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LBV startet neues Schutzprojekt für seltene Fledermausarten

Fledermaus

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

11. April 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / Bayern – Bereits seit Anfang Februar sind die ersten Großen Hufeisennasen aus ihrem Winterschlaf erwacht und wieder ins Fledermaushaus im oberpfälzischen Hohenburg zurückgekehrt. Dort findet sich die deutschlandweit letzte Wochenstube dieser vom Aussterben bedrohten Fledermausart.

Ihre kleinere Schwester, die Kleine Hufeisennase, hat es ebenfalls schwer und steht als stark gefährdet auf der Roten Liste. Deshalb setzt sich der Bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im neuen Projekt „Hilfe für Hufis“ dafür ein, beide Fledermausarten in der Frankenalb zu erhalten. „Während die Bestandszahlen beider Arten in den 1950er Jahren unter anderem durch den hohen Pestizideinsatz massiv einbrachen, diente die Frankenalb mit ihren Höhlen als einer der letzten Zufluchtsorte für die Hufeisennasen. Wir möchten die Kleine Hufeisennase in dieser Region vor dem Aussterben bewahren und der Großen Hufeisennase die Bildung weiterer Wochenstuben ermöglichen“, sagt die LBV-Projektkoordinatorin Nicole Miller. Durch die Schutzmaßnahmen des LBV sollen die beiden Ureinwohner der Frankenalb wieder überlebensfähige Populationen aufbauen.
Die Hufeisennasen sind mit ihrem namensgebendem Nasenaufsatz, der wie das bekannte Glückssymbol geformt ist, unverwechselbar. Die Große Hufeisennase erreicht als größere der beiden heimischen Arten eine Spannweite von bis zu 40 Zentimetern. Mit maximal 25 Zentimetern zählt die Kleine Hufeisennase hingegen zu den kleinsten heimischen Fledermäusen. In Deutschland kommt sie noch in vier Bundesländern vor. Die Populationen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und auch die am Südbayerischen Alpenrand befinden sich dank entsprechender Schutzmaßnahmen im Aufwärtstrend. „In der Fränkischen Schweiz, dem nördlichen Teil der Frankenalb, findet sich allerdings nur noch eine sehr kleine Population der Kleinen Hufeisennase. Genetische Analysen lassen vermuten, dass kaum mehr als 60 Individuen dort leben“, sagt Nicole Miller.
Die Große Hufeisennase hat in ganz Deutschland nur noch eine letzte Kolonie, die im Fledermaushaus Hohenburg im Südosten der Frankenalb lebt. „Diese letzte Wochenstube ist unerlässlich für den Erhalt der Großen Hufeisennase, weil sie deutschlandweit der einzige Ort ist, an dem Jungtiere geboren werden. Ein Verlust dieses Quartiers würde den Verlust der gesamten Population bedeuten“, so Miller.

Insektizide und Quartiermangel machen den Tieren zu schaffen

Beide Fledermausarten sind auf Insekten als Nahrung angewiesen und leiden deshalb unter dem Einsatz von Insektiziden. Zusätzlich macht den kleinen Flugkünstlern zu schaffen, dass sie immer weniger geeignete Quartiere finden. „Den Sommer verbringen die Hufeisennasen in warmen, geräumigen Dachstühlen, in denen sie auch ihren Nachwuchs großziehen. Moderne Bauweisen verhindern jedoch, dass Fledermäuse überhaupt einfliegen können, und geeignete Wochenstuben-Quartiere sind somit rar“, sagt die LBV-Biologin.
Im Mai 2023 startete das Projekt „Hilfe für Hufis“, das durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Oberfrankenstiftung gefördert ist. Der LBV möchte gemeinsam mit dem Landesverband für Höhlen- und Karstforschung, dem Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura sowie Hufeisennasenexpertinnen und -experten aus ganz Bayern und Thüringen die Verbreitung der beiden Fledermausarten genauer erforschen. In enger Kooperation mit Naturschutzbehörden, Gemeinden und der Fledermauskoordinationsstelle Nordbayern werden an zahlreichen Quartieren Maßnahmen zum Schutz der Tiere geplant, welche in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Der LBV untersucht, welche vorhandenen Quartiere verbessert werden müssen und wo sich weitere Quartiere der Hufeisennasen befinden.

Das Banzerhaus in Waischenfeld: Wichtiges Quartier für Kleine Hufeisennasen

Im sogenannten „Banzerhaus“ im oberfränkischen Waischenfeld befindet sich eine der letzten Wochenstuben der Kleinen Hufeisennase in der Frankenalb. Deshalb kaufte der LBV im Sommer 2021 dieses Gebäude mit Fördermitteln des Bayerischen Naturschutzfonds. „Wegen der warmen Temperaturen schwirrt dort schon seit Anfang Februar wieder die erste Kleine Hufi herum, mittlerweile sind sie zu dritt. Auch wenn es aktuell noch kein ideales Quartier ist, ist es eines der letzten, das den Tieren überhaupt noch zur Verfügung steht“, sagt Nicole Miller. Im vergangenen Jahr kam dort lediglich ein Jungtier zur Welt. Dies möchte der LBV ändern und plant in den kommenden Jahren umfangreiche Baumaßnahmen während der Wintermonate, in denen die Fledermäuse sich in die Höhlen der Fränkischen Schweiz zum Winterschlaf zurückziehen. Interessierte können die Kleinen Hufeisennasen über die LBV-Webcam im Banzerhaus online beobachten unter www.lbv.de/kleine-hufi-cam.

Rückblick: EU-Life-Projekt im Fledermaushaus in Hohenburg

Mit einem ähnlichen Projekt hatte der LBV in der Vergangenheit bereits großartige Erfolge verzeichnet. Zwischen 2009 und 2011 wurde vom Freistaat Bayern das heutige Fledermaushaus in Hohenburg für die Großen Hufeisennasen renoviert. Anschließend führte der LBV von 2012 bis 2018 ein EU-Life-Projekt zur Förderung der Habitate und der öffentlichen Wahrnehmung durch. Hierbei wurde das Fledermaushaus zu einer Infostation ausgebaut. Vor der Sanierung bestand die Kolonie aus 31 Tieren. 2023 wurden im Sommer 440 Individuen gezählt. Bereits seit Mitte Februar jagen die ersten Großen Hufis an lauen Tagen wieder im Umfeld des Fledermaushauses.
Weitere Informationen zum LBV-Projekt „Hilfe für Hufis“: www.lbv.de/hufeisennasen
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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