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Wer war eigentlich Bruno Gröning?

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. Oktober 2021

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim – Beim Blättern und Stöbern in alten Rosenheimer Archiven gibt es Bilder, die ziehen den Betrachter in den Bann. Dazu zählt auch dieses Foto, dass an einem Herbsttag vor 72 Jahren am Rande der Stadt Rosenheim entstand: Zehntausende versammelten sich vor dem Traberhof, einer ehemaligen Ausflugsgaststätte – den Blick nach oben zu einem Balkon gerichtet. Dort steht ein Mann in schwarzem Hemd und ernstem Blick. Es ist der „Wunderheiler“ Bruno Gröning.

 

Menschenmassen vor dem Traberhof in Rosenheim. Sie alle wollen Bruno Gröning sehen, einen angeblichen Geistheiler. Fotos: Archiv Herbert Borrmann

Bruno Gröning kam im Jahr 1906 in Olivia im Kreis Danzinger Höhe zur Welt. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Nach seiner Schulzeit arbeitete er als Bauarbeiter, Tischler und Zimmermann.
Zweimal war er verheiratet. Aus erster Ehe gingen zwei Kinder hervor, die schon früh verstarben. Spätestens 1936 trat Gröning der NSDAP bei. Nach Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft lebe er in Westdeutschland und dort begann er als „Heiler“ zu wirken.
So viel zu den Informationen, die sich auf Wikipedia finden.

Als Gröning in Rosenheim auftauchte, war er am Höhepunkt seines Ruhms. Zeitungen und Funk begleiteten damals jeden seiner Auftritte. Das heitzte die Stimmung natürlich zusätzlich an.
In Rosenheim gab es damals kaum einen Menschen, der diesen Mann nicht kannte. Ein Rosenheimer Pressefotograf, der mittlerweile verstorben ist, hat ihn oft bei seinem Auftritten erlebt. „Er war sicher charismatisch. Aber auf mich wirkte er unheilvoll“, erzählte er oft. Besonders der „stechende Blick“ dieses Mannes blieb ihm in bleibender Erinnerung: „Das war schon fast gruselig“.
Schnell wurde Gröning als „Wunderdoktor“ verehrt. An seinen Gläubigen verteilte er Stanniolkugeln – „aufgeladen“ angeblich mit seiner Energie.
Das Spektakel in Rosenheim endete nach gut einem halben Jahr. Die Justiz legte Gröning die fahrlässige Tötung eines 17-jährigen lungenkranken Mädchens zur Last. Er wurde zu Geld- und Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt. Im Jahr 1959 starb er in Paris an Magenkrebs.
Nach wie vor existiert aber eine Gemeinschaft von Anhängern des angeblichen „Wunderheilers“ und diese treffen sich auch noch regelmäßig im Landkreis Rosenheim.

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