Rosenheim – Mit dem Kultstück „Der Brandner Kaspar und das ewig` Leben“ feiert die Rosenheimer Volksbühne St. Nikolaus ihren 50. Geburtstag. Am gestrigen Donnerstagabend feierte die Freilichtfassung Premiere – eine fulminante Glanzleistung, die am Schluss verdient begeisterten Applaus bekam.
Der Brandner Kasper (Hannes Ginthör) bekommt Besuch vom Boandlkramer (Peter Kirmaier). Fotos: Innpuls.me
Der Mundartdichter Franz von Kobell schrieb die „G´schicht vom Brandner-Kasper“ im Jahr 1871. Darin geht es um einen gewitzten Witwer, der es mittels jeder Menge Kirschgeist und Trickserei beim Karteln schafft, sich von Gevatter Tod noch 15 weitere Lebensjahre zu ergaunern. Doch dann stirbt seine geliebte Enkeltochter Marei durch einen tragischen Unfall und damit fliegt der Schwindel schließlich auf. Nun muss sich der Brandner Kasper vor dem höchsten himmlischen Gericht für seine Tat verantworten.
Alle Sitzplätze im Mangfallpark Nord waren besetzt.
Die berühmte Bühnenfassung des Stoffes von Kurt Wilhelm, noch um einiges opulenter angelegt als Kobells Erzählung, wurde schon hunderte Male aufgeführt. Besonders beliebt und bekannt ist die Fernsehfassung der Inszenierung des Residenztheaters Bayerisches Staatsschauspiel München aus dem Jahr 1975 mit so bekannten bayerischen Volksschauspielern wie Fritz Strassner in der Rolle des Brandner Kaspar, Toni Berger als Boandlkramer und Gustl Bayrhammer als heiliger Portner.
Dieser Inszenierung das Wasser zu reichen, ist alles andere als leicht. Dem Volkstheater St. Nikolaus ist es gelungen. Erfahrung mit dem Stück hat das Ensemble in der Vergangenheit auch schon reichlich gesammelt. Kein anderes Theaterstück wurde öfter und vor so viel Publikum gespielt: Im früheren Kolpinghaus bzw. Künstlerhof und unter dem Kirchturm von St. Nikolaus, auf der Doaglalm am Samerberg, sogar in Südtirol und zuletzt auf der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim.
Auf zur wilden Jagd ging es vor den Bühnen.
Seitdem wurde das Ensemble immer wieder einmal gefragt, ob und wann denn der „Brandner Kasper“ wieder zu sehen ist.
Anlässlich des 50. Geburtstag war es nun, 13 Jahre später, tatsächlich wieder soweit. Unter der Regie von Richard Martl wurde die Kultgeschichte neu und frisch inszeniert. Für die gut 30 Mitwirkenden vor und hinter der Bühne – darunter zwei, die seit Gründung der Volksbühne Rosenheim mit dabei sind – war das eine neue Herausforderung, der sie sich mit Bravour gestellt haben.
Gespielt wird in der Freilichtaufführung am Innspitz im Mangfallpark Nord auf zwei Bühnen und auch noch teils davor. Die Kulissen sind liebevoll und aufwendig gestallt, ebenso die Kostüme. Sogar ein paar Spezialeffekte kommen zum Einsatz, um das Erscheinen von Gevatter Tod noch eindrucksvoller und unheimlicher wirken zu lassen. Für die musikalische Umrahmung sorgen die Söchtenauer Buam.
Des Marei (Evi Mayr) ist im Himmel eingetroffen.
Peter Kirmair glänzt in der Rolle des Boandlkramers. Besser geht es nicht. Gestik, Mimik und jeder Dialog sitzen – eine wahre Glanzleistung! Überzeugend agieren auch alle anderen Darsteller auf der Bühne: Hannes Ginthör als Brandner Kaspar, Evi Mary als Marei, Herbert Gruber als heiliger Portner, Helmut Dengl als Johannes Nepomuk, Jonas Grießl als Florian, Thomas Wratzlawek als herzöglicher Jäger Simmerl und Robert Mayr als Erzengel Michael – um nur die wichtigsten Rollen zu nennen. Großes Lob an dieser Stelle auch für die Kinder, die die Engal mimten.
Langeweile kommt an keiner Stelle auf. Die Begeisterung am Theaterspiel und insbesondere für dieses bayerische Kultstück ist bei allen Beteiligten deutlich spürbar.
Kinder mimen die Engal.
Noch zwei Mal – am heutigen Freitagabend und am morgigen Samstag – kommt das Stück auf die Bühne. Beide Aufführungen waren schon lange im Vorfeld ausverkauft. Darum hat sich die Nikolausbühne bereits dazu entschlossen, den „Brandner Kaspar“ im kommenden Herbst nochmal auf das Programm zu setzen. Die Fans wird es freuen.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
Hier weitere Bilder der Premiere:
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