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Weiterer Quellbach zerstört

Eiserner Trog bei ursprünglichen Bachlauf

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

19. Dezember 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Hilpoltstein / Forchheim / Bayern  – Nachdem vor einigen Wochen im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf und erst vor kurzem im nördlichen Landkreis Forchheim Teile des Eggerbachs ohne Genehmigung in einem streng geschützten Gebiet durch Baggerarbeiten massiv beschädigt wurden, hat der bayerische Naturschutzverband LBV nun einen zweiten stark zerstörten Quellbach bei Drügendorf (Landkreis Forchheim) entdeckt (unser Beitragsbild).

„Unbekannte haben in rund drei Kilometer Entfernung zum Eggerbach am Rande der sogenannten Langen Meile ein Hangende samt seinen Kalktuffstrukturen auf mehreren Metern komplett weggebaggert und stattdessen schwere Steine aufgeschichtet und einen eisernen Trog aufgestellt. „Dies ist innerhalb kürzester Zeit der zweite nicht genehmigte, massive Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum in der gleichen Gemeinde. Der Ablauf der Quelle bei Drügendorf ist nicht mehr wiederzuerkennen. Hier fand eine systematische Zerstörung statt“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.

„Teile des Hangs
wurden ausgebaggert“

Der betroffene Kalktuffbach liege im gleichen FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) wie der Eggerbach. Dieses Gebiet sei nach europäischem Recht streng geschützt, da Quelle und Bach stark bedrohten Tierarten wie dem Feuersalamander und dem seltenen Starknervmoos als einzigartiger Lebensraum diene. Bei einer Ortsbegehung habe sich den Naturschützern des LBV ein unglaubliches Bild geboten. „Teile des Hanges wurden abgebaggert und stattdessen schwere Steine treppenartig zum Hang aufgeschichtet. Das bisherige Rohr, das aus Gründen des Quellschutzes ohnehin längst hätte entfernt werden müssen, mündet nun in einen eisernen Trog, der wie ein überdimensionaler Blumentopf anmutet. Von einem naturnahem Quellbach, der wertvoller Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen sein soll, kann überhaupt keine Rede mehr sein“, so Oliver Thaßler von der LBV Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken.

„Unwiederbringlicher Schaden
für den Quellstandort“

Die Quellenexpertin des LBV, Eva Schubert, sieht in diesem erneuten illegalen Eingriff
einen unwiederbringlichen Schaden für den Quellstandort. „Die Kalktuffstrukturen sind
komplett zerstört. Das wird mindestens mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich dort wieder
etwas entwickelt, da dies ein hochsensibler Lebensraum ist.“ Der LBV fordert, dass der
illegale Eingriff vom Verursacher rückgängig gemacht wird, der Ursprungszustand
bestmöglich wiederhergestellt und zusätzlich weitere Schutzmaßnamen in der
Umgebung des Bachs durchgeführt werden.

LBV hat Anzeige geben
Unbekannt erstattet

Eine Nachfrage des LBV beim Bürgermeister der Gemeinde habe keinen Hinweis zur
Aufdeckung der Straftat ergeben, weshalb der LBV eine Anzeige gegen Unbekannt
erstatten wird. „Für uns ist dieser Naturfrevel eindeutig eine Straftat, für die wir eine
empfindliche Geldstrafe fordern, damit mögliche Nachahmende von weiteren derartigen
illegalen Eingriffen abgeschreckt werden“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.
Kalktuffquellen und -bäche wie diese gehören zu den prioritären Lebensraumtypen in der
EU, was bedeutet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieses
Lebensraumes hat, da er EU-weit selten ist.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: LBV – Copyright Eva Schubert)

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