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Weißstörche im Höhenflug

Zwei Weißstörche im Nest.

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. August 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Hilpoltstein / Bayern – Meister Adebar ist weiter auf Erfolgskurs: in diesem Jahr hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) mehr als 1.200 brütende Weißstorchenpaare im Freistaat erfasst. „Im Vorjahr haben wir bereits den Rekord von über 1.000 Storchenpaaren geknackt. Doch in diesem Jahr wurden so viele brütende Störche in Bayern gezählt wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung der Bestandszahlen im Jahr 1900“, freut sich Oda Wieding, LBV-Weißstorchexpertin.

In ganz Bayern haben sich in diesem Jahr neue Storchenpaare niedergelassen. „Die meisten Neuansiedlungen gab es erneut vor allem in Westbayern, und zwar oft in ohnehin schon dicht besetzten Gebieten wie Oettingen im schwäbischen Ries und Uehlfeld im mittelfränkischen Aischtal“, erklärt die LBV-Biologin. Aber auch aus Ostbayern wurden dem LBV neue Storchennester gemeldet, so zum Beispiel in den Städten Amberg, Neumarkt in der Oberpfalz oder Schwandorf.

Nach dem alarmierenden Tiefststand vor gerade mal 35 Jahren, als 1988 nur noch 58 bayerische Brutpaare gezählt wurden, steigt die Population des Weißstorchs im Freistaat seit Anfang des Jahrtausends stetig an (siehe Grafik). Über 100 Neuansiedlungen stammen erneut vor allem aus Schwaben und Mittelfranken. „Wir rechnen sogar mit weiteren neuangesiedelten Storchenpaaren, die uns noch gar nicht gemeldet wurden, weil die Anwohnenden oder Hausbesitzenden gar nicht wissen, dass der Bestand der Weißstörche in Bayern vom LBV erfasst wird“, so Oda Wieding. Jede und jeder, dem vor Ort ein neues Storchenpaar auffällt, kann dies dem LBV per E-Mail melden an weissstorch@lbv.de.

Auch wenn die aktuelle Brutsaison noch nicht abgeschlossen ist, liegen dem LBV schon erste Daten zur Anzahl der 2023 flügge gewordenen Jungstörche vor. „Im Mai und Juni haben die meist kurzen Regenschauer zwar für einzelne Verluste unter den Jungstörchen gesorgt. Es war dann aber zum Glück weniger schlimm, als zuvor befürchtet. Nur im Voralpenraum starben vermehrt Jungvögel bei sehr starken Gewittern im Juni. Diese Rückschläge konnten aber durch Bruterfolge, wie zum Beispiel in Mittelfranken, ausgeglichen werden“, erklärt Oda Wieding.

Gründe für die Bestandserholung

Mit dem 1984 vom LBV im Auftrag des Landesamts für Umwelt (LfU) gestarteten Artenhilfsprogramm Weißstorch wurden Nahrungsflächen und Nisthilfen in Bayern gesichert und neu angelegt. Im Laufe des Projekts stellte sich heraus, dass der Bestand und Bruterfolg der Weißstörche im Freistaat auch stark von Gefahren auf dem Zug und in den Überwinterungsgebieten abhängig sind. Seit den achtziger Jahren beobachten die Expert*innen einen Wandel im Zugverhalten der Störche. „Ein Großteil der bayerischen Störche, die über die Westroute in den Süden ziehen, überwintert immer häufiger direkt in Spanien. Sie sparen sich dabei die Überquerung des Mittelmeers und weitere Gefahren, wie Nahrungsmangel oder Bejagung, die auf dem Weg in die afrikanischen Überwinterungsgebiete drohen. Dieses veränderte Zugverhalten sorgt dafür, dass immer mehr Störche wieder zu uns nach Bayern zurückkommen“, sagt Wieding.

Bayernkarte mit Weißstorch-Nestern und Satelliten-Telemetrie

Eine Weißstorch-Verbreitungskarte auf der LBV-Webseite gibt eine Übersicht zu den aktuell besetzten Nestern unter www.lbv.de/storch. „Dort kann jede und jeder nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zur Brut oder dem Nachwuchs schon gemeldet wurden und gerne auch aktuelle Daten schicken“, so die LBV-Biologin. „Wir freuen uns über jeden Weißstorchfan, der ein neues Nest für uns im Auge behält und das gerne auch längerfristig, um so durch einfache Datenmeldungen an den LBV zur Bestandsüberwachung beizutragen.“

Seit 2014 haben im Satelliten-Telemetrie-Projekt der Vogelwarte Radolfzell auch einige bayerische Jungstörche kleine GPS-Sender erhalten. Diesen Sommer wurden 20 Weißstörche mit neuen Sendern ausgestattet. Mit den Sendern sollen weitere Informationen über die Nahrungsflächensituation im Brutgebiet, die Zugrouten sowie die Gefährdungsfaktoren auf dem Zug und im Winterquartier gesammelt werden. Auf welchem Weg die bayerischen Weißstörche ab etwa Mitte August in den Süden fliegen kann jeder live im Internet mitverfolgen unter www.lbv.de/senderstoerche.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

 

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