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„Niemand nimmt mich ernst“

Schafe blöcken sich an

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

6. April 2023

Lesezeit: 4 Minute(n)

Rosenheim – Jeden Donnerstag schreibt der Rosenheimer Dr. Alexander Wurthmann M.A. auf Innpuls.me über ein psychologisches Thema und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Der Titel seiner heutigen Kolumne lautet: „Niemand nimmt mich ernst“.

Portrait Alexander Wurthmann

Dr. Alexander Wurthmann. M.A. Fotos: re

Zu Dr. Alexander Wurthmann: Der Rosenheimer mit rheinischen Wurzeln ist Sohn eines Schriftstellers. Er hat schon im Alter von 9 Jahren seine erste handgeschriebene Zeitung verfasst. Mitte der 70er Jahre studienhalber nach München. Abschlüsse in Politologie und Geschichte (Thomas Nipperdey). Oft als Reiseleiter in Japan und China. Dann viele Bildungsprojekte auf Bundes- und Länderebene gemanaged und schließlich fast 30 Jahre eine berufsbildende Schule betrieben. Nunmehr im fünften Jahr bei einer lebensberatenden Hotline im kirchlichen Bereich tätig und betreibt in Rosenheim eine Praxis für psychologische Beratung und Coaching.
Hier gibt es dazu weitere Infos: 

Reden miteinander ist wichtig. Foto: re

Miteinander reden ist wichtig. Und natürlich will man dabei von seinem Gegenüber ernst genommen werden.

„Niemand nimmt mich ernst“

Wie muss ich mir das vorstellen? Hören sie nicht zu, wenn du in grösserer Runde etwas vorschlägst? Oder gehen sie vielleicht sogar weg, wenn du zu einer Gruppe kommst? Passiert das oft? Versuch mal, eine Strichliste zu machen, wie oft das in einer Woche vorkommt. Geschieht das eigentlich immer nur mit ein und derselben oder mit wechselnden Personen?
Widerspricht man eigentlich eher deinen Vorschlägen, oder widersprichst du den Vorschlägen der anderen. Gibt es in dieser Gruppe solche, denen es ähnlich geht wie dir? Wie sehen die das eigentlich?
Bist du fast immer anderer Meinung? Das wäre dann vielleicht eine Erklärung für die automatische Ablehnung durch die anderen. Ich will nicht sagen, dass die anderen immer recht und du immer unrecht hast. Aber das könnte eine Erklärung für solch einen Automatismus sein. Vielleicht haben die anderen ja nur Angst, dass du mal wieder alles anders siehst, als sie selbst.

Mach doch mal einen Test. Wenn demnächst ein Vorschlag kommt, dann stimme dem einfach mal zu. Auch wenn du das eigentlich nicht gut findest. Natürlich nur, wenn das für dich keine übermäßigen Nachteile mit sich bringt. Und dann schau mal auf die Reaktionen der anderen. Wenn sie verdutzt sind, hast du vielleicht gerade die Blockade gebrochen. Herzlichen Glückwunsch! Bitte geht sehr vorsichtig damit um. Es könnte sonst bald wieder so sein wie früher.
Du könntest auch noch einen weiteren Test machen. Der ist allerdings etwas schwieriger. Versuch doch mal herauszufinden, wie genau du andere Menschen verstehst. Vielleicht ist ja alles auch nur ein Missverständnis. Wenn du mit jemandem sprichst, mit dem du dich gut verstehst, dann frag ihn doch mal, ob du ihn soeben richtig verstanden hast und wiederhol, was er gesagt hat. Ganz vorsichtig dabei, er könnte sich auf den Arm genommen fühlen.

Wie man das Zuhören verbessern kann

Wenn du nicht alles hundertprozentig richtig wieder gegeben hast, ist das nicht schlimm. Wenn aber große Differenzen auftauchen, solltest du darüber nachdenken, wie du das Zuhören noch ein bisschen verbessern solltest. Das kannst du gerne mit der Person deines Tests machen. Sag ihm ganz einfach, dass dir das Missverständlich unangenehm ist und du das zukünftig gerne vermeiden möchtest. Und dann frag ihn, ob er dir dabei helfen möchte, besser zu werden. Und dann musst du nur deinen Test wiederholen. Bei so etwas hilft immer, wenn man es freundlich, dankbar und höflich anspricht. Die Kritik von deinem Freund musst du hinnehmen. Schliesslich hast du ihn ja dazu aufgefordert. Und genau diese Kritik brauchst du möglicherweise um das Verstehen besser zu lernen.
Noch einen Test könntest du machen. Der verlangt allerdings etwas Mut. Wenn ein Vorschlag von dir mal wieder abgewiesen wird, dann frag doch einfach mal ganz offen, sachlich, höflich und ohne Wut, warum dein Vorschlag eigentlich nicht angenommen wurde.

Wenn alle deine früheren Test für dich positiv ausgegangen sind und nur der letzte negativ – vielleicht sogar mehrmals – dann musst du dich vielleicht doch damit anfreunden, dass in dieser Gruppe der Anteil der Dummköpfe unüblich hoch ist. Das kann es wirklich geben. Immerhin weisst du jetzt Bescheid. Du musst diesen D…. nicht weiter Gesellschaft leisten. Sogar wenn dort etwas wichtiges geschieht, an dem du weiter teilhaben möchtest, solltest du ernsthaft nach Alternativen suchen.

Hühner und Hähne

Von den Hühnern kann sich Mensch einiges abschauen.

Von Hühnern kann man sich was abschauen

Vor einigen Jahrzehnten haben Verhaltensforscher die Hierarchien in Hühnergruppen untersucht und festgestellt, dass es dort meist eine sehr stabile Rangfolge gibt. Das oberste Huhn hat man Alpha-Huhn genannt und das, auf dem alle herumgepickt haben, Omega-Huhn. Diese Rollenverteilung bleibt meist sehr lange erhalten. Es gibt aber einen sehr einfachen Weg, dieser Hierarchie zu entkommen. Wenn Alpha oder Omega in eine andere Hühner-Gruppe gesetzt werden, können sie eine ganz andere Rangstufe einnehmen. Das Omega-Huhn kann sogar Alpha-Huhn werden und umgekehrt. Macht das nicht Hoffnung?
Nun gibt es diese Art von Herdenverhalten auch in der Arbeitswelt oder an der Schule. Man kann hier von Mobbing sprechen. Wenn es Prügel setzt, spricht man sogar von Bulleying. Unternehmen oder Schulen haben oft eigene Mitarbeiter, die dir in solchen Fragen helfen. Solche Situationen können nämlich krank machen. Dann kannst du dich weder am Arbeitsplatz richtig einsetzen und ordentlich lernen kannst du auch nicht. Das will eigentlich keiner. Tapetenwechsel ist oft hilfreich.
Dr. Alexander Wurthmann M.A.
(Quelle: Kolumne Dr. Alexamder Wurthmann M. A. / Beitragsbild: re)

 

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