Rosenheim – Franz Knarr wird am heutigen Abend wieder von vielen Kindern mit Spannung erwartet. Denn der Rosenheimer schlüpft dann wieder in die Rolle des Nikolaus – und das bereits seit über 60 Jahren. In einigen Familien hat er drei Generationen gelobt und getadelt und dabei manchmal Kurioses erlebt.
Franz Knarr als Nikolaus. Foto: re
„Von drauss vom Walde komm ich her. Ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr“ – mit diesem bekannten Gedicht von Theodor Storm beginnt meist der Auftritt von Franz Knarr. Danach fragt der erfahrene Nikolaus dann die Kinder, ob sie denn schon einen Brief an das Christkind gemalt und geschrieben. „Damit ist dann meistens das Eis gebrochen und es entsteht ein Dialog zwischen dem Kind und dem heiligen Nikolaus“, erzählt der 67-jährige.
Im Alter von 17 Jahren wurde Franz Knarr zum ersten Mal zum Nikolaus. Damals war er Lehrling und sein Chef suchte einen Ersatz für den Postboten, der normalerweise bei ihm daheim die himmlische Gestalt mimte. „Für mich war das kein Problem, denn als Theaterspieler war ich es ja gewöhnt vor Publikum eine Rolle zu spielen“, erinnert sich Aisinger.
Tatsächlich hat ihm dieser erste Einsatz als Nikolaus so gut gefallen, dass er diesen Dienst seitdem jedes Jahr mit Begeisterung ausübt. In den Anfangsjahren hatte er immer noch einen Krampus mit dabei. „Diese Rolle übernahmen immer meine Freundinnen“, schmunzelt der Rosenheimer. Den letzten Krampus hat er dann geheiratet. Seine Frau Elisabeth begleitet ihn auch heute noch zu seinen Einsätzen – aber nur noch als Chauffeur.
Auf Krampus
verzichtet
Auf den Dienst des Krampus hat Franz Knarr nämlich irgendwann verzichtet. „Ich habe festgestellt, dass sich die Kinder gar nicht richtig auf das konzentrieren konnte, was ich ihnen zu sagen habe, solange diese finstere Gestalt mit seinen rasselnden mit im Raum war“, erzählt er.
Verändert hat sich im Laufe der Zeit auch noch einiges anderes, beispielsweise die Rolle der Väter: „Früher nahmen die von mir überhaupt keine Notiz. Wenn ich am Abend kam, saßen die gebannt vor dem Fernseher. Die interessierte mein Auftritt überhaupt nicht. Das war ausschließlich die Aufgabe der Mütter“.
Ein Besuch aus dieser Zeit ist Franz Knarr besonders gut in Erinnerung geblieben: „Die Mutter stecke mir wie üblich einen Zettel zu mit den Dingen, die ich sagen sollte. Darunter auch, dass ihr Ehemann eine Freundin hat und ich das sagen soll. “ Nikolaus Franz Knarr überlegte, wie er diesen Punkt ansprechen konnte, ohne die Kinder darauf aufmerksam zu machen. „Die Mutter stand während meines gesamten Besuchs etwas verängstigt in der Ecke. Nachdem mein Auftritt vor den Kindern beendet war, machte ich mich zum Aufbruch fertig und tat so, als wäre mir gerade noch etwas eingefallen. Dann sagte ich zu dem Vater, so einem richtigen Macho, dass es von ihm auch einige sehr dunkle Zeilen gefunden habe und er mal darüber nachdenken sollte, um was es sich dabei handeln könnte.“
„Das ist der
echte Nikolaus“
Eine nette Episode gab es mit seinem Neffen Markus. In dessen Kindergarten brauchte man auf die Schnelle einen Nikolaus-Ersatz. Knarr hatte Zeit und sprang kurzerhand vormittags ein. Der kleine Markus erlebte an diesem Tag aber abends noch einmal den Besuch daheim und sein Fazit: „Mama, das war der echte heilige Nikolaus, denn am Vormittag war der gleiche auch bei uns im Kindergarten“.
Heutzutage wird der Besuch des Nikolaus oft zum großen Familienfest. Mit den Erwachsenen hat es der Nikolaus dann manchmal nicht einfach. „Vor allem die Omas wollen oft ein Wörtchen mitreden, bei dem was die Enkel noch besser machen können. Die ermahne ich dann natürlich zur Ruhe“, lacht der erfahrene Nikolaus.
Von den Kindern dagegen weiß Franz Knarr nur Gutes zu berichten. Viele zeichnen der himmlischen Gestalt ein Bild. Einige schenken ihm sogar eine Kleinigkeit: „Vor einigen Jahren hat mir ein Bub einen kleinen Plastikdino mitgegeben. Seine Mama hat gemeint, da kann ich mir wirklich etwas darauf einbilden.“
Fast alle Kinder empfangen den Nikolaus mit einer kleinen musikalischen Einlage oder einem Gedicht. Und auch Franz Knarr bereitet sich auf alle seine Besuche immer gut vor: „Das ist wie bei einem Theater, es muss eine Einleitung und einen roten Faden geben“, meint der 76-jährige.
Nikolo in
Corona-Zeiten
In Corona-Zeiten ist vieles nicht so wie gewohnt. Besuche im Haus sind heuer ein weiteres Mal nicht möglich. Darum wird er heute erneut in Gärten, Vorplätzen oder manchmal auch an irgendeiner schönen Stelle in der freien Natur von den Familien empfangen. „Das ist dann sogar für alle Beteiligten ein besonders schönes, unvergessliches Erlebnis.“
Zum Abschluss für Euch das Gedicht, mit dem sich Franz Knarr immer gerne von den Familien verabschiedet (von Leopold Kammerer):
I wünsch euch von Herzen, was‘ selber gern hätts:
Vui Freid und koan Schmerzen, des wollts, wiar i schätz‘,
A guate Verdauung zum Ganserl-Bezwinga –
E rechte Erbauung beim mehrstimmig Singa.
Dann wünsch i euch weiter recht nützliche Sachn –
Fürn Laubfrosch a Leiter – a Wetter zum Lachn –
A freundliches Wort aus am ehrlichen Mund –
An am gmüatlichen Ort a besinnliche Stund‘ –
A Glasl voi Punsch und an Frieden im Haus:
Des sprich i ois Wunsch für de Feiertag aus!
(Und wenns ned ganz anders kimmt, geht’s a a so naus!)
Und natürlich: „ Ja, liabe Kinder, Leit, de Zeit geht umma, auf’s Jahr, do wer i wieder kumma. Bei eich do hots ma recht guat gfoin, versprechts ma a, wos i hob woin?
I muaß weida, i muaß wandern, noch von einem Haus zum andern, bleibts ma brav und bloß net z’wida, na kimm i gwiss des nachst Jahr wieder
Pfüat eich God, bei Bsuach is aus – es grüaßt eich eier Nikolaus !
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