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Das Pestkreuz von Baierbach

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. Oktober 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

StephanskirchenEin Steinkreuz erinnert im Kielinger Wald an ein finsteres Stück Zeitgeschichte: 1632 brach die Pest in der Gemeinde Stephanskirchen aus und löschte ganze Ortschaften aus. In Kieling soll der Überlieferung zufolge nur ein kleines Mädchen das Massensterben überlebt haben. Autorin Nicole Steyer inspirierte der Besuch bei diesem Kreuz zu ihrem Historien-Roman „Das Pestkind“. Im Gespräch mit dem Wendelstein-Anzeiger erzählt die 43-jährige, was sie bei ihren Recherchen über das Kreuz herausgefunden hat und warum sich dadurch für sie in der Corona-Krise einiges relativiert.

Nicole Steyer lebt in der hessischen Stadt Idstein. Geboren wurde sie in Bad Aibling im Landkreis Rosenheim. Das Schreiben hat ihr schon immer großen Spaß gemacht. „In der dritten Klasse habe ich ein Büchlein über einen Frosch geschrieben und für je 50 Pfennig vermarktet“, erzählt sie. Als Mutter von zwei Töchtern hat sie vor einigen Jahren ein Kinderbuch auf den Markt gebracht. Ihre große schriftstellerische Leidenschaft gilt aber historischen Romanen.
Wer ihr genau den Tipp gegeben hat, einmal das Pestkreuz in der Nähe des kleinen Weilers Kieling bei Baierbach zu besuchen, weiß sie nicht mehr genau. Dafür erinnert sie sich noch gut an die Gefühle, die dieser Ort bei ihr ausgelöst hat. „Als ich vor dem Kreuz stand, hat mich das unglaublich mitgenommen. Die Geschichte dahinter empfand ich sofort als tief bewegend.“

Zu finden ist das Pestkreuz aus dem Jahr 1632 im Kielinger Wald in Stephanskirchen im Landkreis Rosenheim. Fotos: Wunsam

Das schlichte Steinkreuz selbst soll aus dem Jahr 1632 stammen. Der Stein mit Gedenktafel daneben stammt aber aus jüngerer Zeit. Darauf zu lesen ist, dass während des dreißigjährigen Krieges Pestopfer an diesem stillen Ort bestattet wurden. Auch das kleine Mädchen wird erwähnt. Geschichtlich überliefert ist ihr Überleben durch die schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Stephanskirchener Pfarrers Angerer.
Nicole Steyer wollte mehr erfahren über diese Zeit und insbesondere über das Schicksal des Kindes. Sie recherchierte in alten Büchern und Aufzeichnungen. „Das Leben der Menschen war zu dieser Zeit katastrophal“, meint sie. Vor 700 Jahren erschütterte die „kleine Eiszeit“ Europa. Hunger, Kriege, Revolutionen und Krankheiten waren die Folge. Auch die Region Rosenheim blieb von den Auswirkungen nicht verschont. „Ich glaube, dass es feindliche Soldaten waren, die die Pest nach Stephanskirchen brachten“, so Nicole Steyer. Diesem neuen Feind konnte die Bevölkerung nichts entgegensetzen: „Die Menschen waren dem schwarzen Tod komplett ausgeliefert“.
In ihrem Denken hat sich durch die Beschäftigung mit der Geschichte vieles verändert. „Ich empfinde heute große Dankbarkeit für das Leben, das wir heute führen“, sagt sie. Auch wenn die aktuelle Corona-Pandemie den Menschen viel abverlange, sei die Situation nicht mit der Zeit damals zu vergleichen. „Wir können uns gegen diese Krankheit schützen. Die Menschen damals hatten keine Chance.
Zu gerne hätte Nicole Steyer bei ihren Recherchen mehr über das Schicksal der einzigen kleinen Pest-Überlebenden aus dem Weiler Kieling erfahren. „Es wäre schön zu wissen, dass es das Schicksal noch gut gemeint hat mit der Kleinen“, so Nicole Steyer. Aber ihre Spurensuche blieb ergebnislos.
In dem Roman „Das Pestkind“ hat das Mädchen aber zumindest fiktiv dann doch einen Namen, eine Geschichte und ein Happy-End bekommen.
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Wer das Kielinger Pestkreuz besuchen will, folgt von der Baierbacher Kirche aus den mit Schildern ausgewiesenen Rundwegen Eins und Zwei. Hölzerne Wegweiser im Wald weisen dann auf das Pestkreuz hin.

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