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Verstärkung für Wally und Bavaria

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

10. April 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / Berchtesgaden / BayernWally und Bavaria bekommen Verstärkung: Der bayerische Naturschutzverband LBV und der Nationalpark Berchtesgaden werden Anfang Juni erneut zwei in Andalusien geschlüpfte Bartgeier auswildern. Dem gemeinsamen Projekt wurden auch im zweiten Jahr wieder zwei spanische Jungvögel aus dem europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk der Vulture Conservation Foundation (VCF) zugeteilt.

LBV und Nationalpark können dabei auf viele Erfahrungen der ersten Geiersaison zurückgreifen, um auch den nächsten Vögeln einen optimalen Start in ihren zukünftigen Lebensraum in den Ostalpen zu ermöglichen. „Nachdem wir 2021 über 100 Jahre nach ihrer Ausrottung erstmals wieder Bartgeier in Deutschland ausgewildert haben, wird unser spektakuläres Artenschutzprojekt auch dieses Jahr durch zwei weitere spanische Jungvögel fortgesetzt“, freut sich LBV-Projektleiter und Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

Die zwei jungen Bartgeier
kommen aus Spanien.

Die beiden ersten in Deutschland ausgewilderten Bartgeier bekommen dabei Familienverstärkung. „Wir freuen uns darüber, dass uns nach Wally und Bavaria nun erneut zwei jungen Bartgeier aus dem spanischen Zuchtzentrum Guadelentín in Andalusien zugewiesen wurden“, so Nationalparkdirektor Dr. Roland Baier. Es ist die bedeutendste Zuchtstation des Zuchtprogramms EEP in ganz Europa und dieses Jahr sind dort sieben Bartgeierküken erfolgreich geschlüpft. „Genauso gut hätten unsere Jungvögel dieses Jahr natürlich auch aus einem der 40 anderen europäischen Zoos und Zuchtzentren für Bartgeier wie etwa Wien, dem Schweizerischen Goldau oder dem Tiergarten Nürnberg stammen können“, ergänzt Roland Baier.
Das Geschlecht der beiden Bartgeierküken ist derzeit noch unbekannt und wird erst in einigen Wochen nach einer Genprobe feststehen, da es bei dieser Vogelart keine äußerlichen Merkmale gibt, durch die Männchen und Weibchen zweifelsfrei unterschieden werden können. Einige Details zur Verwandtschaft von Wally und Bavaria sind Dank der Zuchtpaare jedoch bereits jetzt bekannt: „Wir werden den kleinen Bruder oder die kleine Schwester von Wally, sowie einen Cousin oder eine Cousine von Bavaria erhalten. Auf die künftige Paarbildung und damit die Genetik der Tiere wird dies keinen negativen Einfluss haben, da sich die künftigen Paare aus Bartgeiern des gesamten Alpenraums zusammenfinden werden“, berichtet LBV-Experte Toni Wegscheider.

Noch haben die Bartgeier-Küken
noch keine Namen

Noch heißen die beiden jungen Bartgeier lediglich nach ihren Zuchtnummern „BG1145“ und „BG1147“. „BG1145“ ist am 6. März geschlüpft und „BG1147“ ist das Küken der Bartgeiereltern Elías und Viola und hat am 9. März ebenfalls auf 1.300 Meter Höhe in Andalusien das Licht der Welt erblickt. Über das diesjährige Verfahren der Namensvergabe und eine mögliche Beteiligung der Öffentlichkeit werden LBV und Nationalpark in den kommenden Wochen informieren.

Tiergarten Nürnberg ist
erneut wichtiger Projektpartner

Auch der Tiergarten Nürnberg bleibt trotz des dort erneut ausbleibenden Bruterfolgs weiterhin ein wichtiger Projektpartner bei der Rückkehr des Bartgeiers nach Deutschland. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir erneut zwei junge spanische Bartgeier Anfang Juni für ein paar Tage in unserer Quarantäne aufnehmen und versorgen können, bevor sie zur Auswilderung in den Nationalpark Berchtesgaden gebracht werden“, berichtet Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor und Biologischer Leiter des Tiergartens Nürnberg.

Mögliche Begegnungen
mit Wally und Bavaria

Dass Wally und Bavaria bei einer möglichen Begegnung mit ihren Verwandten im Luftraum über dem Nationalpark diesen Sommer entspannt reagieren werden, ist aus langjährigen Verhaltensstudien bekannt. „Man könnte fast annehmen, dass besonders Bavaria sich auf ein bevorstehendes Familientreffen freut, immerhin ist sie genau jetzt zum ersten Mal seit Monaten wieder von ihren Erkundungsflügen in die Steiermark zurück an die Nationalparkgrenze gekommen, ganz in die Nähe der dort weitgehend sesshaften Wally“, schmunzelt LBV-Experte Toni Wegscheider. Die Flugrouten der beiden Bartgeier können im Internet jederzeit mitverfolgt werden.
In wenigen Monaten werden also zwei weitere Bartgeier den geringen Bestand dieser seltenen und faszinierenden Vogelart in den Ostalpen stützen. Im gemeinsamen Projekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden sollen bis etwa 2030 jährlich zwei bis drei Küken ausgewildert werden. „Dass wir bereits ein erfolgreiches erstes Projektjahr hinter uns haben und weiterhin auf die Erfahrungen von Experten aus der Schweiz und aus Österreich zurückgreifen können, schafft bei allen Beteiligten eine ebenso große Vorfreude wie bei der Premiere 2021“, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.
(Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von LBV und Nationalpark Berchtesgaden / Beitragsbild: Copyright: Franziska Lörcher, VCF/ Guadalentin, Junta de Andalucia)

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