Rosenheim / Landkreis – Am Thema „Wolf“ erhitzen sich die Gemüter – auch im Landkreis Rosenheim. Zuletzt wurde bei Brannenburg ein Wolf gesichtet. Forderungen, beispielsweise vom Bauernverband, werden laut, Gemeinden und Landkreise wolfsfrei zu machen. Aber es gibt auch Gegenstimmen, so von B90/Grüne Kreisverband Rosenheim. Der Naturschutzexperte Christian Hierneis, der für die Grünen im bayerischen Landtag sitzt, versuchte jetzt in Rosenheim gemeinsam mit seiner Kollegin, der landwirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen im Landtag, Gisela Sengl, die Debatte zu beruhigen.
„Ich kann zwar verstehen, dass sich unsere Almbauern Sorgen machen“, so Sengl. Schafe, Kälber und Ziegen auf den oberbayrischen Almen sind für einen umherziehenden Wolf immer ein attraktives Futterangebot. Zäune und Herdenschutzhunde lohnten für die kleinen Herden auf den Bergwiesen nur selten. „Entsprechend ist ein Wolf für das Vieh dort eine große Bedrohung – es reicht schon wenn das Raubtier eine Herde in Panik versetzt.“ Tatsächlich würden aber im Jahr 2018 durch Wetter, Steinschlag oder Krankheit ums Leben gekommenen 117 Almtieren in Oberbayern nur 12 vom Wolf gerissene Tieren in ganz Bayern gegenüberstehen.
„Ein wolfsfreier Landkreis oder eine wolfsfreie Gemeinde sind rechtlich nicht umsetzbare Forderungen“, machte Hierneis deutlich, Der Wolf sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der FFH-Richtlinie streng geschützt. Nur zur Abwendung ernster wirtschaftlicher Schäden dürften in Einzelfällen Wölfe getötet werden. Und auch das nur, wenn es dazu keine Alternativen wie Schutz durch Weidezäune oder Hütehunde gebe und mit dem Abschuss nicht der Erhalt der Population gefährdet werde. „An dieser Gesetzeslage ändere sich auch nichts, wenn – wie oftmals gefordert – der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird oder der Wolf den Anhang V der europäischen FFH-Richtlinie überführt wird.“
„Lernen, mit dem
Wolf zu leben“
„Wir werden auch in Oberbayern lernen müssen, mit dem Wolf zu leben“, so der Naturschutzexperte. Die Grünen forderten deshalb konkret: Schutzmaßnahmen in ganz Bayern zu fördern und dabei die Behirtung von Weidetieren in die Förderung aufzunehmen, genauso wie den Unterhalt von Herdenschutzhunden und Zäunen. „Durchziehende Wölfe werde es immer geben, deshalb müssten die Schaf- und Ziegenherden besser geschützt werden und das solle der Staat in ganz Bayern zu 100 Prozent unterstützen.“, forderte Landwirtschaftsexpertin Gisela Seng.
Hierneis rät angesichts der eher geringen Bedrohung durch den Wolf zu einer entspannten Debatte: „Nur vier der bundesweit 157 Wolfsrudel leben aktuell in Bayern – in Franken und im bayerischen Wald. In anderen Ländern geht man mit viel höheren Wolfspopulationen deutlich gelassener um.“
(Quelle: Pressemitteilung B90/Grüne Kreisverband Rosenheim / Beitragsfoto: re)
0 Kommentare