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Schreckgespenst „Blackout“: Rosenheim sorgt vor

Blackout -Symbol gezeichnet mit Stromstecker und Glühlampe vor Nachtszenario

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

13. Dezember 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Schreckgespenst „Blackout“: Niemand kann zuverlässig sagen, ob und wenn wann es zu einem flächendeckenden Stromausfall in Deutschland kommt. Aber die Sorge ist groß und immer mehr Städte und Gemeinden treffen Vorsorge – auch Rosenheim. Dort wappnet man sich für dieses Szenario aber nicht erst seit diesem Jahr, wie bei einer Pressekonferenz mit der „Lenkungsgruppe Blackout“ aufgezeigt wurde.

von links Ordnungsdezernent Herbert Hoch, Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl, Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März, Hans Meyrl, Leiter des Amtes für  Brand und Katastrophenschutz und der Leiter der Polizeiinspektion Rosenheim, Volker Klarner

Standen beim Pressegespräch zum Thema „Blackout“ Rede und Antwort (von links): Ordnungsdezernent Herbert Hoch, Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl, Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März, Hans Meyrl, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz und Volker Klarner, Leiter der Polizeiinspektion Rosenheim. Foto: Karin Wunsam

  sei  bei Ende September bekamen die Rosenheimer Post von Oberbürgermeister Andreas März – einen Informationsflyer mit dem Thema „Blackout und dann?“ Das sorgte für großen Wirbel, kontroverse Diskussionen und deutschlandweite Berichterstattung: Wichtige Information oder Panikmache? (Wir berichteten).
Andreas März ist nach wie vor von der Richtigkeit dieser Aktion überzeugt. „Jemand muss der Erste sein und der bekommt dann halt auch mal ein blaues Auge ab“, meinte Rosenheims Oberbürgermeister bei der Pressekonferenz im Rosenheimer Rathaus. Nach der ersten Aufregung habe sich das Blatt aber dann um 180 Grad gewendet. Das bestätigt auch Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl. Mittlerweile seien bereits über 30 Anfragen von anderen Kommunen in der Stadtverwaltung eingegangen, die die Broschüre übernehmen wollen oder schon übernommen haben, wie beispielsweise die Gemeinde Aschau im Chiemgau (wir berichteten).

„Man darf solche Szenarien
nicht unter den Tisch kehren“

Dabei hat die Stadt Rosenheim das Problem „Blackout“ schon länger im Blick. „Bei uns ist das tatsächlich schon seit 2018 Thema“, so Andreas März. Nicht darüber sprechen, in der Hoffnung, dass nichts passiert, sei bei so wichtigen Dingen nicht die richtige Herangehensweise. Das sieht auch Hans Meyrl, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz so: „Man muss auch über unbeliebte Themen reden und darf solche Szenarien nicht unter den Tisch kehren.“

Deshalb wurde in der Stadt die „Lenkungsgruppe „Blackout“ ins Leben gerufen, bestehend aus Stadtverwaltung, Brand- und Katastrophenschutz, Stadtwerken und Polizeiinspektion. Die Mitglieder treffen sich seit der Gründung regelmäßig, um für den Ernstfall bestmöglich aufgestellt zu sein.
Und dabei sei man zumindest im Kern auch schon weit gekommen, erläutert Hans Meyr. Beispielsweise wurde ein Modell mit zeitlicher Staffelung erarbeitet. Denn es macht natürlich einen Unterschied, ob der Strom nur wenige Stunden oder gar für Tage und Wochen ausfällt. „Uns ist es wichtig, vor die Lage zu kommen“, so Hans Meyr. Konkret bedeutete dies, schon präventiv festzulegen, wer ab wann für was und wo zuständig ist.
Dazu zählt auch, Anlaufstellen für die Bevölkerung zu definieren, an die sie sich im Notfall wenden können, beispielsweise bei schwerer Krankheit, die ja dann nicht mehr über das Telefon Arzt, Krankenhaus oder Notruf gemeldet werden kann. Wichtige Adressen in derartigen Fällen sollen dann Rathaus und Sozialrathaus in der Reichenbachstraße sein.

Im Fall der Fälle sind auch
Eigeninitiative und Solidarität gefragt

Außerdem wurde auch an die Einrichtung von Wärmehallen gedacht: Luitpoldhalle, Gabor-Halle und Turnhalle der Fürstätter Schule sind jetzt erstmal eingeplant. Dass diese drei Unterkünfte im Fall der Fälle keinesfalls ausreichen, um allen Rosenheimern Schutz und Wärme zu bieten, ist den Verantwortlichen der „Lenkungsgruppe Blackout“ klar. Sie setzen auch auf die Eigeninitiative der Bürger und deren Vorsorge und Solidarität mit anderen, bedeutet im Notfall sei beispielsweise Nachbarschaftshilfe gefragt.

Bei einem „Blackout“ ab vier Stunden wird in Rosenheim der Katastrophenfall ausgerufen und ein Krisenstab einberufen. Solange noch Erdgas verfügbar ist, seien die Wärme- und Stromversorgung im Stadtgebiet dann noch gesichert – nicht zuletzt durch das Müllheizkraftwerk. Ziel ist es, dass auch bei größeren Stromproblemen jeder Rosenheimer zumindest für einige Stunden am Tag noch Strom beziehen kann. Allerdings kann man sich dann nicht die Uhrzeit dafür aussuchen. „Das kann auch in der Nacht der Fall sein“, so Andreas März.

Sicherheitsgefühl der
Bevölkerung stärken

Sicherheitsbehörde bei einem „Blackout“ ist übrigens die Kommune und nicht die Polizei. Diese kümmert sich im Ernstfall vor allem um den Schutz der kritischen Infrastruktur. „Außerdem zeigen wir dann verstärkte Präsenz auf den Straßen, um so das subjektive und objektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken“, so Volker Klarner, Chef der Polizeiinspektion Rosenheim.

„Immer mit dem Gedanken, dass
wir das hoffentlich nie brauchen“

Auch wenn sich die Stadt Rosenheim für den Ernstfall schon gut gerüstet fühlt, gibt immer noch viel zu bedenken und zu planen. Als nächster Schritt soll beispielsweise die Ernährungsnotfallvorsorge intensiviert werden. Hans Meyrl dazu: „Immer mit dem Gedanken, dass wir das alles hoffentlich nie brauchen.“
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re, Foto: Karin Wunsam)

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