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Herz für Menschen in Not

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

13. Dezember 2021

Lesezeit: 6 Minute(n)

Deggendorf / Afrika – Sofie Gruber ist selbstbewusst, eigenständig, reiselustig und hat ein großes Herz für Menschen in Not.  Aktuell reist sie durch die Welt, um sich an den verschiedensten Orten sozial zu engagieren. Derzeit lebt sie in Tansania in Afrika bei der katholischen Ordensgemeinschaft der Salvatorianer. Diese setzen sich in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Seelsorge dafür ein, dass die Menschen dort ein besseres Leben bekommen. Dabei hatte es die 21-jährige Deggendorferin selbst im Leben alles andere als leicht. Im Alter von zehn Jahren erlitt sie bei einem Unfall schwerste Verbrennungen, die sie bis heute zeichnen.

Frage: Wie kam es zu dem Unfall?
Antwort:  Ich war an diesem Tag krank zu Hause und meine Eltern mussten arbeiten. Ich wollte den Holzherd nachheizen und habe dazu Spiritus benutzt. Es gab eine Stichflamme. Ich weiß noch gut, wie ich dann nach draußen gelaufen bin, um mich im Schnee zu löschen. Danach ging gefühlt alles ganz schnell: Nachdem ich meine Nachbarn zur Hilfe gezogen hatte dauerte es nicht mehr lange bis der Rettungsdienst und Hubschrauber, welcher mich nach München in die haunische Kinderklinik brachte, da waren. Da wusste ich jedoch noch nicht, welche umfänglichen und langwierigen Konsequenzen dieser kleine -aber doch so einschneidende- Moment,  in meinem Leben auf mich haben würde.

Frage: Der Weg zurück ins normale Leben dauert lange. Die Narben blieben. Wie gehst Du heute damit um?
Antwort: Nach dem Brandunfall war ich sehr lange in Behandlung und musste viele Hürden überwinden: Fast zwei Wochen lang lag ich im künstlichen Koma und durch die wochenlange Bettlägerigkeit kam es zu dermaßen starken Einschränkungen meiner Bewegungsfähigkeit, dass ich selbst das Gehen wieder mühsam durch Hilfe von Physiotherapie erlernen musste– mir fehlte einfach lange die Kraft dazu! Aber auch nach dem Unfall war es noch lange nicht vorbei! Selbst Monate später war ich noch in psychologischer und physiologischer Behandlung. Oft habe ich mir gedacht: „Warum ist gerade mir das passiert?“.  Aber mit der Zeit habe ich gelernt, mich so anzunehmen, wie ich bin. Die Narben gehören zu meiner Identität und haben mich stark gemacht. Ich verstecke sie nicht und gehe offen damit um.

Frage: Hat Dich der Unfall zu einem anderen Menschen gemacht?
Antwort: Ja definitiv! Ich musste schon früh lernen mich nicht auf mein Äußeres zu fokussieren, sondern auf mein Inneres und meine eigenen Taten. Vielleicht war das unterbewusst auch der Anstoß dazu, dass ich schon so früh angefangen habe, mich sozial zu engagieren. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass der Brand-Unfall einen großen Teil dazu beigetragen hat, wieso ich nun bin wer ich bin.

Frage: Du hast also angefangen, dich sozial zu engagieren?
Antwort: Ja, kaum war ich wieder einigermaßen auf den Beinen, habe ich in der Reha selbstgebastelte Dinge verkauft, um damit das Projekt „Omnibus – „Zuhause auf Zeit“ der Franziskaner zu unterstützen. Nur derentwegen konnte meine Mutter während meines fast drei Monatigen Krankenhausaufenthalts in München in meiner Nähe sein und für mich da sein – was auch sehr wichtig für mich war. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine ganze Familie während der Zeit so viel für mich geopfert hat um für mich da zu sein.

Frage: Wie ging es danach weiter in Bezug auf dein soziales Engagement?
Antwort:  Im Endeffekt drehen sich bestimmt 50 Prozent – wenn nicht sogar mehr- meiner Freizeit um soziales Engagement. Quasi ist das soziale Engagement mein Hobby.  Von den Ministranten und dem Engagement im christlichen Jugendverband der J-GCL bis hin zum Engagement in der offenen Behindertenarbeit war alles dabei. Ich war schon während meiner Realschulzeit so aktiv im sozialen Bereich, so dass ich bei meinem Abschluss einen Preis für besonders soziales Engagement bekam. Aktuell bin ich immer noch aktiv in der J-GCL (FATAL – Von Mädchen* und Frauen* für Mädchen* und Frauen* (j-gcl.org))  auf Bundesebene im Frauengremium, wo wir uns aktiv für „Frauenbildung“ einsetzen und einen Blog schreiben um verschiedene Themen inhaltlich aufzuarbeiten.
Darüber hinaus bin ich im Vorstand unseres örtlichen Trachtenvereins tätig und für die Jugendarbeit mitzuständig. Diesen Sommer hat sich zusätzlich durch den Betreuermangel bei den Sommercamps des Kreis Jugendrings in Deggendorf eine Mitarbeit dort auch noch ergeben.

Frage: Was treibt Dich dabei an?
Antwort: Einerseits macht es mir einfach nur total Spaß und andererseits erfüllt es mich total! Ich bin eben durch und durch ein „Sozi“ und tanke durch die soziale Interaktion meine Kraft auf. Dabei ist mir aber natürlich auch klar, dass ich nicht die ganze Welt retten kann. Mir reicht es jedoch auch schon, wenn ich auch nur einer Person dabei helfen kann die eigenen Probleme für einen Moment zu vergessen und somit seinen Tag zu einem besseren machen kann.Manchmal können auch schon kleine Dinge Großes bewirken und man weiß nie was man mit kleinen guten Taten bei Menschen für einen Samen setzt. Wenn ich mir aber nun selbst beim Reden zuhöre, frage ich mich schon ob ich nicht ein bisschen herunterfahren sollte und mich auf einiges weniges intensiv konzentrieren sollte. (lacht)
Besonders jetzt wo ich ja auch noch mit dem Orden der Salvatorianer zusammenarbeite – natürlich mal wieder auf freiwilliger Basis. (grinst) Naja, das wird dann wohl meine Neujahrs Aufgabe.

Frage: Aktuell engagierst Du Dich bei der katholischen Ordensgemeinschaft der Salvatorianer in Tansania. Wie kamst Du gerade auf diesen Orden?

Antwort: Nachdem ich die Fachoberschule erfolgreich absolviert habe, wollte ich unbedingt ein freiwilliges Soziales Jahr im Ausland im globalen Süden machen. Ich habe ganz viele verschiedenen Einrichtungen angeschrieben. Die einzigen, die jedoch mit mir wirklich in persönlichen Kontakt getreten sind –nicht nur über Mails- und mich bei meiner Entscheidung unterstützt haben, waren die Salvatorianer. Darüber hinaus hatte ich in meiner Vergangenheit auch die Gemeinschaft die mit dem kirchlichen Kontext einhergeht immer als sehr positiv empfunden. Darum habe ich mich für sie entschieden. Als Corona dem ganzen dann jedoch einen Strich unter die Rechnung machte und ich mein Au-Pair Jahr in Spanien machte, lies mich das Ganze nicht los. So überlegten wir uns noch während meiner Zeit in Spanien wie man ein Engagement im Orden vielleicht doch noch ermöglichen könnte. So ergab sich dann die Idee zu einer Reise nach Tansania im Auftrag der Öffentlichkeitsarbeit.

Frage: Wie hast Du deine Ankunft in Tansania erlebt?
Antwort: Natürlich ist dort vieles anders als bei uns. Aber ich habe mich sofort zu Hause gefühlt.

Frage: Was sind Deine Aufgaben bei den Salvatorianern?
Antwort: Ich kümmere mich hauptsächlich um die Materialbeschaffung für die Öffentlichkeitsarbeit, habe jedoch meine Reise auch auf Social Media begleitet (@sofielechl) um Transparenz und Vertrauen für die Arbeit des Ordens zu schaffen. Mittlerweile laufen auch einige Aktionen um die Spendenbereitschaft etwas anzukurbeln, die aufgrund von Corona stark gesunken ist. Dank meiner Vorarbeit auf Social Media kommen auch eingie Anfragen von Leuten, die gerne helfen wollen. Das freut mich natürlich Wahnsinnig, dass die ganze Arbeit die ich in Social Media gesteckt habe nun auch Früchte trägt.

Frage: Also sammelst du aktuell auf eigene Faust Spenden?
Antwort: Ja, für den 15 Jährigen Raimond. Seine Mutter ist an Aids gestorben. Er selbst wurde bereits im Mutterleib mit HIV infiziert. Seine Familie wollte ihn nicht. Darum haben die Salvatorianerinnen den Buben im Alter von fünf Jahren bei sich aufgenommen. In den ersten Jahren hatte er schwer mit der Krankheit zu kämpfen. Aber mittlerweile geht es ihm gut. Die Grundschule (in Tansania 7 Jahrgansstufen) hat er bereits erfolgreich abgeschlossen.  Ab Januar sollte er eigentlich eine weiterführende Schule besuchen. Aber dafür fehlt bis jetzt das benötigte Schulgeld. Da die Gemeinschaft Kisiju’s im „Busch“ angesiedelt sind, müsste der nämlich auf ein Internat in Dar Es Salaam gehen. Das übersteigt jedoch bei weitem den Bereich des Möglichen der Gemeinschaft. Immerhin kostet allein das Internat jährlich gut 1.000 Euro. In Schilling umgerechnet sind das über 2.Mio TZS. Um ein besseres Verständnis zu schaffen – die meisten der Leute die ich in Tansania getroffen habe verdienen höchstens 150.000 TZS monatlich!

Frage: Was wünscht Du Dir für Raimond?
Antwort:
Mein größter Weihnachtswunsch ist es, Raimond eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Darum habe ich die  Spendenaktion ins Leben gerufen. Meine Patentante unterstützt mich dabei. Sie führt in Ihrer Versicherungsagentur in Rosenheim ein Gewinnspiel mit Preisen durch. Der Erlös kommt meiner Spendenaktion zugute.

Frage: Wie geht Deine soziale Reise um die Welt weiter?
Antwort: Meine Reise hier in Tansania ist nun fast vorbei, aber ich hoffe auf eine baldige erneute „soziale Reise“ in Kooperation mit den Salvatorianern. Die Erlebnisse die ich hier sammeln durfte, waren nämlich wirklich einzigartig – genauso wie die Menschen die ich treffen durfte. Ich bin wirklich wahnsinnig begeistert von der Arbeit die die Leute hier leisten und ich hoffe, dass ich noch mehr Leuten durch Social Media die tolle Arbeit des Ordens näher bringen kann. Aber selbst wenn es nicht in naher Zukunft zu einer weiteren Reise mit den Salvatorianern kommt, ist klar, dass ich mit den Leuten aus Tansania in Kontakt bleibe und da gibt es jetzt auch schon einige Ideen was wir gemeinsam noch auf die Beine stellen wollen. Mal sehen wie es weiter geht und was die Zukunft noch so bringt. Vielleicht bekomme ich ja durch dein tolles Interview bald eine Anfrage auf eine Zusammenarbeit  von einem anderen Orden oder einer NGO. (grinst)

 

Raimond will gerne eine weiterführende Schule besuchen. Aber aktuell fehlt dafür das Geld. Die Deggendorferin Sofie Gruber will dem Buben mit einer Spendenaktion helfen. (Beitragsfoto / Fotos: re)

Spendenkonto für Raimond:
Sofie Elisabeth Theresia Gruber
IVBAN: DE24701204007291984008
BIC: DABBDEMMXXX

Oder per Pay Pal an
Sofie.gruber@web.de

Verwendungszweck:
Allianz Protzek – Weihnachtsaktion
E-Mail (für Gewinnbenachrichtigung)

Ab einer Spende in Höhe von 5 Euro landet man im Lostopf.
Zu gewinnen gibt es u.a. Familienjahreskarte für den Tierpark Hellabrunn, Gipfelhoch 4plus Ticket und Premium Kinoerlebnis für Zwei.

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