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Was tun mit halbleeren Gebäuden?

Torsten Klafft bei der Leersandskonferenz in Kolbermoor

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

25. September 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Kolbermoor / Landkreis Rosenheim / Bayern / Deutschland – Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist schwierig: Auf der einen Seite suchen Menschen verzweifelt nach Wohnungen, auf der anderen Seite stehen viele Gebäude teilweise oder sogar komplett leer. Bei der „Leerstandskonferenz“ in Kolbermoor diskutierten Experten aus ganz Deutschland und Vertreter der Kommunen über Lösungen.

Am letzten Abend der „Leerstandskonferenz“ in Kolbermoor stand Erfahrungsaustausch auf dem Programm. Fotos: Josefa Staudhammer

Drei Tage lang brachte die Leerstandskonferenz mit dem Titel „Jemand daheim?“ Licht in dunkle Treppenhäuser, verstaubte Oberschosse, ungenutzte Gästezimmer. Veranstalter war das Wirtschafts-Forum Mangfalltal in Kooperation mit dem  österreichischen Architekturbüro „nonconform“. Die rund 160 Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland. Auf dem Programm standen für sie Exkursionen zu verschiedenen Wohnmodellen in der Region, Workshops und Fachvorträge.
Am letzten Tag der Lösungssuche wurde bei einem gemeinsamen Abend im Kesselhaus der „Alten Spinnerei“ in Kolbermoor Fazit gezogen über das, was man in den vergangenen Tagen erlebt und gesehen hat. Dabei zeigte sich schnell, die eine Lösung gibt es nicht. Das bestätigt auch Torsten Klafft (unser Beitragsbild), Soziologe und Architekt bei „nonkonform“ im Gespräch mit Innpuls.me. Wichtig sei es darum, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, was sie sich eigentlich in Sachen „Wohnen“ wünschen und ihnen Beispiele aufzuzeigen, was tatsächlich alles möglich ist. Der 35-jährige wohnt selbst auf rund 60 Quadratmeter in einer Wohngemeinschaft in der Stadt und ist damit sehr zufrieden „Ich bin kein Dorfmensch. Ich werde also wohl weiter urban leben und der Platz reicht für mich leicht“, erzählt er.
Seine Vision vom Wohnen in der Zukunft: die Menschen rücken alle näher zusammen, teilen gerne und profitieren vom Miteinander.

Blick zum Rednerpult mit großem Bildschirm bei der Leerstandskonferenz

Aktuell sieht es aber noch für die meisten Menschen anders aus. Der Traum vom eigenen Einfamilienhaus ist auch in der jüngeren Generation noch hoch. Das Problem: Wenn dann später die Kinder groß sind und ausziehen, steht schnell einmal das halbe Haus ungenützt leer.

Theoretisch würden die Einfamilienhäuser 
in Deutschland für alle Einwohner reichen

Rund 18 Millionen Einfamilienhäuser gibt es aktuell in Deutschland. Das bedeutet rechnerisch bei rund 83 Millionen Einwohnern im Lande, dass es bei einer Belegung von 4,6 Personen pro Einfamilienhaus keinen weiteren Wohnungsbau geben müsste. Denn eines steht für die Vertreter von „nonkonform“ fest: Der Flächenfraß für Siedlungen muss ein Ende haben.
Bei den Exkursionen besuchten die Teilnehmer viele innovative Wohnideen in der Region, die zeigen sollten, wie Wohnen in der Zukunft aussehen kann. Beispielsweise ging es mit dem Bus zu den Forschungshäusern der TU München in Bad Aibling, bei denen die Strategie „Einfach Bauen“ konsequent umgesetzt wurde. Außerdem ging es zum Ortskern-Wohnen am Tannenhof in Bad Feilnbach, den Pallaufhof Münsing, der Landlmühle in der Gemeinde Stephanskirchen und noch einige andere Projekte. Nicht für alle gab es am Ende von den Exkursionsteilnehmern Lob. Zu einem innovativen Einfamilienhaus in der Region lautete das Fazit. „Wunderschön gebaut, aber keine echte Lösung für das Problem.“
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Josefa Staudhammer)

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