dem Vorschlag der Stadtvewaltung an. „Das P1 zählt zu den bestfrequentierten Parkhäusern in der Stadt und damit einer der Schlüssel, um mehr freie Flächen in der Stadt zu bekommen. Bilden sich dort lange Warteschlangen, fährt da aber niemand mehr gerne hinein“, meinte er. Sonja Gintenreiter, Grünen-Fraktionsvorsitzende konnte der Argumentation der Stadt dagegen nicht folgen. Ihrer Meinung nach könne man bereits mit einer besseren Beschilderung bei der Einfahrt ins Parkhaus Warteschlangen abbauen.
Christine Degenhart von den Freien Wählern war zwar an sich nicht davon überzeugt, dass ein weiterer Radfahrstreifen entgegen der Einbahnrichtung einen großen Mehrwert für Fahrradfahrer mit sich bringen würde, störte sich aber an der Argumentation, dass man diese Lösung ablehne aus Angst, Autofahrer könnten dadurch die Radfahrer gefährden. „Mit dieser Argumentation bestätigt man praktisch die Autofahrer, sich falsch zu verhalten“.
Die Diskussion wurde im Verlauf zunehmend hitziger. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März plädierte schließlich für mehr Miteinander im Straßenverkehr. „Wir versuchen mit immer noch größeren Aufwand, es allen recht zu machen“, sagte er. Das könne aber nie klappen, weil es immer Menschen gäbe, egal ob Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer, die sich nicht an die Regeln halten würden.
Mit 6 zu 5 Stimmen wurde am Ende dem Vorschlag der Stadtverwaltung zugestimmt. Damit kommt kein Radfahrstreifen entgegen der Einbahnrichtung.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re)