Prien / Landkreis Rosenheim – Der Maler Willy Reichert ist mit dem Kulturpreis 2023 des Landkreises Rosenheim ausgezeichnet worden. Im Chiemsee-Saal in Prien ehrte Rosenheim Landrat Otto Lederer zudem Elisabeth Pihusch aus Prutting und ihren Cousin Andreas Pihusch aus Raubling mit dem Kulturförderpreis, beide spielen die Geige, sowie den Chorleiter, Dirigenten und Komponisten Sebastian Weyerer mit dem Kultursonderpreis. Die Laudationes hielt der Kulturreferent des Landkreises Christoph Maier-Gehring.
Kulturpreisträger Willy Reichert (Mitte) Fotos: Landratsamt Rosenheim
Der Festakt begann mit einer „waschechten Uraufführung“, wie es Landrat Otto Lederer in seiner Begrüßung formulierte. Der Ludwig-Thoma-Chor, begleitet von Martina Partsch am Flügel, präsentierte unter der Leitung von Sebastian Weyerer das Stück „Juli am Chiemsee“. Der Text der in Prien lebenden Schriftstellerin und Lyrikerin Sabine Rosenberg war vom Kultursonderpreisträger vertont worden.
In seiner Begrüßung erinnerte der Landrat an die Geschichte des Kulturpreises. Dieser feierte nämlich heuer in kleines Jubiläum. Er wurde zum 30. Mal verliehen. Otto Lederer bedankte sich bei den Kreisräten, „denn sie entscheiden über die Vergabe und sie machen sich diese Entscheidung nicht leicht. Und das spricht für die Qualität des Kulturpreises.“ Abschließend meinte er, die Preisträger unterstrichen, wie vielfältig unsere Kulturszene sei.
„Wir sind ein bunter Landkreis“
Die Vielfalt thematisierte auch Priens Bürgermeister Andreas Friedrich. „Die Menschen sind sehr verschieden, wie auch unser Landkreis. Wir sind ein bunter Landkreis, das ist gut so. So vielfältig die Preisträger sind, so vielfältig ist unsere Kultur.“ Friedrich bedankte sich beim Landkreis, der mit dem Kulturpreis den Künstlern Wertschätzung entgegenbringe.
Wie viele Bilder der diesjährige Kulturpreisträger Willy Reichert in seinem Leben geschaffen hatte, wusste Laudator Christoph Maier-Gehring nicht. Er schätzte viele tausende. Gut 40 davon wurden mit Hilfe eines Beamers präsentiert. Zu sehen waren viele Stadt- und Landschaftsbilder, einige davon aus Reicherts Heimatstadt Wasserburg. Dazu gab es unterschiedliche Tierbilder, Stillleben, Porträts, Akte, Sternzeichen-Bilder sowie ein paar Beispiele von Lüftlmalerei.
Kultursonderpreisträger Sebastian Weyerer.
Willy Reichert hatte, bevor er sich ganz der Kunstmalerei widmen konnte, ab 1951 das Handwerk des Malers, Grafikers und Restaurators gelernt. Nach seiner Ausbildung nahm er ab 1954 Unterricht in der Zeichenschule von Professor Heinrich König in München. 1968 gründete Reichert die Künstlergemeinschaft Arbeitskreis 68 mit und beteiligte sich als Jurymitglied an der ersten großen Kunstausstellung im Rathaussaal in Wasserburg. Beide Ereignisse waren richtungsweisend für Wasserbug als Kunst- und Kulturstadt, resümierte Christoph Maier-Gehring. Wasserburgs Stadtrat hatte Reichert für sein langjähriges Engagement mit der Heiserer-Medaille ausgezeichnet.
Der Laudator zitierte den Kulturjournalisten und langjährigen Wegbegleiter Reicherts, Wolfgang Janeczka, der ihn als „Legende unter den Künstlern in der Region“ beschrieb. Und der frischgebackene Kulturpreisträger des Landkreises Rosenheim, inzwischen 86 Jahre alt, sagt über sich selbst: „Neugier ist mein Antrieb, ich arbeite täglich, mehrere Stunden, und wenn es sein soll auch nachts. Malen ist mein Leben, meine Leidenschaft und mein Lebenselixier“.
„Es war mir eine große Freude“, schloss Christoph Maier-Gehring, „mit Kurator Karl Aß, mit Willy Reichert und seiner Frau Patricia, dieses Jahr eine Ausstellung machen zu können, mehr noch bin ich sehr froh, ihm herzlich zum Kulturpreis 2023 gratulieren zu können“.
Die diesjährigen Kulturförderpreisträger Andreas und Elisabeth Pihusch.
Musikalische Elternhäuser stehen jeweils an den Anfängen der beiden Kulturförderpreisträger Elisabeth Pihusch und Andreas Pihusch. Die beiden sind Cousine und Cousin. Die 17-jährige Elisabeth, wohnhaft in Prutting besucht den musischen Zweig im Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim. Und der 15-jährige Andreas geht in seiner Heimatgemeinde Raubling in das dortige Inntal-Gymnasium. Beide spielen sie die Violine.
Elisabeth Pihusch mit Violine.
Elisabeth Pihusch war bis 2019 unter anderem Stipendiatin im Förderprogramm des bayrischen Staates. Seitdem ist sie Jungstudentin im Mozarteum in Salzburg und erhält zudem seit 2021 eine Hochbegabtenförderung der Leopold-Mozart-Stiftung. Damit nicht genug, 2022 erhielt sie ein Stipendium zur Teilnahme an der Swiss International Music Academy.
Andreas wurde 2017 in das Mozarteum-Kinderorchester aufgenommen. Von 2020 bis 2022 war er dort auch Konzertmeister. In diesem Jahr führte ihn sein Weg in das Mozart-Jugendorchester. Darüber hinaus ist Andreas Jungstudent an der Münchner Musikhochschule und nimmt Klavier- und Kammermusikunterricht in der Musikschule Bad Reichenhall.
„Natürlich haben beide auch schon viele Preise gewonnen“, sagte Christoph Maier-Gehring, unter anderem mehrfach bei „Jugend musiziert“. „Beachtlich ist auch, wie viele Konzerte Elisabeth und Andreas in ihrer jungen Karriere schon gespielt haben.“ Elisabeth tritt seit 2014 regelmäßig in Orchestern und solistisch auf. Ein Höhepunkt war sicherlich, dass sie im Oktober 2022 als Mozarteum-Stipendiatin als einzige Geigerin ausgewählt wurde, die Universität bei einer Italien-Tournee zu repräsentieren.
Andreas spielt seit 2019 in verschiedenen Orchestern, auch als Solist. Laudator Maier-Gehring berichtete noch von einer besonderen musikalischen Leidenschaft des jungen Kulturförderpreisträgers. Zusammen mit seinen drei Geschwistern und einem Schlagzeuger hat er eine Art „David-Garrett-Tribut-Combo“ gegründet. Ihre Konzerte stehen unter dem Motto „Romantic meets Rock“.
Der Geiger David Garrett und sein großer Fan Andreas Pihusch sind sich zwar noch nicht persönlich begegnet, ein Instrument verbindet sie aber, wie Christoph Maier-Gehring erzählt. Beide sind Kunden bei einem bekannten Geigenbauer in Venedig. Bei einem Besuch dort probierte Garrett eine an Andreas‘ Bedürfnissen angepasste Geige aus und befand sie für gut.
Abschließend gab es noch ein großes persönliches Lob von Maier-Gehring: „Ich traf auf zwei hervorragende junge Musiker, die durchaus mit Ehrgeiz und viel Fleiß ihre Ziele verfolgen. Ich traf aber auch auf zwei sehr sympathische, aufgeschlossene und höfliche junge Menschen. Denn Herzensbildung gehört nun einmal auch dazu, zu einem „runden Charakter“ und zu einem guten
Lebensweg.“
Andreas ist der Cousin von Elisabeth und spielt ebenfalls Violine.
Natürlich bewiesen die beiden, dass sie den Kulturförderpreis zurecht erhalten haben. Elisabeth Pihusch, begleitet von Yume Hanusch am Klavier, riss das Publikum mit Tschaikowskis Violinkonzert Opus 35, 3. Satz, Finale, mit. Und Andreas Pihusch erntete für Paganinis Opus 1, Caprice Nr. 9 „Die Jagd“ viel Applaus und vereinzelte Bravo-Rufe. Wahre Begeisterung entfachte er mit seiner „David-Garrett-Tribut-Combo“. Sie beendete den Festabend mit einer Interpretation des Rolling Stones-Hits „paint it black“.
Ein sehr musikalisches Elternhaus steht auch am Anfang der Lebensgeschichte des Kultursonderpreisträgers Sebastian Weyerer. Christoph Maier-Gehring beschrieb ihn als „einen ausgesprochen sympathischen, rüstigen „älteren Herren“, immerhin zählt er 81 Lenze, wach, aufgeschlossen, beredt. Es war eine Freude, mich mit ihm zu unterhalten.“
Anfang der 1950er Jahre schickten ihn seine Eltern zu den Regensburger Domspatzen. Mit Beginn des Stimmbruches kam der junge Sebastian nach Prien. Sein Vater hatte dort eine Stelle als Lehrer und Kirchenmusiker antreten können. Nach dem Abitur studierte er Schulmusik in München. Dem Referendariat in Wasserburg schlossen sich Lehrer-Stationen in Traunreut und Trostberg an. 1979 schließlich kam er zurück nach Prien. Dort wirkte er als Musiklehrer im Ludwig-Thoma-Gymnasium bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006.
Ein „musikalischer Tausendsassa“
Der „musikalische Tausendsassa“, wie ihn Priens Bürgermeister Andreas Friedrich bezeichnete, hinterließ aber auch abseits der Schule beeindruckende Spuren. Als ehrenamtlicher Organist war er in Kirchen im östlichen Landkreis Rosenheim tätig. Die Blaskapelle Prien dirigierte er von 1978 bis 1994. Mit ihr gab er weltweit Konzerte, unter anderem in den USA und in China. Besonders stolz ist Sebastian Weyerer auf die Priener Blasmusik, weil sie die erste Kapelle war, die ein ganzes Kirchenkonzert allein bestritt. Zur 850-Jahr-Feier von Prien komponierte er die Festfanfare für die Blaskapelle.
Besonders am Herzen liegt dem Kultursonderpreisträger die Chormusik. Über 50 Chorwerke stammen aus seiner Feder. Mit unterschiedlichen Ensembles gab er viele Konzerte in der Region und bis heute übernimmt er mit der Blaskapelle Aschau und dem Müllner-Peter-Chor die musikalische Gestaltung der Ölberg-Wallfahrt in Sachrang.
Beim Festakt im Chiemsee-Saal präsentierte sich Sebastian Weyerer als Dirigent des Ludwig-Thoma-Chores. Der gründete sich anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Ludwig-Thoma-Gymnasiums. Für ein zeitgenössisches Werk zum Thema „Menschenrechte“ brauchte Weyerer einen großen Chor. Er kam auf die Idee, den Schulchor mit ehemaligen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrern zu verstärken. Und schon war der Ludwig-Thoma-Chor geboren. Mit ihm gibt Sebastian Weyerer nicht nur in der Region Konzerte, es gab auch Konzertreisen nach Ungarn, Slowenien und Italien.
Weyerers Lieblingsinstrument ist und bleibt die Orgel. Ein kleines Exemplar steht bei ihm zu Hause im Musikzimmer. Bis heute ist er musikalisch noch unglaublich aktiv. Christoph Maier-Gehring verriet er, dass er noch viel vorhabe, wenn das Leben es wolle.
Der Landkreis Rosenheim vergibt die Kulturpreise jährlich, um Bürgerinnen und Bürger oder Gruppen zu ehren, die sich besondere Verdienste um die Kultur im Landkreis erworben haben. Der Kulturpreis ist mit 5.000 Euro dotiert, der Kulturförderpreis mit 2.500 Euro und der
Kultursonderpreis mit 1.500 Euro.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild, Fotos: Landratsamt Rosenheim)
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