Rosenheim / Bayern /Deutschland – Kaninchen und Meerschweinchen brauchen Artgenossen, damit sie auch als Heimtiere ihr natürliches Verhalten zeigen können. Hamster sind dagegen klassische Einzelgänger. Angehende Tierhalter sollten sich deshalb schon frühzeitig informieren, mit wie vielen Tieren sie planen müssen, wie die Gruppe ideal zusammengeführt wird und wie die Geschlechterverteilung aussehen sollte. Hier Tipps vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH):
Im rechnerischen Durchschnitt gut zwei pro Haus: 2022 lebten in 2,2 Millionen Haushalten in Deutschland 4,9 Millionen Klein- und Nagetiere. Das ist das Ergebnis einer haushaltsrepräsentativen Erhebung im Auftrag des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V. und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF). Den größten Anteil daran haben Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster. Wie viele der Tiere man jeweils für ein artgerechtes Leben zusammen halten sollte, unterscheidet sich allerdings.
Partner- und Gruppentiere: Kaninchen und Meerschweinchen
Wer sich Kaninchen zulegen möchte, sollte mindestens paarweise denken. Dr. Maximilian Reuschel, Tierarzt an der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover erklärt dazu: „Kaninchen brauchen ein Partnertier, damit sie ihr natürliches Verhalten zeigen können. Dazu zählen etwa Fellpflege, Kommunikation und gemeinsames Spielen. Das kann ein Mensch alles nicht ersetzen.“ Ist die Gruppe sogar größer als zwei Tiere und harmoniert gut, dann bedeuten mehr Artgenossen mehr Beschäftigung. Die Gemeinschaft wirkt sich also positiv aus. Der Experte empfiehlt eine Partnerschaft aus einem Weibchen und einem kastrierten Männchen. Weibchen untereinander seien eher unverträglich, in rein männlichen Duos müssten beide Kaninchen kastriert sein.
Auch Meerschweinchen brauchen Gesellschaft. Drei bis fünf Exemplare sind das erklärte Ziel, weiß Dr. Reuschel: „Am verträglichsten ist hier eine Gruppe aus einem Männchen und zwei Weibchen. Die Weibchen untereinander streiten oft, wobei das Männchen gut reguliert. Eine rein männliche Gruppe funktioniert aber auch, wenn alle kastriert sind.“
Wichtig ist vor allem, dass es sich jeweils um Artgenossen handelt. Denn Meerschweinchen und Kaninchen können sich nicht gegenseitig ergänzen. Sie verhalten sich grundlegend anders und verstehen in der Regel ihre Kommunikation gegenseitig nicht. So stören sich die Tiere eventuell sogar, etwa wenn es nicht ausreichend Platz zum Ausweichen gibt.
Die Gruppe zusammenführen
Bei der Vergesellschaftung von einer ganz neuen Gruppe oder von vorhandenen Tieren mit einem neuen Mitglied, ist Neutralität das Zauberwort. „In einem neutralen Raum, in dem noch kein Tier irgendwelche Besitz- oder Revieransprüche hat, beginnen alle Tiere auf dem gleichen Level“, beschreibt der Tierarzt.
Bei Kaninchen eignen sich besonders Jungtiere als Neuzugang, da diese in eine bestehende Rangordnung hineinwachsen. „Vergesellschaftung von Kaninchen funktioniert immer mit Kämpfen um die Rangordnung in der Gruppe. Darauf muss man sich einstellen und sollte nicht dazwischen gehen und die Tiere auch nicht noch einmal über Nacht trennen, solange kein Notfall entsteht.“ Währenddessen am besten den Käfig säubern und neu anordnen, damit alle Tiere gleichzeitig in einem neuen Heim beginnen.
Von einer Gewöhnung über zwei benachbarte Gehege rät Dr. Reuschel allerdings ab: „Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, den man auch noch oft im Internet liest. Zwei Kaninchen sollen sich so schon mal durch die Gitter an den Geruch gewöhnen. Das Problem ist, dass sie sich auf diese Weise nicht miteinander um die Rangordnung auseinandersetzen können. Das staut sich dann alles auf und wenn die beiden zusammenkommen, dann geht es richtig los.“
Kaum anders ist es bei der Vergesellschaftung von Meerschweinchen. Dadurch, dass Meerschweinchen eine Fluktuation in ihrer Gruppe gewöhnt sind, funktioniert die Zusammenführung bei ihnen in der Regel aber einfacher.
Einzelgänger: Hamster
Wer sich nur um ein Tier kümmern möchte, könnte sich für einen Hamster entscheiden. „Hamster sind die klassischen Einzelgänger. Von Natur aus sind sie es gewöhnt, ihr eigenes Revier zu haben, das sie im Zweifel auch brutal verteidigen. Es gibt zwar Ausnahmen, aber in der Regel hält man einen Hamster besser allein“, fasst der Experte zusammen. Umso wichtiger ist es, dem Hamster ausreichend Beschäftigung in seinem kleinen Reich zu bieten.
(Quelle: Pressemitteilung IVH / Beitragsbild: Symbolfoto re)