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Telefonseelsorge statt Festessen

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

12. Dezember 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Weihnachten mit Christbaum, Lichterglanz, gutem Essen und Geschenken gemütlich daheim – für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Nicht für den Rosenheimer Peter Kaiser. Der Vorsitzende der „Leibspeise“ kümmerst sich seit mehr als 20 Jahren um Bedürftige. Dazu gehört normalerweise auch, zusammen mit seiner Frau und seinem Team, am Heiligen Abend im Pfarrheim im Rosenheimer Stadtteil Heilig Blut bedürftige und einsame Menschen mit einem Festessen zu verwöhnen und ihnen dabei das Gefühl von Wärme, Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu vermitteln. Aber was ist schon normal in Zeiten von Corona!? Zum zweiten Mal wird der Pastor Weihnachten zuhause sein und das bricht ihm das Herz. Um dennoch für Menschen in Not da sein zu können, bietet er heuer eine Telefonseelsorge an.

Sicherheit steht auch bei der Ausgabe der Lebensmittel an oberster Stelle. Fotos: re

Die Geschichte der „Rosenheimer Leibspeise“ begann im Jahr 2002. Zuerst gab es alle 14 Tage eine Suppenküche für bedürftige Menschen aus der Stadt. Ein Jahr später veranstaltete der Pastor dann zum ersten Mal das Weihnachtsessen am Heiligen Abend. „Es war gleich eine große Runde“.

Lebensmittel kommen von
vielen Sponsoren

Die Lebensmittel bezieht der Rosenheimer bei vielen Sponsoren in und um Rosenheim. Deren Zahl wird immer größer. „Mittlerweile hat es sich zum Glück herumgesprochen, dass wir gute und wichtige Arbeit leisten“, meint Peter Kaiser. Auch die Zahl der ehrenamtlichen Helfer ist aktuell so groß wie nie zuvor. Das sind die positiven Nachrichten, die der Pastor vermelden kann.
Die Schattenseiten: die Zahl der Bedürftigen wächst, nicht zuletzt, weil durch die Corona-Pandemie viele Menschen ihren Job verloren haben oder in Kurzarbeit geschickt wurden. Außerdem erschweren immer neue Hygieneschutzverordnungen die Arbeit des Vereins enorm. „Alles wird immer schwieriger und aufwendiger“, berichtet Peter Kaiser. Schon seit Monaten testen sich alle Mitarbeiter regelmäßig. Anfangs zweimal in der Woche, seit einigen Wochen nun täglich. Ein Aufwand, der sich bewährt: „Wir konnten dadurch zwei kleine Angriffe des heimtückischen Virus rechtzeitig erkennen und somit großen Schaden vermeiden“, so der Roseneimer Vereinsvorsitzende.  Somit sind bis heute alle nunmehr 20 Mitarbeiter in der Lage, die vielen Abholer mit Lebensmittel zu versorgen.

Wegen Corona: Feste
Termine für die Abholung

An vier Tagen in der Woche findet in der Leiblstraße 16 die Lebensmittel-Ausgabe statt. Abgewiesen wird niemand. Um auch auf Seite der Abholer für größtmögliche Sicherheit zu sorgen, vergibt Peter Kaiser nun feste Termine, damit es vor den Räumlichkeiten des Vereins zu keiner Zeit zu Ansammlung von größeren Menschengruppen kommen kann.
Peter Kaiser war eben immer schon ein Organisationstalent. Aber eine Alternative für das traditionelle Festessen für bedürftige Menschen im Pfarrheim Heilig Blut konnte er nicht finden. „Ich habe alles versucht, aber es gibt dafür leider keine Möglichkeit“, erzählt er traurig.
Dabei war diese Veranstaltung für viele Menschen immer enorm wichtig und hat wohl sogar schon einigen Menschen in Ausnahmesituation das Leben gerettet. Der Pastor kann viele berührende Geschichten erzählen, beispielsweise von einer Frau, die sich, gezeichnet vom Leben, an Weihnachten 2016 allein, frierend, in einer Rosenheimer Hauspassage zum Schlafen auf den harten Boden legte. Als Decke diente ihr lediglich eine weggeworfene Zeitung. Beim Zudecken stößt sie zufällig auf die Ankündigung des alljährlichen Festessens der „Rosenheimer Leibspeise“ und macht sich auf den Weg.

„Gott hat mich für
diese Aufgabe bestimmt“

Peter Kaiser ist sich sicher, „Gott hat mich für diese Aufgabe bestimmt“. Er handle aus Nächstenliebe heraus und der Begriff „Nächstenliebe“ bedeute für ihn eben auch, an Weihnachten nicht bei sich daheim gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und die Weihnachtsgeschichte mit der Herbergssuche zu hören, sondern auch an diesem Tag aktiv auf seine „Nächsten“ zuzugeben und ihnen eine Herberge zu bieten.

Doch dieses Jahr geht das ein weiteres Mal nicht. Um doch Menschen in Not stützen zu können, bietet Peter Kaiser am Heiligen Abend eine Telefonseelsorge an (08031 9003325, 9003327 und 0172 8526034) und eines steht für ihn fest: „Wenn ich dann während eines Gesprächs feststelle, dass sich jemand in einer absoluten Ausnahmesituation befindet, fahre ich sofort los, um zu helfen.“

Der Verein Leibspeise ist gemeinnützig tätig und lebt ausschließlich von Spenden. Jede Unterstützung ist wichtig. Für finanzielle Unterstützung kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.
Spendenkonto bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling DE46 7115 0000 0020 1081 55.

Mehr Infos zum Verein gibt es hier:

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