Hilpoltstein / Bayern – Die Großen Brachvögel kehren derzeit aus ihren Überwinterungsgebieten in Frankreich, Spanien oder Portugal zurück und bereiten sich auf die neue Brutsaison in Bayern vor.
Besonders im Fokus hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fünf mit GPS-Sendern ausgestattete Brachvögel, deren Positionen rund um die Uhr an die Vogelforscherinnen und -forscher übermittelt wird. Diese Daten liefern wichtige Informationen für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Vogelart. „In Bayern gibt es nur noch rund 530 Brutpaare des überwiegend braun gesprenkelten Vogels mit dem langen, gebogenen Schnabel. Umso wichtiger ist es, dass schnellstmöglich wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden“, sagt LBV-Projektleiterin Verena Rupprecht. In diesem Jahr erwartet der LBV besonders spannende Erkenntnisse, da die fünf besenderten Brachvögel nun alt genug sind, um einen Partner zu finden und Küken großzuziehen. Die Rückkehr der Vögel nach Bayern können Interessierte live mitverfolgen unter www.lbv.de/telemetrie-brachvogel.
Bereits seit Mitte Februar sind die ersten Brachvögel zurück in Bayern. Besonders gespannt wartet das LBV-Projektteam auf die Ankunft der fünf Brachvögel, die 2021 und 2022 im Alter von fünf Wochen mit GPS-Sendern ausgestattet wurden. Die Sender sind wie kleine Rucksäcke mit einem Gewicht von 10 Gramm an den Vögeln angebracht. Die LBV-Vogelexperten kontrollieren derzeit täglich die Position der Brachvögel mit den Namen Bippo, Karlo, Franzi, Ludwig und Frederik. „Jetzt im Frühjahr ist für uns die spannendste Zeit im Projekt. Kommen unsere Brachvögel wohlbehalten zurück? Welches Wiesenbrütergebiet steuern sie an und werden sie dort in diesem Jahr brüten?“, sagt Verena Rupprecht, Leiterin der Besenderungsprojekte im LBV.
Für die fünf jungen, besenderten Brachvögel beginnt in diesem Jahr der Ernst des Lebens. Während sie 2023 die bayerischen Brutgebiete nur erkundet haben, sind sie jetzt mit drei Jahren alt genug, um erstmalig ein eigenes Revier zu gründen und sich fortzupflanzen. „Um erfolgreich zu brüten und Küken großzuziehen, benötigen Brachvögel feuchte, extensiv genutzte und somit nahrungsreiche Wiesenflächen. Diese sind in den meisten ursprünglichen Verbreitungsgebieten des Brachvogels in Bayern inzwischen Mangelware und jährlich werden nur wenige junge Brachvögel flügge“, so die LBV-Biologin.
Lebensraumverlust der Brachvögel
Der Große Brachvogel ist wegen zunehmenden Lebensraumverlust vom Aussterben bedroht. Hauptursache sind die intensive Landwirtschaft und Entwässerungen. Zusätzlich gefährden Störungen durch Spaziergänger und Hundebesitzer sowie Fressfeinde wie der Fuchs diese Art. „Umso wichtiger ist es, alles über das Leben und die Lebensraumansprüche des Brachvogels zu wissen. Die GPS-Sender zeigen uns genau, wo die Vögel Nahrung suchen, übernachten oder ihren Nistplatz wählen“, erklärt Verena Rupprecht. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen optimiert der LBV laufende Schutzmaßnahmen und entwickelt neue. Wie und wo die Brachvögel ihr Revier dieses Jahr wählen, ob sie erfolgreich brüten und welche Lebensraumfaktoren dies beeinflussen, werden die Artenschützer genau untersuchen.
Derzeit sind Bippo, Karlo, Ludwig und Frederik noch auf der Rückreise. Während Bippo in Frankreich und Ludwig in Nordspanien noch in ihren angestammten Überwinterungsgebieten im Schlick an der Küste nach Nahrung suchen, sind die beiden anderen Brachvögel bereits auf dem Rückflug und rasten gerade in Frankreich: Frederik an der Atlantikküste und Karlo an der Mittelmeerküste. Das Rennen hat bereits Franzi gemacht: ein Brachvogel, der 2021 im Königsauer Moos bei Dingolfing geschlüpft ist und dort vor wenigen Tagen bereits gesichtet wurde. Am 25. Februar ist Franzi in Südportugal, in der Nähe von Faro aufgebrochen und nach einem Zwischenstopp in der Camargue in Südfrankreich nach Niederbayern geflogen. Dort sucht der Vogel derzeit mit einigen anderen Brachvögeln und Kiebitzen auf den Wiesen nach Nahrung, um die verbrauchten Ressourcen nach dem anstrengenden Flug wieder aufzufüllen. 2023 war der Vogel auch schon dort und hat sich im gesamten Gebiet ausgiebig umgesehen. Die aktuelle Sichtung hat auch wichtige Erkenntnisse geliefert: Franzi ist wohl doch ein Franz. Während weibliche Brachvögel einen langen, vergleichsweise dicken Schnabel haben, ist der Schnabel der Männchen kürzer und anders geformt. Bei jungen Brachvögeln ist dieser Unterschied noch nicht zu sehen, erst mit vorgeschrittenem Alter lässt sich das Geschlecht eindeutig bestimmen. Das LBV-Projektteam drückt dem Brachvogel die Daumen, dass er eine Partnerin und ein geeignetes Revier findet und im Mai seine ersten Küken großziehen kann.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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