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Jungvögel brauchen selten Hilfe

Vogelnest mit Vogeljungen

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

25. Mai 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim / Hilpoltstein / Bayern – Es zwitschert und tschilpt in Nistkästen, Sträuchern und Hecken in ganz Bayern. Die ersten Vogeljungen sind schon unterwegs und bald werden sich viele weitere Jungvögel aus den schützenden Nestern wagen. So erreichen den bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) derzeit vermehrt Anfragen von ratsuchenden Naturfreunden, die vermeintlich in Not geratenen oder verlassenen jungen Vögeln helfen wollen. Der LBV rät hier erst mal zur Vorsicht. „Die Vogeljungen sind unerfahren und im Fliegen noch etwas ungeübt und wirken deshalb oft hilflos. Sie aufzunehmen, ist aber falsch verstandene Tierliebe“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV bittet alle Vogelfreunde, diese halbflüggen, bereits vollständig befiederten Vögel, so genannte Ästlinge, einfach sitzen zu lassen, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr, wie zum Beispiel durch Straßenverkehr oder Katzen, befinden. Weitere hilfreiche Tipps und ein kostenloses Faltblatt gibt es unter www.lbv.de/vogel-gefunden.

Beim Spaziergang oder im eigenen Garten entdeckt man jetzt manchmal Jungvögel, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken und laut rufen. Sie rufen jedoch nicht um Hilfe, sondern halten Kontakt zu ihren Eltern, um gefüttert zu werden. „Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier mit, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel“, erklärt Angelika Nelson. Vogeleltern suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihren verlorengegangenen Jungen. Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden.

Was tun, wenn eine Katze in der Nähe ist?

Sind die flauschigen Federbälle zum Beispiel durch Katzen oder Straßenverkehr gefährdet, können sie ohne Probleme kurz aufgenommen und ganz in der Nähe vom Fundort, in Hörweite zu den Vogeleltern, an einen sicheren Ort umgesetzt werden. Am besten lässt man sie in einer Astgabel oder einem Busch nieder. „Anders als bei zum Beispiel Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden“, sagt die LBV-Vogelexpertin. Der LBV stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie verletzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ansonsten liegt ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vor. Die einfache Grafik unter www.lbv.de/vogel-gefunden hilft bei der Entscheidung, ob ein Jungvogel Hilfe braucht.

Stubentiger für einige Tage im Haus halten

Wer Katzen besitzt, sollte seinen Stubentiger für einige Tage – wenigstens in den Morgen- und Abendstunden – im Haus halten, gerade wenn Jungvögel im Garten oder in der Nachbarschaft unterwegs sind. Da die Jungvögel noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute für Katzen. „Ein naturnaher Garten mit abwechslungsreichen, einheimischen Pflanzen, in dem sich Vögel von Beeren und Insekten ernähren und in Büschen mit Dornen gut verstecken können, ist immer noch die beste Vogelhilfe“, so Nelson.

Sind die jungen Vögel alle ausgeflogen, sind die Vogeleltern noch lange nicht fertig. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten viele Vogelarten mit einer zweiten und anschließenden dritten Brut. „Die Brutsaison beschränkt sich nicht nur auf den Frühling. Einige unserer Gartenvögel, wie Kohlmeise, Rotkehlchen und Amsel, brüten bis zu dreimal in einem Jahr und das dauert bis in den August hinein“, sagt Angelika Nelson. Wer einen Nistkasten im Garten hat, muss diesen nach der ersten Brut nicht säubern. „Viele Vögel bauen ein neues Nest auf das alte drauf. Am besten wartet man mit dem Reinigen bis in den Herbst oder sogar Winter, wenn bestimmt kein Singvogel mehr brütet“, empfiehlt die LBV-Biologin.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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