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Prachtfinken: quirlige Farbwunder

Australischer Prachtfink

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

23. November 2022

Lesezeit: 5 Minute(n)

Bayern / Deutschland – Zebrafink, Gouldamadine und Diamantfink gehören zu den bekanntesten Vertretern der australischen Prachtfinken. Die kleinen Vögel begeistern nicht nur durch ihr quirliges Wesen, ihre Färbung und ihre angenehm leise Stimme, sondern auch durch ihr ausgeprägtes Sozialverhalten. Doch welche Faktoren müssen beachtet werden, damit sich die kleinen Australier auch hierzulande wohlfühlen? Hier Tipps vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA) und dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH).

Die Familie der Prachtfinken (Estrildidae) umfasst um die 140 Arten, von denen knapp 20 in Australien vorkommen. Zu den bekanntesten australischen Arten zählen Zebrafink, Binsenastril, Diamantfink, Gouldamadine, Ringelastrild und Spitzschwanzamadine. Die Größe der beliebten Vögel schwankt artabhängig zwischen 11 und 17 cm. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei sechs bis acht Jahren.
In der freien Natur bewohnen die gefiederten Tiere vorrangig offene Gras-, Busch- und Baumsteppen. Auf der Suche nach Wasser und Sämereien, ihrer bevorzugten Nahrung, durchstreifen sie in kleinen Gruppen die Gegend. Außerhalb der Brutzeit sind sie vermehrt in großen Schwärmen anzutreffen.

Bereits Anfang des 18.Jahrhunderts
kamen die Zebrafinken nach Europa

Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts gelangten Zebrafinken nach Europa, denen bald auch andere Arten folgten. Die Zucht etablierte sich erst später und bis 1960 – zum Erlass eines strengen Wildvogel-Exportverbots in Australien – wurden noch regelmäßig Naturentnahmen importiert. Seit diesem Jahr stammen alle australischen Prachtfinken in Europa aus Nachzuchten. Neben der Wild-/Nominatform sind heute viele Farb-, Feder- und Gestaltvarianten (zum Beispiel Hauben- und Schauzebrafinken) bekannt, die sich in Größe und Gewicht teils deutlich von der Wildform unterscheiden und von denen einige auch unter dem Verdacht der Qualzucht stehen.

Prachtfinken sind
soziale Wesen

Prachtfinken sind sehr gesellige Vögel und leben bevorzugt in größeren Gruppen oder Schwärmen. Das Leben in der Gruppe bietet den Tieren nicht nur Schutz vor Fressfeinden, sondern sie pflegen auch eine enge Bindung zu ihren Artgenossen. So sitzen sie während Ruhephasen häufig eng beieinander (Kontaktsitzen), schlafen zusammen und putzen sich gegenseitig das Gefieder. Prachtfinken müssen daher immer mindestens paarweise oder besser in kleinen Gruppen, bestehend aus etwa vier, sechs oder acht Tieren, gehalten werden. Abhängig von der Art ist auch die Haltung gleichgeschlechtlicher Tiere möglich. Alternativ muss auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis geachtet werden.
In einer großen Voliere können untereinander verträgliche Arten mit gleichen Ansprüchen vergesellschaftet werden, wenn von jeder Art mindestens ein Paar gepflegt wird. Da es insbesondere zur Fortpflanzungszeit zu Streitereien und Unverträglichkeiten kommen kann, müssen die Tiere gut beobachtet und im Zweifelsfall (vorübergehend) voneinander getrennt werden.
Beim Erwerb sollte man darauf achten, harmonierende Paare oder Gruppen nicht zu trennen. Forscher des Max-Planck-Institutes für Ornithologie fanden heraus, dass die Harmonie und die Zuchterfolge bei Zebrafinkenpaaren, die sich selbst gefunden hatten, deutlich höher waren als bei „zwangsverpaarten“ Tieren.

Geschlechtsunterschiede:
kaum bis nicht erkennbar

Die Geschlechtsunterschiede sind bei Prachtfinken je nach Art sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die deutlichsten Merkmale zeigt der Zebrafink, indem in der Wildform nur Männchen einen ausgeprägten orangen Wangenfleck und die charakteristische Zebrazeichnung aufweisen. Bei einigen Zuchtformen ist die Unterscheidung der Geschlechter allerdings nur noch schwer möglich.
Bei anderen Arten sind die Geschlechtsunterschiede nicht so deutlich ausgeprägt. Meist sind die Männchen etwas farbintensiver, beziehungsweise die Farbmuster grenzen sich deutlicher gegeneinander ab. Bei einigen Arten, beispielsweise dem Diamantfink, können die Geschlechter nur anhand des Verhaltens sicher erkannt werden. Hier zeigen die Männchen eine sogenannte „Halmbalz“. Dabei halten sie einen Grashalm oder ähnliches im Schnabel und versuchen tanzend ein Weibchen zu beeindrucken.

Auch ohne besondere Stimulation zur Zucht neigen Prachtfinken und insbesondere Zebrafinken dazu, Eier zu legen. Besonders problematisch ist dabei das sogenannte Dauerlegen, bei dem das Weibchen über einen längeren Zeitraum Eier legt, was die Tiere sehr schwächt. Um das Dauerlegen zu verhindern, können die Schlafnester entfernt und stattdessen erhöht angebrachte Sitz- bzw. Schlafmöglichkeiten angeboten werden. Auch sollte in diesen Phasen auf stimulierendes Futter (hierzu zählen zum Beispiel Keimfutter, Eifutter oder Frischfutter) verzichtet werden. Helfen diese Maßnahmen nicht, sollte ein vogelkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.
Eine Zucht sollte nur erfolgen, wenn Abnehmer für die Jungvögel vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, können die frisch gelegten Eier gegen Eiattrappen ausgetauscht werden. Um die Weibchen nicht zu überfordern, sollten mehr als zwei Gelege in Folge vermieden werden.

Verhaltensgerechte
Unterbringung

Prachtfinken sind sehr bewegungsaktiv und flink. Daher ist für eine Gruppe von bis zu acht Tieren eine große Zimmervoliere (Maße mindestens 150 x 70 x 150 cm) mit täglichem Freiflug oder ein Vogelzimmer die beste Wahl. Eine reine Käfighaltung ohne täglichen Freiflug wird dem Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht gerecht und ist als tierschutzwidrig einzuschätzen. Kann kein Freiflug angeboten werden, wäre alternativ auch eine Haltung in einer größeren Voliere mit Maßen von etwa 200 x 100 x 200 cm möglich.
Die Voliere sollte an einer ruhigen, hellen Stelle ohne direkte Sonneneinstrahlung stehen. Der ideale Temperaturbereich liegt zwischen 18 und 25 °C, die relative Luftfeuchtigkeit sollte bei 60 Prozent liegen. Insbesondere die ursprünglich aus Wüstengebieten stammenden Gouldamadinen bevorzugen höhere Temperaturen. Plötzliche Temperaturschwankungen und direkte Zugluft sind unbedingt zu vermeiden!
Für die Einrichtung der Voliere eignen sich Sitzstangen, Seile oder Schaukeln. Die Sitzstangen – optimal sind Naturäste mit unterschiedlichen Durchmessern – sollten etwas federn, damit Gelenke und Füße der Tiere geschont werden. Die Sitzmöglichkeiten sollten so angeordnet sein, dass eine Verschmutzung durch herabfallenden Kot vermieden wird. Prachtfinken sollten ein geeignetes Schlafnest oder erhöht angebrachte Sitzmöglichkeiten angeboten werden – idealerweise über Kopfhöhe. Werden mehr als zwei Tiere gehalten, sollte für jedes Paar mindestens ein Schlafnest angeboten werden.
Die Tiere benötigen täglich neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Abwechslung verschaffen ihnen beispielsweise Äste von Laubbäumen mit Knospen oder Blättern (zum Beispiel Hasel, Weide, Birke), Gräser oder auch unbehandeltes Holzspielzeug. Eine Bademöglichkeit (Schale oder Badehäuschen) wird ebenfalls gerne genutzt. Bei der Einrichtung ist stets darauf zu achten, dass noch ausreichend freier Raum zum Fliegen vorhanden ist.
Als Bodengrund eignen sich Hanfeinstreu oder andere saugfähige Materialien. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen empfehlen bei Zimmerhaltung eine gezielte Beleuchtung mit UV-Anteilen. Falls Leuchtstoffröhren im Vogelzimmer zum Einsatz kommen, müssen diese flackerfrei sein – etwa durch den Einsatz elektronischer Vorschaltgeräte. Vögel neigen im Dunkeln zu Panikreaktionen und können sich dabei schwer verletzen. Ein schwaches Orientierungslicht (Mondlicht) im Raum kann dies verhindern.
Achtung: Spiegel, Plastikvögel und leicht verschluckbare Kleinteile sind als Spielzeug ungeeignet! Sandpapiermatten oder -überzüge, Rundkäfige, Käfige mit weißen Gittern sowie verzinkte oder mit Kunststoff überzogene Gitter sind ebenfalls tierschutzwidrig.

Die ersten Tage
im neuen Heim

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere viel Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Prachtfinken werden in der Regel nicht handzahm und reagieren auf ungewohnte Reize sehr hektisch. Besonders in der Eingewöhnungsphase sollten schnelle Bewegungen in der Nähe der Tiere daher vermieden werden. Leises, ruhiges Ansprechen der Tiere hilft bei der Eingewöhnung. Grundsätzlich suchen Vögel bei Beunruhigung gerne erhöhte Sitzplätze auf.

Die richtige Ernährung
für die kleinen Farbwunder

Prachtfinken ernähren sich in der Natur hauptsächlich von kleineren Sämereien. Für die Heimtierhaltung haben sich hirsereiche Exoten- bzw. Prachtfinken-Körnermischungen gut bewährt, die mit Gras- und Wildsämereien noch weiter aufgewertet werden können. Auch Hirsekolben werden gerne angenommen. Als Tagesportion reicht normalerweise ein leicht gehäufter Teelöffel pro Tier. Bei einer Gruppenhaltung ist es meist sinnvoll, das Futter auf mehrere Näpfe zu verteilen, um Aggressionen an der Futterstelle zu vermeiden.
Zusätzlich benötigen die Tiere täglich reichhaltiges Frischfutter wie Kräuter (etwa Vogelmiere oder Küchenkräuter), Gemüse (wie Gurke, Karotte, Zucchini oder Paprika. Vorsicht: Avocado ist für die Tiere giftig!) und geringe Mengen Obst (zum Beispiel Äpfel).
Zur Verdauung und für gesunde Knochen wird Kalzium – beispielsweise Sepiaschale oder loser Grit – benötigt. Während des jährlichen Gefiederwechsels (auch als Mauser bekannt) benötigen die Tiere zusätzlich geringe Mengen Eiweiß – zum Beispiel in Form von Insekten, Ei- oder Weichfutter sowie Keimfutter. Der Fachhandel berät hierzu gerne.
Sauberes Wasser muss den Tieren immer angeboten werden. Wasser- und Futtergefäße sowie Badegelegenheiten sind so anzubringen, dass sie von den Vögeln nicht zu stark verschmutzt und täglich gründlich gereinigt werden können. Zur Eingewöhnung junger Tiere empfiehlt es sich, Futter und Wasser auch in Schalen auf dem Boden anzubieten.
(Pressemitteilung IVH/BNA / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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