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Altsteinzeitlichen Rastplatz in Ansbach gefunden

Ganzer Zahn eines Höhlenbären. Foto: Archäologischer Service Tschuch (AST) /BLfD

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

4. Januar 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Ansbach / Bayern – Bei archäologischen Grabungen im Landkreis Ansbach wurden mehr als 10.000 Tierknochen und mehrere Steinwerkzeuge gefunden. Laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege deutet der Fund auf einen altsteinzeitlichen Rastplatz für Tier und Mensch hin. Für die Wissenschaft besonders interessant ist die Entdeckung von sieben erstaunlich gut erhaltenen Kieferfragmenten von bereits während der ersten Grabung entdeckten Höhlenbären. Sie vervollständigen – zusammen mit anderen Knochen – nun beinahe das gesamte Skelett des Großtieres.

Mehr als 10.000 Tierknochen wurden auf der insgesamt 1.200 Quadratmeter großen Fundstelle gefunden. Sie stammen fast alle vom Höhlenbären. Aber auch Reste eines Oberkiefers und einige Zähne, vermutlich von einer Höhlenhyäne, sowie Knochen von Wildpferden, Mammuts, Nashörnern und Wölfen wurden dieses und vergangenes Jahr geborgen. Brandspuren an einzelnen kleinen Knochenresten und Steinartefakte mit eindeutigen Bearbeitungsspuren weisen darauf hin, dass hier nicht nur Tiere
lebten, sondern die Gegend um Endsee bereits in der frühen Menschheitsgeschichte aufgesucht wurde. Doch warum war gerade diese Stelle für Mensch und Tier so attraktiv?

Die Vielzahl von Höhlenbärenknochen deutet darauf hin, dass die am Rand der Frankenhöhe gelegenen Fundstelle während der Altsteinzeit von Höhlen geprägt war. Im Laufe der Jahrtausende sind die Höhlen vermutlich durch Erosionsprozesse verschwunden. Radiokarbonuntersuchungen an den Tierknochen legen nahe, dass die Höhlen zwischen 45.000 und 25.000 vor Christus von Höhlenbären aufgesucht wurden – vermutlich für den Winterschlaf und die Aufzucht von Jungtieren. Einzelne Steinwerkzeuge könnten dem ersten Anschein nach aus dem Mittelpaläolithikum (ca. 300.000 – 45.000 vor Christus) stammen, einer Zeit, in der weite Teile Mitteleuropas vom Neandertaler (Homo neanderthalensis) besiedelt waren. Ob tatsächlich der Neandertaler oder der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) am Fuß des Endseer Burgberges seinen Rast- und Jagdplatz aufschlug, ist noch nicht abschließend geklärt.

„Funde aus unvorstellbar langen Zeitraum“

„Wir sprechen hier von Funden aus einem unvorstellbar langen Zeitraum von mindestens 20.000 Jahren. Noch wissen wir nicht mit Sicherheit, wie die Endseer Höhlenbären mit den frühen Menschen oder dem Neandertaler im Zusammenhang standen. Die Knochen von Mammut, Wildpferden und Nashörnern sind unzweifelhaft Jagd- und Aasreste – wahrscheinlich von Jägern, denn Höhlenbären waren vermutlich Vegetarier“, sagt Dr. Christoph Lobinger, Archäologe am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD).
Nach der Reinigung und Inventarisierung der Fundstücke durch eine archäologische Grabungsfirma werden die Steinwerkzeuge beim BLfD abgegeben und ihr Verbleib geprüft. Danach stehen sie der Wissenschaft zur Erforschung der Beziehung zwischen Neandertaler und Homo sapiens sapiens zur Verfügung. Die Tierknochen hingegen werden von sogenannten Archäozoologen auf Tierart, Alter sowie das Geschlecht untersucht. Weiterführende Analysen – zum Beispiel der Isotopen – könnten klären, wie sich die Tiere ernährten und wie weit sie sich von ihren Höhlen wegbewegten, um ihre Nahrung zu finden.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Beitragsbild: Copyright Archäologischer Service Tschuch (AST) / BLfD)

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