Riedering/ Landkreis Rosenheim – Seit vorigem Jahr sind in der Filial- und Wallfahrtskirche „Maria Stern“ in Neukirchen am Simssee umfangreiche Renovierungs- und Verbesserungsarbeiten in vollem Gange. Bis März/April 2023 sollen die Sanierungsmaßnahmen mit einem Kostenvolumen von rund 1,5 Millionen Euro abgeschlossen werden. Bei einem Baustellenbesuch erklärte Kirchenpfleger Heinrich Dhom die wichtigsten Gewerke.
Ein Baustellenplatz ist die Orgelempore. Anstelle der morschen und kontaminierten Holzbalken wurden Stahlträger eingefügt, die noch in Abstimmung mit dem Denkmalschutz verputzt werden müssen. Die beiden beschädigten Seitenaltäre –ebenso wie der Hauptaltar von Professor Rudolf Esterer in den 50er-Jahren neu gestaltet – wurden zum Teil abgenommen, gesichtet, dokumentiert, neu modelliert und Stück für Stück wieder aufgebaut. Mit Kunststoffgittern am Boden und an den Seiten wird verhindert, dass Wasser in das Mauerwerk hochsteigen kann. „Auch wenn das Mauerwerk mit den ursprünglichen Formen neu ist, es werden durch den Stuckateur die vormaligen Formen wieder hergestellt“ – so Heinrich Dhom. Zum Hauptaltar mit seinem mittelalterlichen Kern, dessen Ecken und Kanten in der Barockzeit runder gemacht wurden, macht der Kirchenpfleger einen Vergleich mit dem Fußball als er sagte: „Sepp Herberger verlangte immer, dass das Runde ins Eck muss, bei der Barockisierung war es umgekehrt“. Im Altarraum soll die Kommunionbank bleiben, dazu Herr Dhom: „Sie entspricht zwar nicht dem Zweiten Vatikanischen Konzil, aber sie dient dem Kirchen-Gesamtbild“.
Barockisierung brachte
viele Veränderungen
Die Barockisierung spielte auch für den Dachstuhl eine nachhaltige Rolle. Damals wurde anstatt der Flachdecke eine Kuppel angebracht. Diese drückte mit ihrem Gewicht im Laufe der Zeit immer mehr auf die Außenmauern und es kam zu millimeterstarken Rissen. Inzwischen wurde der Dachstuhl angepasst, mit Spangen kann zukünftig justiert und nachgezogen werden, so dass die Außenmauern entlastet werden. Die gesamte Decke wird gereinigt und ausgebessert und auf Schadstellen untersucht. Eine solche Stelle ist der Heilige Geist beim Chorbogen, er drohte schon herunterzufallen, jetzt liegt er beim Restaurator, dazu der Kirchenpfleger: „Den Heiligen Geist brauchen wir für dieses Vorhaben und für die aktuellen Herausforderungen mehr denn je“.
Auch im Außenbereich gibt es viel zu tun. Dank eines niedrigen Gerüsts können die zum Teil asbesthaltigen Fenster ausgetauscht und neu verkittet werden, wobei das historische Glas erhalten bleibt. Alle Arbeiten erfolgen mit Fachfirmen, deren Personal auch auf engstem Raum schwere Balken hieven und denkmalpflegerische Herausforderungen meistern muss. Auch der Raum oberhalb der Sakristei wird saniert, ein neuer Schrankwand soll für eine ordentliche Aufbewahrung der Ministrantengewänder sorgen. Eine elektronisch gesteuerte LED-Beleuchtung macht es möglich, dass das 300 Jahre alte Gnadenbild am Altar dezent angeleuchtet wird. Der hierzu dienliche Schaltkasten in der Sakristei ist computergesteuert und ist auch für die Außenbeleuchtung hilfreich.
Hand- und Spanndienste der
Jungbauernschaft Neukirchen
Das anspruchsvolle Vorhaben kann schon auf über 10 Jahre zurückblicken, dazu der Kirchenpfleger: „2011 besichtigte das Ordinariat die Seitenaltäre und 2013 wurde eine Gesamt-Maßnahme in Augenschein genommen. Als dann die Erzbischöfliche Finanzkammer im Vorjahr 1,5 Millionen Euro zusagte, konnte mit den endgültigen Planungen begonnen werden. Ursprünglich waren 2,1 Millionen Euro für alle festgestellten Mängel und Renovierungswünsche errechnet worden, aber dank guter Kompromisse und vielfacher Unterstützung werden wir mit 1,5 Millionen Euro hinkommen“. Ein schöner Teil der Unterstützung durch Hand- und Spanndienste kommt durch Mitglieder der Jungbauernschaft Neukirchen, dazu sagt Dhom: „Zwei Handwerker packen super an und helfen immer mit, sie identifizieren sich mit ihrer Kirche, das lässt hoffen!“. Eine weitere Hoffnung besteht darin, dass nach Fertigstellung zur Altarweihe ein hoher kirchlicher Würdenträger aus dem Erzbistum nach Neukirchen kommt. Aber bis dahin gibt es in der Neukirchner Kirchenbaustelle noch viel zu tun.
(Quelle: Artikel, Beitragsbild und Fotos von Anton Hötzelsperger von den Samerberger Nachrichten)
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