Rosenheim – Ein Rundflug ist etwas Besonderes, gleich gar wenn über der eigenen Heimatstadt. Stadtrat Herbert Borrmann hatte das Vergnügen. Da der Rosenheimer es sich zur Aufgabe gemacht, ehrenamtlich alte Fotos zu digitalisieren, nutzte er den Blick von oben, um sich auch einen Eindruck darüber zu verschaffen, was sich in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten alles verändert hat und wie es in Sachen „Wohnen“ in der Zukunft weitergehen könnte.
Mit dieser Maschine ging es über Rosenheim. Fotos / Archivfotos: Herbert Borrmann
Zum Rundflug eingeladen wurde Herbert Borrmann von seinem Stadtratskollegen Hans Lossinger, der auch zweiter Vorsitzender beim Flugsportverein Rosenheim ist.
Auf dem Flugplatz Brannenburg hob das Flugzeug ab in die Lüfte. Von dort ging es über die Umlandgemeinden und schließlich über das Rosenheimer Stadtgebiet. Rund zwei Stunden dauerte der buchstäbliche Ausflug und danach hatte Herbert Borrmann, der auch leidenschaftlich gerne fotografiert, gut 250 Luftaufnahmen im Kasten. Was den 63-jährigen bei seinen Runden hoch über Rosenheim als erstes aufgefallen ist? „Die dichte Bebauung. Es gibt kaum noch freie Flächen.“ In den vergangenen 20 bis 40 Jahren habe sich in dieser Hinsicht unglaublich viel verändert. „Bei alten Luftaufnahmen beispielsweise von Christkönig sieht man noch viele Wiesen. Heute ist da dichte Bebauung.“
„Gesamtbild muss
stimmig bleiben“
Um Grünflächen zu erhalten und dennoch zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, bleibe also nur noch, sich nach oben zu orientieren. „Da wird ja schon jetzt so praktiziert“, meint Herbert Borrmann. Wichtig sei dabei, auf Ästhetik zu achten „Natürlich sind Geschmäcker verschieden. Aber bei der Ästhetik geht es auch nicht um Stilfragen, sondern viel mehr darum, dass das Gesamtbild eines Stadtviertels einheitlich und stimmig bleibt, also quasi aus einem Guss“, erläutert der Stadtrat. Dies treffe beispielsweise auf die gleichförmige Bebauung in der Erlenau zu. „Das wirkt aus der Luft gesehen sehr ansprechend“, so Herbert Borrmann. Das gleiche gelte für den Salzstadel, den Bereich Kunstmühle und die Stadtteile Aising, Happing und Pang.
Das Bahnhofsgelände aktuell und im Jahr 1945 mit Bombentrichtern.
Ein Highlight sei auch aus der Vogelperspektive der Stadtkern mit seinen historischen Bauten. Aus heutiger Sicht nicht mehr sehr entsprechend seien dagegen Bauten aus den 60er und 70er Jahren. „Zu dieser Zeit wurde vor allem zweckmäßig gebaut“, meint der Rosenheimer. Dafür habe es auch einen Grund gegeben: „Eigentlich war man damals in einer ganz ähnlichen Situation wie heute. Man brauchte dringend mehr Wohnraum und das möglichst schnell“.
Nach Ansicht von Herbert Borrmann muss das aber nicht zwangsläufig zur Folge haben, nicht mehr ansprechend zu bauen. „Da ist Kreativität der Architekten gefordert, und an der mangelt es leider oft“, ärgert sich der Rosenheimer. In der Stadt gäbe es zwar einige sehr gute Architekten, denen das Erscheinungsbild Rosenheims ebenso am Herzen liege wie ihm oder vielen anderen Bürgern. Aber bei Architekten ohne diesen Bezug zur Stadt sehe das häufig anders aus. Dabei lasse sich auch bereits mit einfachen, kostengünstigen Maßnahmen viel erreichen. Beispiel Finsterwalderstraße: „Das waren sicher nicht die schönsten Gebäude, aber durch die interessante Farbgebung wurden sie optisch enorm aufgewertet.“
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