Rosenheim – Rosenheim soll eine neue Tourist-Info bekommen. Die Räumlichkeiten sind bereits gefunden. Es geht vom Parkhaus P I im Hammerweg in die Heilig-Geist-Straße 15, dort wo 22 Jahre das chinesische Restaurant „Hong Long“ seinen Sitz am Busbahnhof hatte. Nun geht es um die Gestaltung und das Angebot. Die Stadt hat eine Fachagentur damit beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Dieses wurde nun in der gestrigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vorgestellt.
Im digitalen Zeitalter läuft auch die Urlaubsplanung bei immer mehr Menschen überwiegend online. Braucht es da überhaupt noch eine Tourist-Info? Diese Frage beantwortete Heiko Rainer vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Universität München, kurz dwif mit einem klaren „Ja“. „Sechs von zehn Reisenden besuchen nach wie vor eine Tourist-Info“, erklärte er den Stadträten. Der Experte ist sich sicher, dass sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern wird, wenn man das richtige Angebot bietet. Heiko Rainer setzt dabei auf den „Erlebnisfaktor“: „Man muss die Besucher emotional packen. Schon beim Eintreten in die Tourist-Info müssen sie das Gefühl haben, das ist Rosenheim“, meint er. Punkten gegenüber von Online-Angeboten könnte man außerdem mit individueller Beratung und hoher Aufenthaltsqualität.
Im Vorfeld hat sich der Experte mit verschiedensten Tourismus-Akteuren in Rosenheim unterhalten und dabei abgefragt, welche Punkte Ihnen für die neue Tourist-Info wichtig sind. CSU-Stadtrat Herbert Borrmann geht das aber nicht weit genug: „Mit uns Stadträten und der Bevölkerung wurde bisher nicht gesprochen. Das vermisse ich bei den Ausführungen“, bemängelte er. Außerdem erweiterte er den Themenkatalog, den Heiko Rainer als „Aufhänger“ für die neue Rosenheimer Tourist-Info sieht, darunter Brauereien, Kulturangebot und Rad- und Wohnmobiltourismus, gleich noch um einen weiteren Punkt: „Auch die Stadtgeschichte gehört für mich unbedingt dazu“.
Neue Tourist-Info soll auch Einheimische begeistern
Die neue Rosenheimer Tourist-Info soll nämlich nicht nur Urlauber begeistern, sondern auch Einheimische. Um da zu schaffen, braucht es nach Ansicht von Herbert Borrmann aber unbedingt einen „AHA-Effekt“. Dem stimmt auch Heiko Rainer zu. Ideen dafür müssen aber erst gefunden werden.
Dafür gibt es schon eine grobe Vorstellung davon, wie man die aktuell leerstehenden Räumlichkeiten in der Heilig-Geist-Straße umgestalten und einteilen könnte. Im Mittelpunkt steht ein großzügig gestalteter Beratungsbereich. Daneben soll es einen Shop mit Merchandise-Artikeln geben und eine Erlebnis-Lounge für die Besucher. Der Mitarbeiterbereich mit insgesamt neun Arbeitsplätzen beinhaltet eine Teeküche, ein Lager und sanitäre Anlagen.
Öffentliches WC ist nicht geplant
Ein öffentliches WC ist hingegen nicht geplant. „Dafür fehlt der Platz“, informierte Heiko Rainer. Er könne sich aber vorstellen, dass die barrierefreie Mitarbeiter-Toilette in Notfällen auch Besuchern zur Verfügung gestellt werden könnte. So ganz zufrieden geben wollten sich die Stadträte mit dieser Begründung nicht. Sie wollen, dass dann zumindest in nächster Nähe der Tourist-Info eine große öffentliche Toilettenanlage realisiert wird.
E-Bike-Akkuladestation auf der Wunschliste
Grundsätzlich signalisierten die Stadträte aber durch die Bank Zustimmung für den ersten Konzeptentwurf. „Ich begrüße das Konzept“, sagte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Insbesondere gefiel ihm, dass damit auch dem Fahrradtourismus Rechnung getragen wird.. Dazu äußerte er einen Wunsch: „Gut wäre, wenn es bei der Tourist-Info zukünftig eine E-Bike Akkuladestation gibt. Da haben wir in Rosenheim noch deutlich Nachholbedarf.
Auch Peter Rutz, Fraktionssprecher der Grünen, äußerte sich positiv: „Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt und die Tourist-Info ist dabei ein wichtiges Element. Ich sehe da viel Potenzial, wie man zukünftig noch mehr Touristen in die Stadt locken kann“, sagte er.
Seinem Fraktionskollegen Peter Weigel gefiel nur der Punkt mit den Brauereien, als eines der zukünftigen Zugpferde für die Rosenheimer Tourist-Info nicht: „Wir haben heute ja nur noch zwei Brauereien in der Stadt und eine ist nicht regional. Rosenheim da noch als Brauereistadt zu bezeichnen, halte ich als verwegen“, kritisierte er. Planer Heko Rainer hielt dagegen, dass Bier grundsätzlich ein Thema sei, dass sich Urlauber in Bayern wünschen würden.
„Grundsätzlich ist es gut, dass es weitergeht“, meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Ihm geht es aber zu langsam voran. „Man hätte die Untersuchungen schon vorab durchführen können und die Gastronomie doch noch übergangsweise an dieser Stelle belassen können. So haben wir jetzt an dieser Stelle für ein Jahr einen Leerstand“; ärgerte er sich.
Die Gesamtauftragssumme für die neue Tourist-Info liegt nach derzeitiger Schätzung bei rund 520.000 Euro. Die Stadt will mit der GRWS, der Eigentümerin der Immobilie, einen Mietvertrag über die Räumlichkeiten abschließen und diese an die VKR Rosenheim zur Nutzung überlassen. Die endgültige Entscheidung fällt im Stadtrat am 27. Juni.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)
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