Aising / Stadt Rosenheim – Nur noch ein Schutthaufen ist übrig vom „Alten Wir“ im Rosenheimer Stadtteil Aising. Das altehrwürdige Gebäude kann man damit ab jetzt nur noch in alten Fotoarchiven finden.
Damit ist die Fläche frei für die Neuentwicklung dieses Areals. Fotos: Josefa Staudhammer
Bis zuletzt gab es gegen diese Baumaßnahme Widerstand. Dennoch starteten Ende April 2025 dann die Abbrucharbbeiten. Entstehen sollen nun auf dem Gesamtareal von über 5.000 Quadratmetern eine neue Wirtschaft mit Biergarten und Veranstaltungssaal sowie ein Nahversorger mit Vollsortiment, eine Bankfiliale und Wohnungen. Die Entwürfe dazu haben wir bereits hier veröffentlicht.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Josefa Staudhammer)




Bravo! Das älteste Gebäude Aisings nach der Pfarrkirche wurde nun erfolgreich dem Erdboden gleich gemacht!
Denkmalschutz wurde übrigens wegen der fehlenden historischen Substanz im INNEREN verweigert. Die Stadt Rosenheim vergibt seit über fünfzig Jahren mit großem Stolz den „Fassadenpreis“ (siehe Kommentar 29.05.25 Fassadenpreis). Die beiden benachbarten Bauernhäuser gleichen Baustils, ca.50 Jahre jünger stehen unter Denkmalschutz, obwohl im Inneren ebenso „wenig historische Bausubstanz“ vorhanden ist.
Nach Einreichen einer Petition beim Bayerischen Landtag durch die IG Rosenheim Süd fand eine
Anhörung vor dem Ausschuss „Wissenschaft und Kunst“ Anfang April statt. Nach flammenden Plädoyers von Fachleuten aus dem Landesdenkmalrat für den Erhalt des Gebäudes, vor allem im Hinblick auf die unbestritten ortsbildprägende Bedeutung, wurde letztlich der geplante Abbruch einstimmig über alle Fraktionen hinweg missbilligt, jedoch ohne juristische Handhabe. Der Vorsitzende Prof. Dr. Michael Piazolo wandte sich in einem persönlichen Anschreiben an OB Andreas März. Er erläuterte zudem im Interview ausführlich, dass sich das Bayerische Denkmalschutzgesetz derzeit in Novellierung befinde und der Ortsbildfaktor aufgenommen werden solle. Ortsbildprägend ist ein Gebäude dann, wenn dessen Abriss als Lücke und nachhaltiger Verlust für das Ortsbild empfunden wird. Die Novellierung ist in Vorbereitung und könnte noch vor der Sommerpause in Kraft treten – für den „Alten Wirt“ allerdings zu spät. Der Fall wurde als Negativbeispiel an Frau Landtagspräsidentin Ilse Aigner weitergeleitet – eine fragwürdige Ehre für die Stadt!
Restlos pervers mutet die Ankündigung an, „antike Stücke und Balken“ dem historischen Verein zu übergeben. Sollen damit Hackschnitzel mit Echtheitszertifikat hergestellt werden oder eventuell Zündholzbriefchen mit Foto des „Alten Wirts“?
Die Chance, ein attraktives Vorzeigeprojekt mit der Verbindung von Alt und Neu, ökologisch und gemäß nachhaltigen Maßstäben zu entwickeln, wurde verpasst. Geschaffen wurde ein irreparabler Schaden, mit Blick auf Wertschätzung von historischer Bausubstanz, Nachhaltigkeit und Lebensqualität, jetzt und für kommende Generationen, sowie in Bezug auf Ressourcenschonung beim Bauen im Bestand!
Vielleicht machen sich die Bürgerinnen und Bürger Gedanken, welches Bier sie trinken, welche Bank die ihres Vertrauens ist und wo sie bei der nächsten Wahl ihr Kreuzchen machen?