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Seehotel Hubertus am Happinger See: Rosenheimer Stadtrat beschließt Überarbeitung des Vorbescheids

Seehotel Hubertus am Happinger See in Rosenheim

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

23. Oktober 2025

Lesezeit: 5 Minute(n)

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Rosenheim – Das Interesse war enorm, die Emotionen groß: Der Stadtrat hat am Mittwochabend erneut über den geplanten Neubau am Happinger See beraten. Nach intensiver Diskussion soll der umstrittene Vorbescheid nun überarbeitet werden – mit engerer Orientierung am Bestand.

Die Zukunft des ehemaligen Seehotels Hubertus am Happinger See bleibt weiter offen. In der Stadtratssitzung am Mittwochabend (22. Oktober) wurde das Thema auf Antrag eines Quorums der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und der ÖDP erneut behandelt. Die Resonanz war außergewöhnlich: So viele Besucher wie selten zuvor verfolgten die Sitzung im Rathaus. Wegen des großen Andrangs stellte die Stadt sogar zusätzliche Sitzplätze im Foyer bereit.

Ursprünglich war das Thema unter Tagesordnungspunkt 7 vorgesehen, wurde aber aufgrund des Interesses an den Anfang der Sitzung gezogen. Oberbürgermeister Andreas März eröffnete die Debatte mit einem Appell zur Sachlichkeit: „Viele im Raum konnten in jüngster Zeit wegen dieses Themas schlecht schlafen. Es wurden viele Informationen verbreitet, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen.“

Vom Seehotel zur Streitfrage

Seit 2011 gehört das ehemalige Seehotel der Stadt Rosenheim. Das Gebäude an der Seestraße 49 stammt aus dem Jahr 1949, diente zunächst als Gaststätte mit Badeanstalt und später als Flüchtlingsunterkunft. Nachdem das Haus leergezogen war, kam 2023 die Idee auf, es seiner ursprünglichen Nutzung wieder zuzuführen – als Gaststätte mit Fremdenzimmern. Da der Stadt die finanziellen Mittel für eine Sanierung fehlen, wurde eine Vergabe im Erbbaurecht an einen privaten Investor ins Gespräch gebracht.

Diese Pläne stießen auf Widerstand. Die Bürgerinitiative Happinger See sammelte  rund 4.700 Unterschriften gegen Abriss und Neubau und übergab sie Mitte Oktober 2024 an Oberbürgermeister März. Sie setzt sich für eine Sanierung im Bestand, barrierefreie Toiletten und einen kleinen Kiosk ein. Der freie Seezugang und die Liegewiese sollen erhalten bleiben. Unterstützung kommt auch vom Bund Naturschutz.

Große Resonanz bei Infoveranstaltung

Bereits zwei Tage vor der Stadtratssitzung hatte die Bürgerinitiative im Happinger Hof zu einer Infoveranstaltung geladen, an der rund 200 Interessierte teilnahmen. Ein Hauptkritikpunkt war, dass der geplante Neubau laut Vorbescheid mehr als doppelt so groß wie das Bestandsgebäude ausfallen würde – rund 875 Quadratmeter statt bisher 347.

Auch im Stadtrat war die Vergrößerung Thema.

Oberbürgermeister März begründete sie mit den Entwürfen von Studierenden der Technischen Hochschule Rosenheim, die 2024 elf Masterarbeiten zu alternativen Nutzungskonzepten ausgearbeitet hatten. „Die Entwürfe waren teils spektakulär“, sagte März. Man habe mit der erweiterten Kubatur die Arbeit der Studierenden würdigen wollen. Zugleich betonte er, dass der Vorbescheid lediglich die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit prüfe: „Kleiner geht immer, größer geht halt nicht mehr.“ Diese Erklärung sorgte im Publikum für Kopfschütteln.

Stadträtin Anna Rutz (Bündnis 90/Die Grünen) sprach von einem „nicht haltbaren Argument“. Ein Vorbescheid mit Maßen, „die eigentlich niemand will“, raube Vertrauen. Sie forderte eine Sanierung im Bestand, kleinem Kiosk und Toilettenanlagen für die Badegäste und wies auf hohe Infrastrukturkosten hin, sollte man sich für einen größeren Neubau aussprechen – etwa für Brückensanierung, Kanalanschluss. Außerdem befinde sich in unmittelbarerer Nähe auch noch ein Naturschutzgebiet, dass es unbedingt zu erhalten gelte – auch mit Blick auf die Lebensqualität der nachfolgenden Generationen.

Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) zeigte sich dagegen verwundert über die Aufregung: „Ein Vorbescheid ist keine Baugenehmigung.“ Er warf den Grünen vor, über soziale Medien mit einem Flyer der Bürgerinitiative „Unwahrheiten zu verbreiten“. Dennoch stimmte auch die CSU dem Vorschlag des Oberbürgermeisters zu, den Vorbescheid neu zu formulieren und enger am Bestand auszurichten.

Einigkeit in der Richtung – aber nicht im Ton

Unterstützung kam auch von SPD-Stadträtin Ricarda Krüger: „Manche glauben, dass dort ein Luxushotel entsteht. Aber das will hier keiner.“ Christine Degenhart (UP/Freie Wähler) sprach sich ebenfalls dafür aus, „wieder auf den Bestand zurückzugehen und von dort aus neu zu planen“.

Am Ende stimmte der Stadtrat – bei nur einer Gegenstimme des parteilosen Stefan Bauer, der einen Bürgerentscheid anregen wollte – mehrheitlich dem Vorschlag zu. Damit ist der Weg frei für eine überarbeitete Vorlage, die sich stärker an der bisherigen Gebäudestruktur orientiert.

Statement der Bürgerinitiative Happinger See

Als einen ersten Erfolg wertet die Bürgerinitiative Happinger See den gestrigen Beschluss. „Nur durch den Druck der Öffentlichkeit war es möglich, diesen monströsen Vorschlag vom Tisch zu bringen. Ein erster Erfolg. Mehr war in dieser Sitzung nicht zu erwarten, da ja unsere Kernpunkte nicht zur Verhandlung standen“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Bürgerinitiative.

Die Kernpunkte der BI bleiben:

  • Weiterhin wird durch den Oberbürgermeister und eine Mehrheit im Stadtrat eine Vergabe im Erbbaurecht angestrebt. Solange die Vergabe an einen privaten Investor erfolgen soll, sehen wir wegen möglicher Interessenskonflikten zwischen den Naherholungssuchenden und den kommerziellen Interessen des Investors keine Möglichkeit, dem zuzustimmen. Eine Vergabe an eine soziale Einrichtung wäre hingegen verhandelbar.
  • Selbstverständlich ist der freie Zugang zum See und die Erhaltung der Liegewiese in derbestehenden Größe. Hier besteht aber Einigkeit mit allen Fraktionen des Stadtrats.
  • Barrierefreie, öffentliche Toiletten sind ein Muss, auch darüber besteht wohl Einigkeit.
  • Wir möchten keine Festlegung auf einen Neubau, sondern eine genaue Untersuchung, ob eine Sanierung im Bestand möglich ist inklusive einer Betrachtung im Hinblick auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
  • Eine vollständige Umwelt- und Artenschutzprüfung in einem Landschaftsschutzgebiet halten wir für selbstverständlich, bevor weitere Planungen unternommen werden.
  • Auch Ein Kiosk maximal in der bestehenden Größe ist für uns ein wichtiger Bestandteil eines Bade- und Naherholungsgebietes.

Die Bürgerinitiative Happinger See fordert für die weitere Entscheidungsfindung eine Bürgerbeteiligung am besten im Rahmen des ISEK-Verfahrens und Transparenz: „Im Endeffekt sollte festgestellt werden, welche Richtung in Rosenheim favorisiert wird – weitere Kommerzialisierung oder reines Naherholungsgebiet – und dann entsprechend gerechnet und geplant werden“.
(Quelle: Pressemitteilung Bürgerinitiative Happinger See)

Statement von Bündnis 90 / Grünen nach der Sitzung

Noch am Abend der Sitzung ging bei Innpus.me ein aktuelles Statement der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen ein.
„Dieser Erfolg zeigt: Wenn Bürgerinnen und Bürger zusammenstehen und nach politischer Unterstützung suchen, lässt sich auch gegen scheinbar beschlossene Sachen noch etwas bewegen“, betont Anna Rutz, Stadträtin und Oberbürgermeisterkandidatin der Rosenheimer Grünen. „Der Happinger See gehört allen Rosenheimerinnen und Rosenheimern – und genau so muss seine Zukunft gestaltet werden: partizipativ, ökologisch und sozial gerecht.“
Sonja Gintenreiter, Fraktionssprecherin, ergänzt: „Ohne das enorme Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die sich für Erhalt, Natur und öffentliche Zugänglichkeit eingesetzt haben, wäre dieser erste Schritt nicht möglich gewesen. Jetzt gilt es, die Chance zu nutzen und eine Bebauung zu verhindern, die den Charakter des Sees als Naherholungsraum für alle zerstören könnte.“

Die Grünen betonen zentrale Punkte für die weitere Diskussion:

  • Freier Zugang zum See für alle – ohne Privatisierung oder Zugangsbeschränkungen
  • Bebauung nur in Bestandsgröße – keine Verdopplung der Fläche
  • Prüfung einer Sanierung statt Neubau – Ressourcenschutz geht vor
  • Keine automatische Festlegung auf Erbpacht – faire Nutzungsmodelle
  • Echte Bürgerbeteiligung – von Anfang an und verbindlich
  • Barrierefreie, öffentliche Toiletten – für mehr Aufenthaltsqualität
  • Einbindung des Naturschutzbeirats und artenrechtliche Prüfung – Schutz der lokalen Biodiversität

„Der Happinger See ist ein Juwel unserer Stadt – er muss ein Ort bleiben, der allen offensteht, naturnah gestaltet ist und nicht den Interessen weniger dient“, fasst Anna Rutz zusammen. „Heute haben wir einen wichtigen ersten Schritt geschafft. Jetzt geht es darum, die Weichen für eine zukunftsfähige, gemeinwohlorientierte Lösung zu stellen.“

(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Symbolfoto re)

3 Kommentare

  1. Interessant, dass es auch der Berichterstattung nicht gelungen ist, den Inhalt der nur mündlich vorgetragenen Änderung der Bauvoranfrage zu verstehen. Ich und die Stadträte haben es wohl auch nicht verstanden. Das Protokoll wird Licht ins Dunkel bringen, aber so sollte Demokratie nicht funktionieren.

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    • Allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz.

      Bei genügend bürgerlichem Engagement kann man eben doch – auch aus der Bevölkerung heraus – mitbestimmend einwirken.

      Gefällt mir.

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  2. Am Ende des Tages wird auch den letzten Grünen, Linken und BI Leuten auffallen das solch ein Gebäude am See sich rechnen muss. Wenn es das nicht tut, wird sich einfach kein Betreiber finden und gut ist. Dann fällt alles zusammen und das Geschrei ist wieder groß. Aber das können die Links/Grünen am besten. Demonstrieren und das Geld anderer ausgeben.

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