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Uferschnepfe geht auf Sendung

Uferschnepfen-Kuecken wird auf der Hand gehalten

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

10. Juni 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Hilpoltstein / Ansbach / Bayern – Nur noch 19 Paare der Uferschnepfe haben 2021 auf bayerischen Wiesen gebrütet. Der langbeinige und schlanke Schnepfenvogel ist damit im Freistaat vom Aussterben bedroht. Der bayerische Naturschutzverband LBV setzt sich für den grau-braunen Vogel mit dem langen, markanten Schnabel ein, von dem dieses Jahr wenige Paare im Altmühltal im Landkreis Ansbach brüten.

„Dank unserer jahrelangen Erfahrung im Wiesenbrüterschutz ist es uns in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen, die versteckten Nester der Uferschnepfe im Altmühltal zu finden und die Jungvögel zu besendern. Das ist eine einmalige Chance, die Uferschnepfe gezielt zu schützen“, sagt Jan Heikens, Gebietsbetreuer im Altmühltal. Nach dem Verlassen des Nestes etwa einen Tag nach dem Schlupf soll der Nachwuchs immer auf dem Radar des LBV bleiben. Dafür wurden im Mai nach einem im Eilantrag bei der Regierung von Mittelfranken sechs junge Uferschnepfen direkt mit kleinen Radiosendern ausgestattet. So ist es möglich, die Küken zu lokalisieren und eine Wiesenmahd oder andere Bewirtschaftung in enger Abstimmung mit den Landwirt*innen zu verschieben, damit der Uferschnepfennachwuchs keinen Schaden nimmt.

Uferschnepfen mit
Antenne und Empfänger ausgestattet

Mit Antenne und Empfänger ausgestattet können die Artenschützer  des LBV die Positionen der Küken bestimmen und sie so vor Traktor und Mähwerk schützen. Dank der Radiotelemetire finden sie auch heraus, auf welchen Flächen und Strukturen sich die Uferschnepfenfamilien am liebsten aufhalten. Aus diesen Informationen lassen sich Maßnahmen ableiten und bestehende Schutzbemühungen weiter verbessern. „Lückige Vegetation und wasserführende Senken in den Wiesen sind wichtige Strukturen, die nicht nur die Uferschnepfe, sondern alle Wiesenbrüter wie Brachvogel, Kiebitz und Rotschenkel gerne annehmen und für die Aufzucht ihrer Küken nutzen“, sagt Jan Heikens.
„Eine wirkliche Chance hat die Uferschnepfe in Bayern aber erst, wenn sich in den noch bestehenden Brutgebieten schnell etwas ändert. Eine Dauerlösung darf die Besenderung nicht sein. Es braucht intakte Lebensräume und ein gebiets- und artspezifisches Management der Schutzgebiete“, erklärt der LBV-Gebietsbetreuer. Dies kann nur gemeinsam mit den Behörden und den jeweiligen Akteuren vor Ort, wie zum Beispiel den Landwirten, Gemeinden und Jägern, nachhaltig erfolgreich sein. Denn die Bedingungen für die Uferschnepfe und andere Wiesenbrüter sind äußerst schlecht. Immer extremere Witterung, häufige Mahd, Nahrungsmangel, Störungen durch Freizeitsuchende und viele Fressfeinde drücken seit vielen Jahren die Bestände der Uferschnepfe in ganz Europa. Trotz der Bemühungen in vielen Schutzgebieten konnte dieser Trend bisher nicht aufgehalten werden. „Um die Uferschnepfe in Bayern ist es schlecht bestellt, wir brauchen jetzt schnelle und wirksame Maßnahmen auch aus der Politik. Sonst stirbt diese Art in den nächsten Jahren bei uns aus“, appelliert Jan Heikens. Ein kleiner Hoffnungsschimmer spaziert derzeit durch die Wiesen im Landkreis Ansbach. Es bleibt zu hoffen, dass dieser am Ende der Saison in die Lüfte steigt.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: LBV – Jan Heikens)

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