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34 Jahre für einen sauberen Landkreis

Müllwerker Josef Hamberger verabschiedet sich am heutigen Dienstag in den Ruhestand. Foto: Innpuls.me

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

31. Oktober 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Raubling / Landkreis Rosenheim – 34 Jahre sorgte Josef Hemberger für einen sauberen Landkreis Rosenheim. Am heutigen Dienstag fährt der Raublinger seine letzte Tour mit dem Müllwagen und verabschiedet sich danach in den wohlverdienten Ruhestand.

„Sie sind so stolz und aufrecht.“ – „Sie sind immer gut gelaunt und freundlich.“ – „Ihre Ausstrahlung ist so stark, dass sie unsere Kinder begeistert hat.“ – „Die Kinder haben Sie verehrt.“ Diese und viele weitere positive und auch berührende Sätze sind Teil eines bewegenden Briefes, den Josef Hemberger, langjähriger Mitarbeiter der Müllabfuhr Raubling, zum Abschied nun wieder in Händen hält. An Weihnachten vor drei Jahren bekam er diese handgeschriebenen Zeilen von einem Anwohner auf seiner Tour, adressiert an ihn als zunächst namenlosen Mitarbeiter. „Lieber Müllmann, dessen Namen ich nicht einmal kenne,“ – so beginnt das Schreiben.

„Wir sind menschlich – auch das ist die Müllabfuhr“

Josef Hemberger ist Müllwerker mit Leib und Seele und einer von rund 120 Fahrern und Müllwerkern im Landkreis Rosenheim. In all den Jahren war ihm immer eines wichtig: „Ich möchte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.“ Seine Devise war und ist: „So wie ich mit den Menschen umgehe, so gehen sie mit mir um.“ Damit meint er vor allem Freundlichkeit, gegenseitige Wertschätzung und Achtung. „Wir sind menschlich – auch das ist die Müllabfuhr“, stellt er klar. Diese Einstellung trug er auch nach außen – Tag für Tag. „Als wir mit den kleinen Kindern hergezogen sind, sind Sie mir sofort aufgefallen“, steht in dem Brief. „Hinten auf dem Müllwagen stehen Sie mit der Würde einer königlichen Leibgarde, die hinten an der Königs-Kutsche auf einer Plattform stehen. Sie sind immer gut gelaunt und freundlich. Niemals, nicht ein einziges Mal, hätte ich den Eindruck gehabt, dass Sie Ihre Arbeit belastet.“
Diese Zeilen sind bewegend – auch heute noch liest sie Josef Hemberger immer mal wieder durch. „Ich bekomme jedes Mal aufs Neue Gänsehaut. Es ist schön, dass die eigene Arbeit so gesehen wird.“ Den Autor des Briefes kennt er tatsächlich, auch an den Tag, an dem er ihn bekommen hat, kann er sich gut erinnern. „Er ist mir hinterhergeradelt. Ich kann mich auch gut an die Kinder erinnern. Die beiden Jungs sind heute schon erwachsen.“ Diese beiden Kinder haben wohl zuhause immer im Treppenhaus am Fenster gewartet, bis endlich die Müllabfuhr kam. Zuwinken und grüßen wollten sie ihrem Müllmann, unbedingt. „Die Kinder haben Sie verehrt“, heißt es in dem Brief weiter. „Sie sind quasi ‚die Müllabfuhr‘ in Person.“

Dass Müllautos Kinder faszinieren, kann Josef Hemberger nur bestätigen. Er erklärt ihnen auch stetig den Sinn und die Funktionsweise des Autos. „Ein Müllwagen ist nochmal was anderes wie ein Bulldog oder ein Lastwagen. Die Kinder – Jungs wie Mädchen – sind daran sehr interessiert.“ Dabei leistet er auch Aufklärungsarbeit. „Wenn mir gesagt wird, dass unser Auto ganz schön stinkt, erkläre ich gerne, dass das ja der Müll ist, der von den Familien kommt, und dass wir alle schauen sollten, weniger Müll zu produzieren.“

Bei Schneekatastrophe auf Tonnen-Suche in Sachrang

Sommer wie Winter war Josef Hemberger die zurückliegenden 34 Jahre im Einsatz. Das war nicht immer einfach. Im Sommer kann es mit Auspuff und Anlage sehr heiß werden, im Winter braucht es bei Minusgraden außen am Fahrzeug auch Durchhaltevermögen. Dabei fahren die Müllwerker bei Wind und Wetter – so zum Beispiel auch bei der Schneekatastrophe in Aschau 2019. Das Müllfahrzeug mit Josef Hemberger im Team schob sich damals beständig durch die Straßen auf der Suche nach den Mülltonnen. „Unter den größten Schneebergen habe ich sie dann schon gefunden.“ Das Wetter macht ihm nichts aus. „Dafür sind wir ausgerüstet und haben unsere Kleidung“, sagt er pragmatisch. „Man arbeitet einfach. Ich weiß, wo mein erster und mein letzter Eimer steht – und da muss ich eben hin.“
Seine Leidenschaft für den Beruf scheint Josef Hemberger auch an seinen Sohn weitergegeben zu haben. Auch er ist mittlerweile bei der Müllabfuhr Raubling. Zusammen sind sie schon Touren gefahren. So hat er im Laufe der Jahre nicht nur ihn eingewiesen, sondern auch zahlreichen weiteren neuen Kollegen versucht, seine Erfahrung und seine Leidenschaft zu übermitteln.
Dabei hat Josef Hemberger ursprünglich Maurer gelernt, wegen eines Bandscheibenvorfalls musste er sich aber beruflich umorientieren. So kam er zunächst als Straßenwärter zum Kreisbauhof Riedering, bevor er im September 1989 nun „auf dem Lastwagen“ steht, wie er selbst schmunzelnd sagt.
In all den Jahren wurde er mal gefragt: „Können Sie zwieda auch sein?“ – der Briefautor hat hierzu eine klare Meinung: „Der Stolz, die Zufriedenheit und die Lebensfreude, die Sie in Ihrem Dienst ausstrahlen, sind vorbildlich.“

Eine wichtige Botschaft findet sich noch in den Zeilen: „Von ganzem Herzen danke ich Ihnen, dass Sie mir gelehrt haben: Der Wert eines Menschen hängt in keinster Weise davon ab, welchen Beruf er ausübt.“
Und so endet der Brief mit „Müllmann, dessen Namen ich nicht kenne, Sie sind ein Vorbild ersten Ranges für Generationen von Männern. Sie können echt stolz sein auf sich und Ihre Lebensleistung.“
(Quelle: Pressemitteilung Landkreis Rosenheim / Beitragsbild: Landkreis Rosenheim)

 

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