Rosenheim – Ein bewegendes Gedenkkonzert zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Rosenheim fand am gestrigen Donnerstagabend (8.5.2025) in der Christkönigkirche statt. Mit dabei war auch Schauspieler Günther Maria Halmer, der sich erinnerte, wie er in der Stadt Kriegsende und Nachkriegszeit erlebt hat und was ihm aktuell große Sorgen bereitet.
Die Kirche Christkönig war bei dem Gedenkkonzert voll besetzt. Fotos: Innpuls.me
Zu dem Gedenkkonzert eingeladen hatte der Historische Verein Rosenheim zusammen mit der Stadtkapelle Rosenheim, der Innphilharmonie Rosenheim, dem Chorkreis Quirinus und Kirchenchor und Choriamochor am Wasen.
Der Kirchenraum der Christkönigkirche war voll besetzt. Unter den Besuchern waren auch zahlreiche politische Vertreter, allen voran Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Er und Karl-Heinz Brauner, Vorstand des Historischen Verein Rosenheim, erinnerten in ihren Reden an das Ende des Zweiten Weltkrieg am 8. Mai 1945. Für Rosenheim gilt dieses Datum eigentlich nicht so genau, weil die Stadt bereits am 2. Mai 1945 an die Amerikaner übergeben wurde.
Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März bei seiner Ansprache.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand aber die Musik, für die sich gut 180 Musiker und Sänger unter der Leitung von Peter Weber und Andreas Penninger zusammengeschlossen hatten und mal mit leisen und dann auch wieder mit kraftvollen Tönen ein starkes Zeichen für Erinnerung, Versöhnung und Frieden setzten. Auf dem Programm standen Werke von Aaron Copland, Carl Jenkins, John Lennon, Felix-Mendelssohn-Bartholdy , Eric Whitacre und Mark Steigerwald.
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Ein besonderer Beitrag kam von einem P-Seminar des Karolinen-Gymnasiums, das sich im laufenden Schuljahr unter dem Titel „Stunde Null“ intensiv mit dem Kriegsende und der unmittelbarer Nachkriegszweit auseinandersetzt. Die Schüler standen am Ende der Veranstaltung für Gespräche mit den Besuchern in der Kirche bereit. Zudem gab es beim Eingang eine Fotoausstellung mit historischen Aufnahmen aus dem umfangreichen Archiv des Rosenheimers Herbert Borrmann, die die Geschehnisse jener Zeit eindrucksvoll veranschaulichten.
80 Jahre nach dem Ende des Krieges wird die Zahl der Zeitzeugen immer geringer. Günther-Maria Halmer war zur Zeit des Zweien Weltkrieges gerade einmal zwei Jahre alt. „Ich habe den Großteil des Krieges in Wiege und Bettchen verschlafen“, meinte der bekannte Schauspieler, der in Rosenheim aufwuchs. Ein paar Erinnerungsfetzen an diese schreckliche Zeit sind aber dennoch bei ihm hängengeblieben, beispielsweise, dass ihm der Gang in den Bunker immer unglaubliche Angst gemacht hat, in dem er dann zusammen mit seiner Mutter und weiteren 50 bis 60 Leuten bei jedem Fliegeralarm ausharren musste, bis das Zeichen der Entwarnung kam. „Weil ich vor dem Bunker so eine Angst hatte, blieb meine Mutter zuletzt bei einem Fliegeralarm in der Wohnung und hat sich mit mir unter dem Schreibtisch versteckt“, erzählte der 82-jährige.
Warum Schauspieler Günther-Maria Halmer keine Orangen mag
Eine weitere Erinnerung ist ihm in den ersten Tagen nach dem Kriegsende deutlich in Erinnerung geblieben, als ihm ein amerikanischer Soldat eine Orange schenkte: „Ich biss in die Schale und zwei Tage später war ich krank.. Darum mag ich bis heute keine Orangen.“ Außerdem hat er immer noch die vielen Kriegsversehren vor Augen. „Männer ohne Arm, ohne Fuß oder blind sah man zu dieser Zeit überall auf der Straße“
Günther-Maria Halmer schilderte auch, wie er den Wiederaufbau erlebte. Kurz nach dem Krieg habe es auch in Rosenheim ein großes Miteinander gegeben, doch mit zunehmendem Wohlstand sei dann ein Klassenbewusstsein entstanden. „Die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten entstehen durch das Geld. Darüber muss ich oft nachdenken“, meinte er. 80 Jahre habe er nun in Frieden leben dürfen. Doch nun spüre er einen bedenklichen Wandel: „Politiker sprechen wieder viel über Krieg und die Medien schreiben, dass wir wieder kriegstüchtig werden müssen. Ist die Welt denn wahnsinnig geworden?“
Nach gut eineinhalb Stunden endete das Gedenkkonzert mit stehendem Applaus für alle Beteiligten.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Josefa Staudhammer)
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