Rosenheim – In diesen Tagen bekommen die Rosenheimer Post von Oberbürgermeister Andreas März höchstpersönlich: einen Informationsflyer mit dem Thema „Blackout – und dann?“ samt Begleitbrief mit persönlichen Worten (wir berichteten). Der Wirbel darum ist groß. Auch Innpuls.me hat deswegen schon viele Anfragen erhalten. Bei der gestrigen Bürgerversammlung im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim hat Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März noch einmal Stellung zu dieser Aktion bezogen.
Medien in ganz Deutschland beschäftigten sich mit dem Rosenheimer Blackout-Flyer. „Rosenheim schockt mit Flyer“ titelte news.de, „Angst vor dem Blackout: Bayerische Stadt verteilt Vorsorge-Flyer für den Notfall“ schrieb merkur.de und bei Focus.de hieß es: „Rosenheim verteilt bizarre Flyer – Auf Blackout sollen sich Bürger „wie auf einen Campingurlaub“ vorbereiten.
Blackout-Flyer
sorgte für viel Aufregung
Und auch in Rosenheim selbst sorgte diese besondere Post für viel Aufregung, wie die vielen E-Mails und Nachrichten auf den Social-Media-Accounts zu diesem Thema belegen, die Innpuls.me in den vergangenen Tagen bereits erreicht haben. „Was passiert da jetzt bei uns?“, meinte beispielsweise eine 63-jährige verängstigt. Ein Wasserburger schrieb uns: „Die spinnen die Rosenheimer!“ und wieder andere wollten einfach nur wissen, was Innpuls.me von dieser Aktion hält (dazu hier jetzt ein Kommentar).
Was steht jetzt nun eigentlich drin in Flyer und Anschreiben? Im Anschreiben von Oberbürgermeister Andreas März wird die Herausgabe des Flyers so begründet: „Die internationale Lage, speziell der russische Überfall auf die Ukraine, macht es erforderlich, sich mit Szenarien zu beschäftigen, die vor einigen Jahren noch undenkbar schienen“ Neben einem möglichen Engpass in der Gastversorgung betreffe dies auch einen möglichen länger andauernden Stromausfall und seine Folgen: „Die Anforderungen an die Steuerung der Strommetze nehmen europaweit kontinuierlich zu. Gleichzeitig geraten diese Netze als lebenswichtige Infrastruktur zunehmend ins Visier internationaler Hacker-Banden. Beide Entwicklungen können eine erhöhte Störanfälligkeit mit der Folge von Ausfällen der Stromversorgung nach sich ziehen.“
„Verwaltung will mit dieser
Handreichung keinesfalls Panik erzeugen“
Weiter heißt es noch, dass die städtische Verwaltung mit dieser Handreichung keinesfalls Panik erzeugen will. Das hat Oberbürgermeister Andreas März dann auch bei der gestrigen Bürgerversammlung noch einmal betont. Das Thema „Blackout“ sei auch nicht neu. Die Stadt Rosenheim beschäftige sich damit bereits seit Dezember 2018 und ein Ergebnis davon sei nun eben auch der Handzettel, der nun „für viel Furore, Unsicherheit und Unverständnis“ gesorgt habe.
Rosenheims Stadtoberhaupt
entschuldigt sich für Aufregung
Rosenheims Stadtoberhaupt entschuldigte sich dafür – „wenn das verunsichert hat, tut mir das leid“ . Außerdem räumte er ein, dass man im Nachhinein betrachtet einige Formulierungen anders hätte treffen sollen. Generell hält er aber an der Richtigkeit dieser Aktion fest: „Es war unsere erklärte Absicht, die Rosenheimer zu diesem Thema zu informieren“. Und das sei auch gelungen. Man erfahre in dem Flyer, wo man Hilfe bei einem derartigen Vorfall finden könne: „Enthalten sind alle wichtigen Anlaufstellen der Stadt Rosenheim. Deren Telefonnummern kann man im Ernstfall auch noch im Dunkeln mit der Taschenlampe erkennen und wählen.“
Andreas März ist sich sicher, dass Rosenheim mit dieser Aktion nicht lange allein bleiben wird und andere Städte ebenfalls derartige Aktionen planen.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragbild: Josefa Staudhammer)
Ich gebe Ihnen insofern recht, als mich die ständigen Panikmeldungen genau wie Sie stören. Allerdings halte ich es für die falsche Schlussfolgerung, sich über eine Informationbroschüre aufzuregen, die eigentlich nur Ratschläge geben will. Ich befürchte, die Menschen unterscheiden nicht mehr zwischen Panikmache und Information. Ich will Corona nicht klein reden, aber nach manchen Medienberichten hätte man damals den Eindruck haben können, die Menschen fallen gerade im Hotspot Rosenheim reihenweise tot um. Die Wetterwarnungen gehen ständig von Katastrophen aus , man nimmt sie daher nicht mehr ernst. Ich kann die Kritik an einer Informationsbroschüre, die mich daran erinnert, den Medikamentenvorrat zu überprüfen oder vielleicht. doch endlich ein Batterieradio anzuschaffen nicht verstehen. Wenn ich auf eine hoffentlich nie eintretende, aber real mögliche Gefahr zumindest einigermaßen vorbereitet bin, verkleinert das meine Sorgen und ich finde es persönlich erschreckend, dass uns die Fähigkeit der Unterscheidung zwischen Panikmache und Information wohl verlorengegangen ist.
Ich hoffe, dass ich niemals in den Medien lesen muss: Warum wurden wir nicht rechtzeitig gewarnt? Wer trägt die Verantwortung.,…?
Darüber sollten wir alle nachdenken.