Rosenheim – Heuer gibt es keinen Promille-Express zur Herbstfestzeit. Das hat die Stadt Rosenheim auf Nachfrage bestätigt (wir berichteten). Das sorgte für Aufregung und die Stadt Rosenheim schickte eine Pressemitteilung nach. Demnach wird jetzt der gesamte Nachtverkehr für 16 Tage zum Promille-Express. Also alles gut!? Nein, meinen SPD und auch Leser von Innpuls.me.
Die Meldung darüber, dass es heuer aufgrund von Fahrermangels keinen „Promille-Express“ während der Herbstfestzeit in Rosenheim geben wird, sorgte für Aufregung. Denn gut 30 Jahren waren diese Spezialfahrten bei den Rosenheimern sehr beliebt. Auch bei der Grünen-Stadträtin Sonja Gintenreiter, wie sie beim Ferienausschuss am gestrigen Mittwoch im Rosenheimer Rathaus erzählte und betonte, dass auch sie es sehr schade finde, dass es heuer nun keinen Promille-Express mehr geben soll.
Was ist nun eigentlich der „Promille-Express?“
Doch was ist nun eigentlich mit dem „Promille-Express“ gemeint? Da gibt es wohl Interpretationsspielraum. „Lediglich der ursprüngliche Promille-Express, die Linie 202, entfällt baustellenbedingt.“, heißt es dazu in einer aktuellen Pressemitteilung der Stadt Rosenheim. Dieser Bus sei in den Vorjahren halbstündlich von 19.28 bis 23.28 Uhr von der Stadtmitte zum Wiesn-Eingang in der Herbststraße und zurück gefahren. „Also lediglich gut 700 Meter“, hieß es dazu von Seiten der Stadtverwaltung bei der Sitzung des Ferienausschuss.
Alle anderen Nachtbuslinien habe man aber im Rosenheimer Volksmund ebenfalls immer schon liebevoll als Promille-Express bezeichnet und dies habe nun wohl zu dem Missverständnis geführt, dass es heuer Einschränkungen beim ÖPNV gibt.
Das Gegenteil sei der Fall: Die Linien des Nachtverkehrs seien während der Herbstfestzeit sogar von vier auf sieben erweitert worden, inklusive neue Bezeichnungen: Aus NV 1 bis NV3 und NV9 wurden die Linien 20 bis 24 sowie 26 und 29. Sie fahren bis nach Mitternacht, so dass auch die Nachtschwärmer noch Busse zwischen 0.38 und 1.08 für die Heimfahrt nutzen könnten.
Also alles wie immer!? Nein, meinen Leser von Innpuls.me und begeisterte Wiesn-Fans. „Ich wohne in Happing. Steige ich da in den Bus aus, denke ich doch nicht bei der Fahrt zur oder von der Wiesn, das ist jetzt der Promille-Express und ab der nächsten Haltestelle sitze ich dann im Nachtbus oder umgekehrt. Das ist für mich weltfremd. Während der Wiesnzeit bezeichne ich natürlich alle Busse am Abend als Promille-Express“.
Seiner Meinung nach wurde das ÖPNV-Angebot auch keinesfalls für die diesjährige Wiesnzeit ausgebaut. „Ich habe mir die Fahrpläne angesehen. Die Busse fahren jetzt teilweise mehrere Stunden kürzer als früher“.
So sehen das auch die beiden Fraktionsvorsitzenden Abuzar Erdogan und Ricarda Krüger von der Rosenheimer SPD, die sich am heutigen Donnerstag ebenfalls mit einer Pressemitteilung in Sachen „Promille-Express“ an die Öffentlichkeit wenden.
Auch für Erdogan beschreibt der Begriff „Promille-Express“ im herkömmlichen Sinne das Zusatzangebot an Busfahrten über den normalen Fahrplan hinaus. Damit habe man jahrelang dafür Sorge getragen, dass die Rosenheimer an jedem Tag sicher mit dem Bus auf die Wiesn und wieder nach Hause kommen. „Der Fahrplan wurde deutlich ausgedünnt. Während bis 2019 die Wiesnbesucher Montag bis Sonntag mit Sonderfahrten bedient wurden, Mittwoch und Donnerstag bis 2 Uhr, Freitag und Samstag sogar bis 4 Uhr und auch sonntags bis Mitternacht, wird heuer am Sonntag gar nicht gefahren. Der letzte Bus, auch am Wochenende, fährt um etwa 0:30 Uhr in der Stadt ab,
lediglich auf der Kolbermoorer Linie fährt der letzte Bus um kurz nach 1 Uhr.“, beschreibt Erdogan die Einschnitte. „Ich kann diese Einschnitte nicht nachvollziehen. Seine Befürchtung: „Die Gefahr ist, dass viele dann alkoholisiert das Fahrrad nutzen.
Ricarda Krüger befürchtet Sicherheitsverlust für weibliche Wiesnbesucher
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ricarda Krüger befürchtet darüber hinaus auch einen Sicherheitsverlust vor allem für weibliche Wiesnbesucherinnen: „Dass gerade am Wochenende der letzte Bus um kurz nach Mitternacht fährt, ist vor allem für junge Wiesnbesucherinnen nicht gut. Meistens beginnt um diese Zeit das Treiben in den Nachtlokalen, sodass viele erst in den frühen Morgenstunden die Heimreise antreten. Taxis sind um diese Zeit oft rar. Das stellt ein Sicherheitsrisiko dar.“ Auch der Verlust der Haltestelle direkt an der Loretowiese sei nicht im Sinne der Sicherheit.
Aus Sicht der beiden SPD-Vorsitzenden sei es nicht hinnehmbar, die Einschnitte mit dem Personalmangel abzutun. Man könne durchaus erwarten, dass der Inhaberin der Beförderungslizenzen für die Stadtlinien und die Verwaltung frühzeitig entsprechende Vorkehrungen treffen. Notfalls hätte man via Prämien oder durch Ausschreibungen für externe Honorarkräfte entgegenwirken müssen. Schließlich investiere die Stadt jährlich einen
siebenstelligen Betrag in den ÖPNV. Vor diesem Hintergrund sei es möglich, eine Sonderlösung für die zweiwöchige 5. Jahreszeit zu finden.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)
0 Kommentare