Berchtesgadener Land / Bayern – Die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) wurde zum Gartentier des Jahres 2022 gewählt. Dem ein oder anderen ist diese stattliche, lautstark brummende Wildbiene in den letzten Wochen auch bereits über den Weg geflogen. Die Gebietsbetreuerin für den Landkreis Berchtesgadener Land, Julia Werner, hat einige Fakten rund um die Holzbiene zusammengestellt.
Manche halten die Blaue Holzbiene für eine übergroße Hummel – genauer hingesehen unterscheidet sie sich jedoch deutlich von dieser durch ihren schwarzen Körper und ihre auffälligen blau glänzenden Flügel. Mit eindrucksvollen 2 bis 3 Zentimeter Körperlänge ist die Blaue Holzbiene auch die größte der etwa 570 bei uns vorkommenden Wildbienenarten. Dabei ist sie friedfertig, harmlos und für uns Menschen ungefährlich: So würde sie ihren Stachel nur im äußersten Notfall einsetzen.
Die Blaue Holzbiene
als Klimagewinner
Ursprünglich vorkommend in Nordafrika, dem Mittelmeerraum und Zentral-Asien, breitet sich die Blaue Holzbiene nun auch seit der Jahrtausendwende in Deutschland aus. Als wärmeliebende Art profitiert sie dabei von der Klimaerwärmung und wird begünstigt durch die überdurchschnittlich warmen Jahre der vergangenen Jahrzehnte zusammen mit milden, schneearmen Wintern und trocken-heißen Sommerphasen. Dennoch gehört sie zu den gefährdeten Wildbienenarten und ist bei uns streng geschützt.
Im Gegensatz zur staatenbildenden Honigbiene ist die Blaue Holzbiene eine Einzelgängerin. Sie kommt bevorzugt vor in naturnahen und blütenreichen Gärten, Parkanlagen, lichten Waldrändern und allgemein in strukturreichen, sonnenbeschienenen Landschaftsräumen wie Streuobstwiesen.
Ihr Name ist dabei Programm (der lateinische Name „Xylocopa“ bedeutet in etwa „die Holzschneidende“): So frisst die Holzbiene mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen kleine, etwa fingerdicke Nistgänge in morsches, abgestorbenes Holz: Hier legt sie in voneinander durch Holzmehl abgetrennte Brutzellen jeweils ein Ei und zusätzlich ein Pollenpaket als Futter-Proviant für die geschlüpften Nachkommen. Diese entwickeln sich schnell binnen zweier Monate in ihren Brutzellen und schlüpfen als fertige Biene im Spätsommer aus dem Holz. Das besondere bei der Holzbiene ist dabei, dass die Weibchen eine für Wildbienen ungewöhnlich lange Lebenserwartung haben, wodurch das Muttertier ihren Nachwuchs noch „kennenlernen“ kann und sogar mit diesem zusammen im Nest lebt, bis es etwa im August stirbt. Die Nachkommen selbst fliegen noch bis etwa Oktober und überwintern danach in geschützten Hohlräumen, wie abgestorbenen Bäumen, Mauerspalten oder in selbst gegrabenen Erdlöchern. Im darauffolgenden Jahr können sie bei steigenden Temperaturen recht früh, etwa ab Februar bis März, ihre Winterquartiere verlassen. Ab dem Frühjahr folgen sodann Paarung, Futter- und Nistplatzsuche.
Die Holzbiene
als Nektardieb
Die Holzbiene ist bei ihrer Futtersuche nicht besonders wählerisch oder wie viele Wildbienen auf bestimmte Pflanzen spezialisiert: So bedient sie sich an einem breiten Blütenspektrum von Schmetterlings-, Lippen- und Korbblütlern und Raublattgewächsen. Darunter fallen beispielsweise Platterbse, Luzerne, Staudenwicke, Salbei, Taubnesseln, Beinwell, Klatschmohn oder Blauregen. Bevorzugt werden dabei aber pollen- und nektarreiche Blüten.
Hierbei kann sie zum sogenannten „Nektarräuber“ werden, wenn ihr die Blüten zu schmal oder zu lang sind, um an den darin enthaltenen Nektar zu gelangen. So beißt sie seitlich in die Blüten- bzw. Kelchwand ein Loch – und gelangt an den Nektar, ohne die Blüte zu bestäuben.
Was wir für die
Holzbiene tun können
Trotz des in den vergangenen Jahren für das Vorkommen der Holzbiene eher günstigen Klimas gehört die Holzbiene bei uns zu den gefährdeten Wildbienenarten. Eine der wesentlichen Ursachen ist der Verlust von Nistmöglichkeiten. Für den Schutz der Blauen Holzbiene – wie auch für viele andere Insekten – ist so besonders das Vorhandensein und der Erhalt von Totholz in unseren Gärten, Parks und Streuobstwiesen wichtig, damit sie Nistmöglichkeiten hat. Damit die Holzbiene nicht verbautes Holz als potentiellen Nistplatz auswählt, kann man dieses lackieren oder lasieren und in der Umgebung alternative Nistmöglichkeiten anbieten.
Der Holzbiene kann man helfen, indem man beispielsweise abgestorbene Bäume, Baumstümpfe oder große Äste stehen oder liegen lässt, eine kleine Totholzhecke im Garten einrichtet oder eine Trockenmauer als Unterschlupf anbietet. Auch ein vielfältiges Nahrungsangebot an ungefüllten Blüten in unseren Gärten, Beeten und Wiesen ist für die Holzbiene und andere Wildbienen wichtig und wird gerne angenommen. Durch diese einfachen Maßnahmen können wir zum Erhalt dieser imposanten und faszinierenden Wildbienenart beitragen.
(Quelle: Pressemitteilung Berchtesgadener Land / Beitragsbild: Copyright LRA BGL)
0 Kommentare